CES 2022: IoT und KI

So digitalisiert Bosch sein Kerngeschäft

05.01.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Egal ob smartes Auto oder smartes Zuhause, Bosch will sein Kerngeschäft konsequent digitalisieren. Dabei setzt das Unternehmen auf die Verbindung von IoT und KI.
Den Absatz mit vernetzbaren Elektrowerkzeugen, Hausgeräten und Heizungen konnte Bosch von vier Millionen im Jahr 2020 auf mehr als sechs Millionen Stück im Jahr 2021 steigern.
Den Absatz mit vernetzbaren Elektrowerkzeugen, Hausgeräten und Heizungen konnte Bosch von vier Millionen im Jahr 2020 auf mehr als sechs Millionen Stück im Jahr 2021 steigern.
Foto: Bosch

Ganz im Zeichen der Verknüpfung von Internet of Things (IoT) und Künstlicher Intelligenz (KI) steht der Messe-Auftritt von Bosch auf der CES. Mitintelligenten und vernetzten Lösungen wollen die Schwaben den Alltag der Menschen verbessern. Um diesen Anspruch zu untermauern, startet das Unternehmen zudem die Kampagne "High-Tech LikeABosch - with many connected, intelligent, and sustainable solutions". Das Video zeigt etliche Bosch-Lösungen von der smarten Brille über das vernetzte eBike bis hin zum digitalen Zugangspass zur Arbeit.

KI erkennt Waldbrände

Welche Lösungen durch die Verknüpfung von KI und IoT möglich sind, präsentierte Bosch auf der CES an zwei Beispielen. Etwa einem Gas-Sensor mit KI, der wiederum im Silvanet-WildfireSensor von Dryad zum Einsatz kommt. Als "digitale Nase" soll er Waldbrände frühzeitig erschnüffeln. Dazu werden die Sensoren an Bäumen angebracht, wo sie kontinuierlich das lokale Mikroklima überwachen, um beginnende Brände zu erkennen.

Ein Gas-Sensor mit KI von Bosch soll im Silvanet Wildfire Sensor von Dryad Waldbrände frühzeitig erschnüffeln.
Ein Gas-Sensor mit KI von Bosch soll im Silvanet Wildfire Sensor von Dryad Waldbrände frühzeitig erschnüffeln.
Foto: Bosch

Ein anderes Beispiel ist das Sensorsystem Soundsee, das seit 2019 auf der Raumstation ISS ungewöhnliche Geräusche herausfiltert und mithilfe von KI-Algorithmen analysiert, um erforderliche Wartungsarbeiten zu signalisieren. Jetzt verfolgt Bosch gemeinsam mit dem Gesundheitsunternehmen Highmark in Pittsburgh eine weitere Idee: Die beiden Partner erforschen, wie Audio-KI als Diagnosewerkzeug in der Kindermedizin genutzt werden kann. Konkret arbeiten sie daran, die Sensoren und Algorithmen des Soundsee-Systems so anzupassen, dass sie Lungenkrankheiten wie Asthma schon in jungen Jahren erkennen können, indem sie die Atemmuster abhören und auswerten.

Wir digitalisieren unser Kerngeschäft konsequent

Auch wenn Bosch im Rahmen der CES nicht müde wurde, zu betonen wie intelligente und vernetzte Lösungen den Alltag von Menschen in allen Lebenslagen verbessern - aus rein altruistischen Motiven handelt das Unternehmen nicht. "Künftig wollen wir aus jedem Umsatz mit digitalen Produkten auch einen Service-Umsatz ableiten", gibt Tanja Rückert, Chief Digital Officer der Bosch-Gruppe, auf der CES die strategische Richtung vor und ergänzt: "Wir digitalisieren unser Kerngeschäft konsequent."

Mit KI und IoT zu neuen Business-Modellen

Tanja Rückert, Chief Digital Officer der Bosch-Gruppe: Wir digitalisieren unser Kerngeschäft konsequent.“
Tanja Rückert, Chief Digital Officer der Bosch-Gruppe: Wir digitalisieren unser Kerngeschäft konsequent.“
Foto: Bosch

Ein Mittel, um dies zu erreichen, ist die bereits erwähnte Verbindung von IoT und KI. Daraus soll ein Kreislauf entstehen, bei dem vernetzte Produkte Informationen liefern, die wiederum mittels KI verarbeitet werden und in Software-Updates für die Produkte einfließen. Zudem ist die Verknüpfung von KI und IoT für CDO Rückert der Schlüssel dazu, um neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Die Grundlagen dafür hat das Unternehmen bereits gelegt. So sind seit Jahresbeginn alle elektronischen Produktklassen vernetzbar. Zudem konnte die Gruppe den Absatz mit vernetzbaren Elektrowerkzeugen, Hausgeräten und Heizungen binnen eines Jahres um die Hälfte steigern - von vier Millionen im Jahr 2020 auf mehr als sechs Millionen Stück 2021. Und mit dem Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) hat der Konzern eine KI-Einheit aufgebaut, die bereits einen positiven Ergebnisbeitrag von rund 300 Millionen Euro liefert.

Jährlich vier Milliarden Euro für Software

Bosch will jährlich mehr als vier Milliarden Euro in seine Softwarekompetenz investieren - besonders in der Mobilitätssparte.
Bosch will jährlich mehr als vier Milliarden Euro in seine Softwarekompetenz investieren - besonders in der Mobilitätssparte.
Foto: Bosch

Allerdings waren dies nur erste Schritte. Jährlich sollen mehr als vier Milliarden Euro in die Softwarekompetenz des Unternehmens investiert werden, davon rund drei Milliarden in die Mobilitätssparte. Um die softwaredominierte Zukunft der Mobilität - Stichwort Software Defined Vehicle - zugestalten, will Bosch bis Mitte 2022 die Entwicklung für universelle Fahrzeugsoftware in einer Einheit bündeln.

Unter dem Dach der ETAS GmbH, eine hundertprozentige Bosch-Tochter, sollen übergreifend einsetzbare Fahrzeug-Basissoftware, Middleware, Cloud-Services und Entwicklungswerkzeuge entwickelt und vertrieben werden. Insgesamt sollen bis Jahresmitte 2.300 Fachleute aus unterschiedlichen Entwicklungsbereichen von Bosch und ETAS zusammengeführt werden.

Kooperation mit Microsoft

So will sich das Unternehmen für die Entwicklung von Fahrzeug-Betriebssystemen besser aufstellen und Kunden eine horizontale, domänenübergreifenden Plattform offerieren, um softwaredefinierte Fahrzeuge zu realisieren.

In der neuen Organisation soll auch die im Februar 2021 begonnene Zusammenarbeit von Bosch und Microsoft fortgesetzt werden. Ziel der Kooperation ist eine durchgängige Softwareplattform für die nahtlose Vernetzung von Autos mit der Cloud. Damit soll Fahrzeugsoftware künftig einfacher und während des gesamten Autolebens weiterentwickelt sowie über die Cloud auf Steuergeräte und Fahrzeugrechner aufgespielt werden.