Podcast mit Pfizer-CIO/CDO

So beschleunigte Digitalisierung die Impfstoff-Entwicklung

08.02.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
In zehn Monaten einen Corona-Impfstoff marktreif entwickeln. Wie man mit Digitalisierung einen früher zehn Jahre dauernden Prozess verkürzte, erklärt Thomas Kleine, Head of IT & Digital bei Pfizer Deutschland, im Podcast.
Mit Hilfe von Digitalisierung konnte Pfizer die Entwicklung des Corona-Impfstoffs deutlich beschleunigen.
Mit Hilfe von Digitalisierung konnte Pfizer die Entwicklung des Corona-Impfstoffs deutlich beschleunigen.
Foto: cortex-film - shutterstock.com

"Wir müssen Digitalisierung mehr holistisch, also in ihrer Gesamtheit betrachten", empfiehlt Thomas Kleine, "wir haben IT entlang der gesamten Wertschöpfungskette eingesetzt, um diese Geschwindigkeit bei der Entwicklung des Impfstoffes zu erreichen." Und wenn Pfizer-CIO Kleine im IDG TechTalk von der gesamten Wertschöpfungskette spricht, dann meint er das auch so: Egal, ob Forschung, klinische Studien, beim Aufbau der Fertigung, der Produktion selbst, der Kontrolle der Lieferketten - überall zahlte die IT auf das Ziel ein, angesichts der weltweiten Pandemie möglichst schnell einen Impfstoff zu entwickeln und zu den Patienten zu bringen.

Wie sehr Digitalisierung und moderne IT-Prozesse im Detail beschleunigen können, verdeutlicht Kleine an einem Beispiel: "Die Datenbereinigung von klinischen Studien mit über 40.000 Teilnehmern wie beim Corona-Impfstoff dauert normalerweise ungefähr 30 Tage. Mittels KI haben wir es hinbekommen, diesen Prozess auf unter einen Tag zu reduzieren."

Dabei setzte Pfizer neben KI auch Technologien wie Augmented Reality, Dashboards zum Remote Monitoring der Produktion, Digital Operation Center mit 360 Gradcsso Blick, GPS-Tracking in Echtzeit etc. ein. "Dabei haben wir radikal und konsequent darauf geachtet, welche Technologien einen echten Outcome etwa im Sinne von mehr Geschwindigkeit haben und ob sich ihr Einsatz so schnell wie möglich skalieren lässt", erklärt Kleine die Entscheidungskriterien für den Einsatz neuer Technologien.

IT als integraler Bestandteil des Business

Doch Innovation durch moderne Technologie war nur ein Baustein für die digitale Transformation bei Pfizer, ebenso wichtig war das Brot und Buttergeschäft - also die klassischen operativen IT-Prozesse wie Support, Cybersecurity etc. "All diese Beispiele, wie wir die digitale Transformation umgesetzt und auch skaliert haben, wären ohne eine mindestens ebenbürtige Fokussierung auf das klassische Bread and Butter Business der IT nicht möglich gewesen", unterstreicht der CIO die Vorgehensweise bei Pfizer und konkretisiert es im IDG TechTalk.

Thomas Kleine, Head of IT & Digital bei Pfizer Deutschland, erzählt im Podcast, wie Digitalisierung die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes beschleunigte.
Thomas Kleine, Head of IT & Digital bei Pfizer Deutschland, erzählt im Podcast, wie Digitalisierung die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes beschleunigte.
Foto: Thomas Kleine

Wie wichtig dabei klassische IT-Prozesse wie Cybersecurity sind, verdeutlicht eine Zahl: "Die Attacken auf unsere IT-Infrastruktur haben sich in den letzten anderthalb Jahren verdoppelt. Wir sehen einen Anstieg von 260 Prozent gegenüber den beiden Vorjahren", erzählt Kleine im Podcast.

Dass die digitale Transformation gelang, liegt bei Pfizer auch am gelebten Business Alignment. Schon früh wurde im Unternehmen der Leitspruch "Science will win" um ein "and Digital will help us, do it faster" ergänzt. Für Kleine zeigt das nicht nur den Stellenwert den die IT im Unternehmen genießt, sondern auch, dass IT als integraler Bestandteil des Business gesehen wird.

Dass man bei Pfizer mit der Digitalisierung im Rahmen der Corona-Impfstoffentwicklung einen neuen Standard für künftige Produktentwicklungen geschaffen hat, zeigen die jüngsten Ereignisse: Rund fünf Monate nach der Entdeckung der Omikron-Variante im November 2021 soll Anfang April bereits ein neuer Impfstoff dagegen ausgeliefert werden.