Welche Risiken sehen IT-Entscheider derzeit für den Geschäftserfolg ihrer Unternehmen?
Meinecke: Gut 70 Prozent nennen die steigenden Kosten, die beispielsweise durch Inflation und galoppierende Energiepreise zu verzeichnen sind. Hinzu kommen Cybersicherheit und die instabile politische Lage. Diese Einschätzung ist in allen Branchen identisch. Rund 60 Prozent sehen zudem ein mittleres bis großes Risiko darin, freie Stellen nicht besetzen zu können.
Wie reagieren die Unternehmen auf diese Risiken?
Meinecke: Um die Kosten im Griff zu behalten, wollen 76 Prozent auf digitale Technologien setzen. Jeder zweite Entscheider plant beispielsweise in den kommenden drei Jahren, verstärkt in KI-Anwendungen zu investieren. Viele wollen auch mit Data Science ihre Energiekosten transparent machen, ihre CO2-Bilanz verbessern oder mit vorausschauender Wartung den Verschleiß in ihrer Produktion verringern. Rund 80 Prozent hoffen, mit verstärktem Analytics-Einsatz Kosten sichtbar zu machen und in Prozessabläufen für mehr Transparenz und Effizienz sorgen zu können.
Datennutzung im Unternehmensalltag ist mangelhaft
Was sind die Stolpersteine in der Umsetzung?
Meinecke: Viele Betriebe tun sich mit einer systematischen Nutzung von Daten immer noch schwer. Ein neuralgischer Punkt liegt dort, wo der Übergang von der Experimentierphase in das Tagesgeschäft ansteht. Gut zwei Drittel der Befragten berichten, dass mit KI oder Machine Learning (ML) in Pilotprojekten gearbeitet werde, die anschließende Einbettung in die täglichen Geschäfts- und IT-Prozesse aber problematisch verlaufe. Sogar in der Zusammenführung verschiedener Datenquellen gibt es noch jede Menge Herausforderungen. Oft gibt es keine übergreifenden Datenmodelle, und die Business Cases sowie auch der Wert für das Geschäft sind unklar.
Woran liegt das?
Meinecke: Unserer Untersuchung zufolge fehlen 47 Prozent der Betriebe systematisch entwickelte Datenstrategien einschließlich zugrundeliegender Datenmodelle. Diese Betriebe sind dann auch seltener bereit in KI oder ML zu investieren. Als wichtige Hindernisse für den Aufbau einer systematischen Datenanalyse nennen drei Viertel einen Mangel an Know-how im eigenen Haus. Dazu kommen Sicherheitsbedenken: Jedes dritte Unternehmen hat sehr große Sorgen bezüglich Datenmissbrauch und Hackerangriffen.
Unternehmen werden in Sachen Cybersicherheit nicht aktiv
Womit wir beim Thema Cybersicherheit wären. Was zeigt Ihre Untersuchung hier?
Meinecke: Auffällig ist, dass sich 88 Prozent der Befragten von der Modernisierung ihrer Applikationslandschaft ein höheres Sicherheitsniveau versprechen. Das ist bemerkenswert: Jeder fünfte Entscheider räumt diesem Thema sogar höchste Priorität ein. Ansonsten fällt auf, dass Cybersicherheit zwar viel Aufmerksamkeit erfährt, die Unternehmen ihren Worten aber oft keine Taten folgen lassen. Das geht schon mit den Basisarbeiten los: Einen Notfallplan für Hackerangriffe hat nicht einmal jedes zweite Unternehmen erstellt, geschweige denn erprobt.
Wie fällt also Ihr Fazit der Studie aus?
Meinecke: Die Antworten der Entscheider zeigen, wie Unternehmen aktuell die Digitalisierung nutzen, um auf Geschäftsrisiken wie Kostenanstieg oder unsichere Geschäftslage zu reagieren. Eigentlich wissen alle, dass dafür eine solide aufgesetzte Datenstrategie unverzichtbar ist. Ausgehend von professionell festgelegten Datenmodellen gilt es im zweiten Schritt zu priorisieren. So lassen sich Erfolge mit digitaler Technologie ausrollen. Tempo gewinnen die Unternehmen mit einfach zu implementierenden Tools, wie sie beispielsweise mit Low-Code- oder No-Code-Technologien angewendet werden.