Gulp-Auswertung

Selbständige Entwickler fordern 71 Euro in der Stunde

29.10.2014
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Aufwärtstrend unter IT-Freiberuflern: Nicht nur selbständige Softwareentwickler, sondern auch Berater, Trainer und Qualitätssicherungsexperten fordern ein höheres Honorar als 2013. Das ergab die aktuelle Analyse der Datenbank des Projektportals Gulp.

Einmal im Jahr wertet das Projektportal Gulp die Stundensatzforderungen der 90.000 IT-/Engineering-Freelancer aus, die in seiner Datenbank eingetragen sind. Zum fünften Mal in Folge haben die deutschen Freiberufler ihre Forderungen um einen Euro erhöht und sind mittlerweile bei 76 Euro in der Stunde angekommen. Das sind zwölf Euro mehr als noch 2004.

76 Euro in der Stunde sind allerdings nur ein Durchschnittswert. Wie viel ein IT-Selbständiger für seine Leistung verlangen kann, hängt unter anderem von seiner Position, seinem Alter und seiner Berufserfahrung ab.

Zum fünften Mal in Folge haben die deutschen Freiberufler ihre Forderungen um einen Euro erhöht.
Zum fünften Mal in Folge haben die deutschen Freiberufler ihre Forderungen um einen Euro erhöht.
Foto: MR.LIGHTMAN, Fotolia.com

Nach Position: Projektleiter und Berater fordern am meisten

Wer viel verdienen möchte, sollte Projekte leiten: Wie schon in den letzten Jahren fordern Projektleiter und Berater überdurchschnittlich hohe Honorare, derzeit 84 beziehungsweise 81 Euro. Neu ist, dass nun auch die Trainer mit ihren Forderungen über dem Schnitt liegen. Sie haben ihre Stundensatz-Erwartung um sechs Euro auf nun 80 Euro erhöht. Immer wieder haben die Trainer ihre Forderungen nach oben geschraubt: In den vergangenen fünf Jahren ergab das eine Steigerung um insgesamt 13 Euro - so viel wie keine andere Gruppe.

Den zweitgrößten Sprung haben im Vergleich zu 2013 die Qualitätssicherungs-Experten von 67 auf nun 70 Euro gemacht. Unverändert bleiben dagegen die Forderungen der Projektleiter, Engineering-Experten und Administratoren. Letztere fordern mit 61 Euro um 23 Euro weniger in der Stunde als Projektleiter.

Die Softwareentwickler sind die anteilsmäßig größte Gruppe in der Gulp-Datenbank. Verändert sich bei ihnen etwas, hat das die größten Auswirkungen auf den allgemeinen Durchschnitt. Und die Entwickler haben ihren Honorarwunsch im letzten Jahr von 70 auf 71 Euro angehoben - eine der Ursachen für die Erhöhung des allgemeinen Durchschnitts.

Nach Alter: Die Mittvierziger sind an der Spitze

Wer zwischen 45 und 50 Jahren alt ist, kann die höchsten Stundensätze fordern: 79 Euro sind das - und damit drei Euro über dem aktuellen Durchschnitt. Freelancer bis 60 Jahren liegen noch genau im Schnitt und ihre Kollegen über 60 mit 75 Euro nur einen Euro darunter. Sie fordern immer noch genau zehn Euro mehr als IT-/Engineering-Selbstständige unter 30 Jahren.

Nach Berufserfahrung: 25 Jahre zahlen sich aus

Wie viel Berufserfahrung braucht ein IT-Freelancer? Je mehr, desto besser - jedenfalls, was das Honorar betrifft. Ab 25 Jahren Erfahrung liegen die Stundensatzvorstellungen der Freelancer über dem Durchschnitt. Selbständige mit mehr als 25 Jahren Expertise fordern mit 79 Euro die höchsten Honorare aller Berufserfahrungs-Gruppen. Sie konnten ihre Vorstellung in den letzten Jahren um sechs Euro steigern.

Was Projektanbieter zahlen wollen

Ob ein Freiberufler seine Honorarforderung auch durchsetzen kann, hängt an der Nachfrage der Projektanbieter. Laut Gulp-Analyse liegt der kontaktierte Stundensatz derzeit im Schnitt bei 73 Euro und damit drei Euro unter der durchschnittlichen Forderung der freiberuflichen Experten. "Dementsprechend sieht auch das Bild in der direkten Gegenüberstellung von Forderung und Nachfrage nach Altersgruppe aus: Projektanbieter hätten es gerne ein wenig günstiger. In fast allen Altersgruppen liegt das kontaktierte Honorar unter der Forderung. Bei den Spitzenreitern, den 45- bis 50-Jährigen, ist der kontaktierte Stundensatz um zwei Euro niedriger und liegt bei 77 Euro. Doch bei den jüngeren Freelancern ist scheinbar noch etwas möglich: Selbstständige IT-Experten unter 35 Jahren fordern weniger als die Projektanbieter zu zahlen bereit sind", so das Fazit von Gulp.

Unerreichbare Schweizer

Wollen deutsche IT-Freiberufler höhere Honorare erzielen, haben sie in den deutschsprachigen Nachbarländern bessere Chancen. Schweizer IT-/Engineering-Freelancer fordern in ihren Gulp-Profilen derzeit im Schnitt 95 Euro pro Stunde. Auch die österreichischen Freelancer fordern mehr als ihre deutschen Kollegen und sind mittlerweile bei 79 Euro in der Stunde angekommen.