Recruiting auf TikTok & Co.

So finden Arbeitgeber Top-Talente

21.06.2023
Von 
Lisa Köppel ist Expertin der dc AG im Bereich Online-Marketing und verfügt über Kenntnisse und Erfahrungen in der Konzeption von Social Recruiting Kampagnen.

Hoch oder quer, ausgelassen oder seriös - das Format der Creatives

In den sozialen Medien geht nichts mehr ohne Videos - oder zumindest animierte Grafiken. Die "Creatives" richten sich nach dem Medium, allgemein gilt aber: je kürzer, desto besser. Wir erinnern uns: Die Zielgruppe sucht nicht aktiv nach einem neuen Job, entsprechend wenig Akzeptanz ist für langatmige Filme oder die staubtrockene Aufzählung von Job-Skills vorhanden. Dementsprechend ist ein Einstieg wichtig, der sofort die Aufmerksamkeit der Nutzer weckt und eine vertrauensvolle Augenhöhe herstellt.

Aktuell funktioniert hervorragend ein Intro à la "POV: Du bist Java-Developer …" Hier wird direkt mit der Ich-Perspektive gearbeitet, um dann sofort mit einem Pain-Point nachzusetzen: "… und "Hast keine Lust auf ständige Last-Minute-Änderungen der Spezifikationen?" Stehen die Creatives so weit, müssen sie in den Fokus der Zielgruppe gebracht werden. Hier gilt es, eine Balance zwischen Präsenz und Lebensdauer zu finden.

Wichtige Stellschrauben: Präsenz, Frequenz und Budget

Um überhaupt in die Wahrnehmung der potenziellen Kandidaten zu gelangen, sollte die jeweilige Kampagne mindestens ein halbes Jahr laufen. Damit Ermüdungserscheinungen vorgebeugt wird, empfiehlt es sich, die Creatives einer Kampagne regelmäßig auszuwechseln, ohne die grundsätzliche Ansprache zu verwässern. Parallel können die Formate für Displays, Plakate oder andere zielgruppenspezifische Werbeformen adaptiert werden, um eine Rundum-Kommunikation (360°-Kampagne) zu gewährleisten.

Idealerweise macht man auf das eigene Unternehmen und die Vorteile einer Mitarbeit aufmerksam, bevor ein konkreter Bedarf entsteht. Herrscht schon ein Mindestmaß an Bekanntheit, vermeidet man einen harten Kaltstart, wenn konkrete Stellen zeitnah besetzt werden müssen. Im Gegensatz zur Buchung von herkömmlichen Stellenanzeigen in Offline- und Online-Medien lassen sich alle relevanten KPIs exakt messen und für die Optimierung nutzen.

Messen und verbessern - mit den richtigen Methoden

Mit der Schaltung von Creatives auf den passenden Kanälen ist es noch nicht getan. Den Bewerbern sollte so wenig Interaktion wie möglich zugemutet werden, um das weniger stark ausgeprägte Interesse nicht zu ersticken. Dies bedeutet: Verzicht auf (Motivations-)Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse, etc. Verständlicherweise hat kaum jemand diese Dokumente auf dem mobilen Gerät parat, wenn intuitiv auf ein Creative geantwortet wird.

Dementsprechend sollte ein Link auf eine stellenspezifische Landingpage führen, die maximal Name, E-Mail und Mobilnummer abfragt - und direkt nach erfolgreicher Dateneingabe automatisiert eine Bestätigung generiert, um über das weitere Vorgehen zu informieren. Diese enthält ein Tracking-Element, um die Wirksamkeit der jeweiligen Kampagne zu messen und Daten für die Optimierung bereitzustellen. Im nächsten Schritt ist dann das HR-Team gefragt, um Kontakt aufzunehmen, weitere Daten zu sammeln und Kennenlern- und Folgegespräche zu initialisieren.

Bewerbungsverfahren so einfach wie möglich

Eins ist klar: Unternehmen müssen sich heute bei den Fachkräften bewerben - nicht umgekehrt. Dies sollte so niedrigschwellig wie möglich, aber gleichzeitig sehr zielorientiert und strategisch erfolgen. Erfolgsentscheidend ist, wie schnell und effektiv man die potenziellen Kandidaten für das Unternehmen einnimmt und die nächsten Schritte einleitet.

Social Recruiting eignet sich für diese Strategie sehr gut, erfordert aber auch eine ernsthafte und sorgfältige Beschäftigung mit den jeweiligen Eigenheiten der Kanäle und ihrer Nutzer. Aber auch Durchhaltevermögen und konsequente Datenerhebung und -nutzung tragen zum langfristigen Erfolg bei.

Lesen Sie auch

Job-Kandidaten in sozialen Netzen ködern

So kommunizieren Sie in Karriere-Netzwerken

Mit Social Media ins Abseits - oder zum Traumjob