Salesforce unternimmt einen zweiten Anlauf mit einer Doppelspitze. Firmengründer Marc Benioff teilt seinen CEO-Posten künftig mit Bret Taylor. Der Manager stieß 2016 zu Salesforce. Der SaaS-Spezialist hatte damals Taylors Unternehmen Quip übernommen, einen Anbieter von Productivity-Tools. Der Kaufpreis betrug knapp 600 Millionen Dollar. Der Quip-Gründer blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Taylor war bei Google einer der Köpfe, die Google Maps entwickelten. Später bei Facebook erfand er als Chief Technology Officer (CTO) den "Like"-Button.
Taylor habe maßgeblich zum Unternehmenserfolg und zu vielen Innovationen beigetragen, kommentierte Benioff die Beförderung. "Er ist seit Jahren mein treuer Freund, und ich könnte nicht glücklicher sein, ihn als Co-CEO begrüßen zu dürfen." Benioff verwies auf den sich rasch verändernden Markt. "Salesforce war noch nie so relevant und strategisch wichtig für unsere Kunden. Gemeinsam werden Bret und ich Salesforce durch unser nächstes Kapitel führen."
"Marc ist seit Jahren mein Mentor, mein größter Unterstützer und mein treuer Freund", gab Taylor die Komplimente zurück. "Mit ihm zusammenzuarbeiten, um das Unternehmen zu leiten, das er vor 22 Jahren mitbegründet hat, ist ein großes Privileg."
Doppelspitze - Salesforce nimmt zweiten Anlauf
Es bleibt allerdings abzuwarten, ob Salesforce' zweiter Anlauf mit einer Doppelspitze funktioniert. 2018 hatte Benioff Keith Block zum Co-CEO ernannt. Der Chief Operating Officer war 2013 von Oracle gekommen und sollte sich vorrangig um das Tagesgeschäft des Cloud-Pioniers kümmern. Ende Februar 2020 reichte Block überraschend seinen Abschied ein. Ein Grund dafür wurde nicht genannt.
Vor Salesforce liegt jede Menge Arbeit. Vor einem Jahr hat der SaaS-Anbieter den Collaboration-Spezialisten Slack für die Rekordsumme von 27,7 Milliarden Dollar übernommen. Die Tools sollen tief in alle Bestandteile der Salesforce-Cloud integriert werden. Obwohl diese Mammutaufgabe das Unternehmen aufhält, laufen die Geschäfte weiter gut. Für das Ende Oktober abgeschlossene dritte Fiskalquartal des Finanzjahres 2022 meldete der Hersteller Einnahmen in Höhe von knapp 6,9 Milliarden Dollar, etwa 27 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahresquartal.
Salesforce - Ausgaben explodieren
Allerdings schrumpfte der Gewinn deutlich von rund 1,1 Milliarden Dollar auf 468 Millionen Dollar. Hintergrund ist eine Kostenexplosion: Für Forschung und Entwicklung stiegen die Ausgaben von 900 Millionen Dollar im Vorjahresquartal auf nunmehr 1,2 Milliarden Dollar, für Marketing und Vertrieb von 2,4 auf 3,1 Milliarden Dollar. Insgesamt beliefen sich die operativen Kosten auf fast fünf Milliarden Dollar, 31 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Finanzjahrs 2021.
Diese Zahlen, ein eher verhaltener Ausblick in die Zukunft - wohl den Integrationsaufgaben geschuldet - und die hohen Erwartungen der Anleger sorgten dafür, dass die Aktie nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um über 20 Prozent einbrach. Aktuell bewegt sich das Papier zwischen 250 und 260 Dollar, weit weg vom Höchststand von knapp 310 Dollar Anfang November. Die Marktkapitalisierung von Salesforce liegt allerdings immer noch bei eindrucksvollen 223 Milliarden Dollar, Rivale SAP bringt es dagegen "nur" auf einen Börsenwert von 135 Milliarden Dollar.