Top Ten der Smart Cities

So digital sind Deutschlands Städte

16.10.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Smart City Nummer Eins in Deutschland ist München. Zu diesem Ergebnis kommt der Smart City Index 2023 des Bitkom.
Der Bitkom kürte zum fünften Mal die smartesten Städte Deutschlands.
Der Bitkom kürte zum fünften Mal die smartesten Städte Deutschlands.
Foto: Vietnam Stock Images - shutterstock.com

Zum fünften Mal hat der Bitkom im Rahmen des Smart City Indexes 2023 die smartesten deutschen Großstädte gekürt. Erstmal schaffte es dabei München auf Platz Eins. Die Bayern verdrängten damit Hamburg nach vier Jahren an der Spitze auf den zweiten Platz. Als Dritter schaffte es Köln auf das Siegertreppchen.

Die Top Ten

In die Top Ten des Smart City Rankings, bei dem jede Stadt maximal 100 Punkte erreichen konnten, schafften es:

  1. München (84,5 Punkte)

  2. Hamburg (83,9 Punkte)

  3. Köln (83,2 Punkte)

  4. Nürnberg (80,1 Punkte)

  5. Aachen (79,3 Punkte)

  6. Dresden (78,5 Punkte)

  7. Osnabrück (77,6 Punkte)

  8. Stuttgart (77,2 Punkte)

  9. Ulm (76,8 Punkte)

  10. Karlsruhe (76,6 Punkte)

Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur der Abstand unter den Podiums-Plätzen knapp ist - die Top Ten rücken insgesamt enger zusammen. So liegen zwischen Platz 4 und 10 liegen nur 3,5 Punkte Abstand, laut Bitkom so wenig wie noch nie.

Methodik

Das sind die 20 Top Smart Cities in Deutschland.
Das sind die 20 Top Smart Cities in Deutschland.
Foto: Bitkom

Für den Smart City Index analysierte der Bitkom mit Unterstützung von Visa, PwC und Uber 81 Städte mit einer Bevölkerung größer 100.000. Dabei wurden insgesamt 12.717 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Untersucht wurden die fünf Themenbereiche Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung.

Die fünf Bereiche selbst fächern sich in 37 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 157 Parametern bestehen - von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote und Umweltsensorik bis zur Breitbandverfügbarkeit und Digital-Fortbildungen für Lehrkräfte und Verwaltungsangestellte. Bei der Datenerhebung wurden die Kommunen aktiv einbezogen. Die Städte konnten Daten zur Digitalisierung liefern, jeweils mit Quellen belegt.

Damit punkten die Sieger

München konnte in dem Index vor allem in der Verwaltung und bei der digitalen Infrastruktur punkten. So gehört im München in den Augen des Bitkoms zu den führenden Städten bei der OZG-Umsetzung. So könnten viele Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern digital bearbeitet werden. Auch intern werde überwiegend digital gearbeitet.

Breitband und 5G

Ferner sei die bayerische Landeshauptstadt in der Kategorie IT und Kommunikation führend im Breitband- und 5G-Ausbau. Zudem sei auch der Glasfaser- und LoRaWAN-Ausbau sehr weit vorangeschritten. Und über Open-Data- und Geoportal werde eine Vielzahl an Daten bereitgestellt.

Hamburg punktet bei Mobilität

Die Themenbereiche und Indikatoren des Smart City Index 2023.
Die Themenbereiche und Indikatoren des Smart City Index 2023.
Foto: Bitkom

Der erstmals geschlagene Dauersieger Hamburg punktet dagegen bei den Themen Mobilität sowie Gesellschaft & Bildung. Besondere Stärken sieht der Index hier im Bereich Mobilität - zumal Hamburg Metropol-Modellregion für Mobilität ist. So gebe es zahlreiche Pilotprojekte in diesem Bereich, wie etwa Teleoperiertes Fahren (Vay), Digitale S-Bahn Hamburg oder die PrioBike-Säule.

Digitale Kompetenz

Im Bereich Gesellschaft und Bildung hebt der Bitkom unter anderem ein Medienentwicklungskonzept an allen staatlichen Schulen hervor. Weitere Pluspunkte seien die Förderung digitaler Kompetenzen für Lehrer und Verwaltungsangestellte sowie Digitalmentoren für Seniorinnen und Senioren. Positiv erwähnt werden ferne eine Bürgerbeteiligungs-Plattform und eine Plattform für lokalen Online-Handel.

Aufsteiger des Jahres

Aufsteiger des Jahres sind laut dem Smart City Index die Städte Rostock, Erfurt, Göttingen und Wolfsburg, So konnte sich Rostock um 31 Plätze auf Rang 40 verbessern. Ihren Aufstieg verdankt die Stadt vor allem Verbesserungen in den Bereichen IT & Kommunikation (+47 Plätze) und Mobilität (+36).

Erfurt, im Vorjahr noch auf dem letzten Platz, konnte sich um 26 Plätze verbessern und ist nun auf Platz 55 positioniert. Die rote Laterne trägt nun Bremerhaven mit 35.4 Punkten. Mit einer Verbesserung um jeweils 20 beziehungsweise 19 Plätze zählen Göttingen (53. Platz) und Wolfsburg (23. Platz) ebenfalls zu den Aufsteigern des Jahres.

Ranking nach Regionen

Je nach Bundesland sind die Großstädte unterschiedlich weit in ihren Digitalisierungsbemühungen. Wie bereits im Vorjahr schneiden Städte in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen im Mittel deutlich besser ab als der Durchschnitt. Hessen und Rheinland-Pfalz liegen knapp über dem Schnitt, in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen fallen die Ergebnisse unterdurchschnittlich aus.

Allerdings unterscheidet sich auch die Anzahl der im Ranking berücksichtigten Städte zwischen den Ländern deutlich - so gibt es in Sachsen überhaupt nur drei Großstädte, in Nordrhein-Westfalen dagegen 30. Für Bundesländer mit weniger als drei Großstädten lässt sich faktisch keine Aussage treffen.

Vorteil Hochschule

Auffällig ist, dass Universitätsstädte im Durchschnitt besser abschneiden. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst erklärt dieses Phänomen so: "In Städten mit Hochschulen fällt der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis deutlich leichter. Städte profitieren auch von Tech-Startups mit ihrem innovativen Technologie-Einsatz und frischen Blick auf Herausforderungen."

In vier Schritte zur Smart City

Auf dem Weg zur Smart City sollten die Städte in den Augen von Wintergerst noch folgende vier Punkte berücksichtigen:

  • Smart-City-Kompetenzen in der Stadtverwaltung bündeln.

  • Netzwerk aus lokaler Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aufbauen.

  • Digitalisierung der Mobilität und des Gebäudebestands priorisieren.

  • Unterstützung von Bund und Ländern beim Einsatz bereits entwickelter digitaler Lösungen einfordern.

Ein weiterer Aspekt, woran es oft hapert, so Wintergerst: Einzelprojekte in die Fläche zu bringen. Er appelliert deshalb an Berlin und die Landeshauptstädte: "Bund und Länder sollten nicht nur neue Leuchtturmprojekte wie etwa den KI-Einsatz in der Verwaltung fördern, sondern den Roll-Out von erprobten digitalen Lösungen viel stärker unterstützen."

Das Ranking der 81 deutschen Großstädte mit den Ergebnissen in allen Teilbereichen ist als interaktive Online-Karte verfügbar.