Die Qual der Wahl
Auf der Suche nach der geeigneten IoT-Plattform stehen Unternehmen daher vor vielfältigen Problemen. Die schiere Masse der Angebote macht es unmöglich, selbst alle Plattformen zu prüfen. Dabei sind wichtige Fragen in Bezug auf die Plattformen zu klären:
Welche Funktionen bieten sie an, wie ist die Service-Qualität, sind die Angebote ausreichend skalierbar und ist der Anbieter beziehungsweise seine Plattform überhaupt zukunftssicher?
Bedeutet die Festlegung auf einen Anbieter einen Vendor-Lock-in, oder kann man ohne größere Probleme auf Alternativangebote umsteigen? Unter Umständen sind tiefgreifende Implikationen mit der Entscheidung verbunden, beispielsweise bei den zu verwendenden Protokollen und Bibliotheken.
Wie ist das Kostenmodell? Skalieren die laufenden Kosten mit der Menge der übertragenen Daten? Wer hier nicht aufpasst kann böse Überraschungen erleben.
Wo sind die Cloud-Daten gespeichert und sind sie vor fremden Zugriffen ausreichend geschützt? Immer mehr Anbieter, aber noch lange nicht alle, setzen für hiesige Kunden auf deutsche Rechenzentren. Wer international tätig ist, muss die Frage ebenso für andere Regionen stellen: In China und Russland dürfen die Daten aus rechtlichen Gründen das Land nicht verlassen.
Eine Fehlentscheidung bei der IoT-Plattform kann für den Gerätehersteller teuer werden, weiß Bernd Behler, Geschäftsführer bei tresmo: "Im schlimmsten Fall müssen Sie in Ihrem Projekt fast wieder bei Null anfangen, beispielsweise wenn Sie mit dem Anbieter auch das Protokoll für die Datenübertragung ändern und dafür die Firmware des Gateways anpassen müssen. Das dauert lange und kostet sehr viel - daher sollte die die IoT-Plattformauswahl gut durchdacht werden."
Wie findet man die richtige IoT-Plattform?
Letztlich helfen bei der Suche nach der geeigneten IoT-Plattform nur Datenbank-gestützte Systeme, um die Vielzahl der Auswahlkriterien vergleichen zu können. tresmo führt deshalb eine laufend aktualisierte Datenbank der ihr bekannten IoT-Plattformen mit den jeweiligen zentralen Eigenschaften. Auf diese Weise kann bei Projekten schnell eine erste Eingrenzung vorgenommen werden, wenn die Rahmenbedingungen geklärt sind. Das überschaubare Set der infrage kommenden Lösungen kann dann genauer betrachtet werden, um das Angebot herauszufiltern, das nach Abwägung aller Aspekte am besten passt. Die zentralen Kriterien für einen Vergleich der Plattformen hat tresmo in einer Checkliste zusammengestellt, die 75 Fragen in 10 Themenbereichen umfasst. Hier einige Beispiele:
Bietet die IoT-Plattform ein SDK (Software Development Kit) für die Ziel-Hardware und das Ziel-Betriebssystem?
Welche Kommunikations-Protokolle werden unterstützt?
Ist es möglich, eigene Business-Anwendungen und Dienste neben der IoT-Plattform zu betreiben?
Sind APIs vorhanden, um Administrations-Funktionen in bereits bestehende Unternehmens-Anwendungen zu integrieren (zum Beispiel CRM- oder ERP-Systeme)?
Die Checkliste basiert auf der Erfahrung aus über 30 IoT-Projekten. Sie hilft Unternehmen dabei, die richtigen Fragen an die IoT-Plattformanbieter zu stellen. Oft müssen dafür aber auch erst intern Fragen zum eigenen IoT-Vorhaben geklärt und Entscheidungen durch das Projektteam getroffen werden. Auffällig ist, dass sich bei den bisher von tresmo realisierten IoT-Lösungen kein Favorit unter den ausgewählten Plattformen herauskristallisiert hat. Dazu seien die Anforderungen zu individuell, so Behler. Ein Beispiel biete der Message-Broker, der die Daten in der Cloud entgegennimmt. Während im einen Fall die Kostenmodelle der drei großen Cloud-Anbieter - Microsoft, Amazon und IBM - zu teuer seien, könne beim nächsten Kunden die Situation völlig anders sein. Beispielsweise wenn sich Synergie-Effekte mit CRM- und ERP-Systemen, die dann zusammen mit der IoT-Anwendung in der gleichen Cloud betrieben werden, nutzen lassen.
Das Geschäftsmodell nicht vergessen
Wer jedoch nur auf die technischen Aspekte seines Produktes sieht und glaubt, allein daraus die richtige Entscheidung treffen zu können, der greift zu kurz. Der Anwendungsfall umfasst ja nicht eine einzelne Mülltonne oder einen einzelnen Smart-Watch-Nutzer. Geklärt werden muss beispielsweise, wie viele "Dinge" mit dem IoT verbunden werden. Ebenso macht es einen Unterschied, wie viele Daten nur lokal verarbeitet werden sollen und wie viele in der Cloud gesammelt werden. "Ob Sie in der Zielwelt zehntausend Geräte haben, die täglich jeweils ein Binärsignal senden oder ob mehrere Millionen von Geräten permanent dutzende Datenpunkte senden, die dann in Echtzeit verarbeitet werden müssen, macht einen riesigen Unterschied bei der Plattformentscheidung", erläutert Behler.
Spätestens hier geht es nicht mehr um die Technik, sondern um die Strategie des Unternehmens. Das Internet der Dinge ist mehr als eine Evolution der Steuertechnik. Es legt die Basis für datenbasierende Services, die neue Ertragsmöglichkeiten schaffen und damit das Geschäftsmodell - unter Umständen fundamental - wandeln können. Meist lassen sich erst durch diese Veränderungen die Investitionen in ein solches Projekt wirtschaftlich begründen. Deshalb sollte nicht nur die technische Seite des Projekts berücksichtig werden, sondern auch die damit verbundenen Prozesse aller Abteilungen und sogar die Management-Strukturen in die Überlegungen einbezogen werden.
Denn: "Wer den Schritt Richtung IoT geht, beginnt mit der Digitalen Transformation. Und die zieht sich immer durch das ganze Unternehmen. Da sind manchmal tiefgreifende Entscheidungen notwendig. Und das geht nur, wenn das Projekt von ganz oben getrieben wird", weiß tresmo-CEO Jan Rodig aus der Praxis.
Die komplette Checkliste zur IoT-Plattformauswahl können Sie bei tresmo unter folgender Mail-Adresse anfordern: Jan Rodig (jr@tresmo.de)