Cloud-Anwendungen

Serverless Infrastructure erleichtert die Cloud-Nutzung

01.03.2017
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

Vor- und Nachteile einer "Serverless Infrastructure"

Eine Serverless Infrastructure bringt grundsätzlich einige Vorteile hinsichtlich einer einfachen Nutzung mit sich. Allerdings sollten auch die Kompromisse beachtet werden, die dabei eingegangen werden.

Vorteile

  • Automatische Skalierung und Fehlertoleranz

  • Automatisches Kapazitätsmanagement

  • Flexible Ressourcenverwaltung

  • Schnelle Bereitstellung der Ressourcen

  • Exakte nutzungsabhängige Abrechnung der Ressourcen

  • Konzentration auf den Kern des Source-Codes

Nachteile

  • Kontrollverlust

  • Erhöhtes Lock-in Risiko

Den Vorteilen einer "Serverless Infrastructure", darunter die automatische Skalierung und das Kapazitätsmanagement, steht der Nachteil gegenüber, dass ein Entwickler einen Großteil seiner Kontrolle verliert. Er hat beispielsweise nicht mehr die Möglichkeit, auf die virtuelle Maschine zuzugreifen oder Änderungen am Betriebssystem oder der Laufzeitumgebung vorzunehmen. Seine Freiheitsgrade sind damit deutlich eingeschränkt.

Ein weiteres Risiko besteht in einem erhöhten Lock-in Risiko. Die Serverless-Services bzw. die Funktionen der Cloud-Anbieter sind proprietär und lassen sich nur in deren Umgebungen nutzen. Dennoch, ein Lock-in muss nichts Negatives sein, ein Nutzer muss sich nur bewusst darauf einlassen und sich mit den möglichen Konsequenzen auseinandersetzen.

Wer also weiterhin die Kontrolle über seinen Infrastruktur-Stack behalten will oder muss und gleichzeitig vorsichtig mit dem Thema Lock-in umgeht, der sollte eine Serverless Architektur zunächst als Proof of Concept prüfen.

Anbieter einer "Serverless Infrastructure"

Insbesondere in den Portfolios der großen Public Cloud-Anbieter finden sich bereits seit längerer Zeit Services für den Aufbau einer "Serverless Infrastructure" wieder. Hierzu zählen:

AWS-Kunden wie Thomson Reuter, Periscope und Associated Press setzen Lambda bereits produktiv ein. Die ProSieben-Tochter Glomex hat von einer Server-zentrierten auf eine Lambda-Umgebung umgestellt und verarbeitet darüber 5 Millionen Datensätze pro Tag.

Serverless: Das Ende des IT-Betriebs?

Die abschließende Frage, die bei der Betrachtung des Serverless Konzepts aufkommt, lautet: Wird der klassischer IT-Betrieb in Zukunft noch benötigt? Schließlich übernimmt ein Cloud-Anbieter in diesem Modell die vollständige Verwaltung der zugrundeliegenden Infrastruktur.

Klar ist: Entwickler sind in der Cloud nicht mehr maßgeblich auf den IT-Betrieb angewiesen, denn dieser wird durch den Anbieter dargestellt. Im Falle von IaaS (Infrastructure-as-a-Service) bleibt die Situation weitestgehend unverändert. Hier muss sich das Skillset (vgl. "Infrastructure as Code": Der Admin 1.0 klickt - Der Admin 2.0 programmiert) des Operations-Team jedoch maßgeblich ändern oder sie werden durch Entwickler ersetzt. Ein Vorbild hierfür ist Google, wo das "Mission Control" Konzept der NASA adaptiert wurde.

Ein Entwickler, der für die Produktentwicklung eines Google Produkts zuständig ist, muss für sechs Monate im Cloud Infrastruktur-Team arbeiten, um zu verstehen, wie Google's globale Cloud-Infrastruktur funktioniert: "Eat your own dog food" in Perfektion.

Je höher man jedoch im Cloud-Stack wandert, desto unbedeutender wird der Job des IT-Betriebs. Unternehmen, die sich für PaaS oder eine "Serverless Architecture" entscheiden, sind maßgeblich auf Entwickler angewiesen, die die Entwicklung der Kernapplikation verantworten. Die vollständige Plattform und der Stack, den die Anwendungen benötigen, werden vom Cloud-Anbieter bereitgestellt und gewartet. Er übernimmt somit den Betrieb der Infrastruktur.

Der Appell an Systemadministratoren in Unternehmen, in denen die Cloud Bestandteil der IT-Strategie ist oder wird, kann daher nur einmal mehr lauten: Lernen Sie Programmieren! Entwicklerkenntnisse sind ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Überlebensstrategie.