Bei der Server-Virtualisierung konsolidieren Hypervisoren Server, die Zahl der Datenzugriffe auf dem Speicher steigt, und die Zugriffe sollen immer schneller geschehen. Das Angebot für Storage hinkt diesen aktuellen Anforderungen vieler Unternehmen gemäß dem Mooreschen Gesetz hinterher. Daher denken viele, dass es einer neuen, latenzarmen Technologie mit hoher I/O-Leistung bedarf, damit die Speicherebene wieder gleichziehen kann. Aufgrund der rückläufigen Preise für NAND-Speicher wurde der Markt mit einer neuen Kategorie von Enterprise-Storage-Lösungen überflutet: den "All-Flash-Arrays". Diese Speicher-Arrays bestehen komplett aus Flash-Speicher - entweder proprietären Flash-Modulen oder SSD-Laufwerken. Und sie sollen die Lücke zwischen Storage- und Prozessorebene schließen.
Dies wiederum führte zu einer veränderten Preisanalyse bei der Anschaffung von Storage-Lösungen: In der Vergangenheit wurde Speicher vor allem anhand der Kennzahl Euro/Gigabyte verglichen. Seit der Einführung von Flash-basierten Lösungen werden dagegen die Kosten zunehmend am Wert Euro/IOPS gemessen.
Flash-Speicher kann aber kostspielig und unsicher sein, manchmal beides zugleich. Und abgesehen von einer deutlich höheren Leistung unter bestimmten Bedingungen, auf die wir noch zu sprechen kommen, gibt es kaum Belege für konkrete Kosteneinsparungen. Das Wissen über Flash in der Branche wächst zwar; aber die folgenden Aussagen hört man immer wieder:
• Mythos 1: HDD-Arrays sind veraltet - die Zukunft gehört Flash.
• Mythos 2: Flash-Drives in Consumer-Qualität sind für die meisten Unternehmen gut genug.
• Mythos 3: Die meisten Unternehmen brauchen mehr Performance.
Schauen wir uns diese Mythen im Detail an und stellen sie den Ergebnissen einer im Jahr 2013 durchgeführten Studie des Forschungsinstituts Vanson Bourne gegenüber. Befragt wurden in einer national repräsentativen Stichprobe 100 britische IT-Manager aus Wirtschaftssektoren wie Finanzen, Produktion, Einzelhandel, Vertrieb und Logistik sowie der gewerblichen Wirtschaft mit mindestens 1.000 Mitarbeitern.
All-Flash - warum denn nicht?
Die hohen Anschaffungskosten von All-Flash-Arrays sind für drei Viertel der Befragten (75 Prozent) das wichtigstes Gegenargument gegen diese Speicherbausteine. Auch die Tatsache, dass All-Flash-Arrays neu und unerprobt sind, sorgt bei mehr als der Hälfte der Befragten (56 Prozent) für Bedenken. Dass für 99 Prozent Consumer-Flash-Drives im Unternehmen keineswegs die gewünschte Option sind, zeigt: Fachleute wissen, dass Flash-Speichermodule auf andere Weise ausfallen und Daten schwieriger wiederherzustellen sind.
Diese Zusammenfassung legt also, im Gegensatz zu Mythos 1, sogar die Schlussfolgerung nahe, dass eine weit verbreitete Nutzung von All-Flash-Storage in relativ weiter Ferne liegt. All-Flash-Arrays sind für viele der heute aktuellen Geschäftsherausforderungen einfach nicht ideal. Fast drei Viertel der Befragten würden sich statt für ein reines Flash-Array viel eher für klassische Festplatten (HDD) mit SSD-Cache oder Hybridlösungen aus Flash und HDD entscheiden.
Das führt uns zu weiteren vier Mythen. Denn auch darüber, was All-Flash Arrays von Hybridspeichern unterscheidet, gibt es gängige Fehleinschätzungen, die Anwender auf die falsche Fährte locken sollen.
• Mythos 4: All-Flash ist schneller als Hybridspeicher.
• Mythos 5: All-Flash verbraucht weniger Energie als Hybridspeicher.
• Mythos 6: All-Flash ist zuverlässiger als Hybridspeicher.
• Mythos 7: All-Flash ist nicht teurer als Hybridspeicher.
Auch diese Behauptungen treffen entweder nicht zu oder stellen zumindest grobe Verallgemeinerungen dar. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass All-Flash-Arrays nicht unbedingt schneller, günstiger oder besser sind als Hybrid-Arrays. In vielen realen Konfigurationen in Unternehmen können All-Flash-Arrays einigen klassischen HDD-Lösungen nicht das Wasser reichen.