Deutsche Unternehmen sehen große Chancen, aber auch große Hindernisse bei der digitalen Transformation, könnte man die Ergebnisse einer Umfrage des VDI (Verband Deutscher Ingenieure) unter 1000 Fachleuten zusammenfassen. Als zentrales Problem wurde dabei - einmal wieder - das Thema IT-Fachkräftemangel ausgemacht. Wie Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft im VDI, ausführte, gaben zwar 20 Prozent der Befragten an, dass IT-Fachkräfte gut oder sehr gut verfügbar sind. Etwas mehr, also fast 23 Prozent, jedoch halten die Verfügbarkeit für schlecht bis sehr schlecht. Besonders betroffen sind laut Westerkamp die kleinen und mittelständischen Unternehmen - hier sind es 29,1 Prozent, die von einer schlechten bzw. sehr schlechten Verfügbarkeit sprechen.
Da gleichzeitig IT-Projekte im Zuge der digitalen Transformation wichtiger und größer werden, stellte das VDI bei den Befragten mit 52 Prozent einen deutlichen Trend in Richtung Outsourcing von Dienstleistungen fest. "Dieser Trend sollte uns zu denken geben", kommentierte VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer dieses Ergebnis. Zukünftig würden Dienstleistungs- und Geschäftsmodelle auf der Verfügbarkeit und Nutzung von Daten beruhen, erklärte er. Es werde darauf ankommen, sich hier nicht in die Abhängigkeit von anderen zu begeben, sondern notwendiges Know-how im eigenen Unternehmen und am Standort Deutschland zu haben.
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Trübe Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit
Die CeBIT-Umfrage des VDI ergibt außerdem, dass etwa 53 Prozent der Befragten die derzeitige internationale Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standorts Deutschland als durchschnittlich oder gar schlecht einschätzen. Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft im VDI: "Seit 2012 ist diese Zahl um über 20 Prozentpunkte gestiegen. Die Zahl der Experten, die diesen Parameter mit gut einschätzen, ist im gleichen Zeitraum hingegen um 20 Prozentpunkte gesunken. Das ist wirklich kein optimales Bild. Zeigt es doch, dass die Einschätzung zum heimischen IT-Standort kontinuierlich schlechter wird und dass wir einen gewaltigen Nachholbedarf haben."
Hoffnung auf eine positive Entwicklung gibt es dennoch. Auf die Frage, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standortes Deutschland in den nächsten drei Jahren verändern wird, glauben immerhin 39 Prozent der Befragten an eine Verbesserung. Das sind 19 Prozentpunkte mehr als noch 2012. Damit einhergehend erwarten auch stolze 85 Prozent der Befragten eine steigende Nachfrage nach IT-Fachkräften in den kommenden drei Jahren.
Die Geschäftsmodelle fehlen
Die VDI-Umfrage zeigt weiter, dass alle Technologien rund um die Produktion hinsichtlich der Digitalen Transformation bereits gut aufgestellt sind. "Deutschland ist hier stark und wir müssen alles tun, dass das so bleibt", betont VDI-Präsident Prof. Ungeheuer. "Mit 'Industrie 4.0' haben wir eine Marke in Deutschland entwickelt, mit der erneut eine internationale Sichtbarkeit für den Produktionsstandort Deutschland erreicht wurde. Dazu gehören auch die Bereiche der Robotik und der additiven Fertigungsverfahren, in denen wir in Deutschland ebenfalls in einer guten Ausgangsposition sind.
Für bedenklich hält Ungeheuer die Einschätzung zu neuen Geschäftsmodellen auf der Basis von Vernetzung und Online-Plattformen. Nur 15 Prozent der Befragten sehen Deutschland hier gut aufgestellt. Genau da müssten deutsche Unternehmen zulegen, so der VDI-Präsident, denn dies sei der Schlüssel, um auch in Zukunft Geld zu verdienen.
Gestiegene Sensibilität für IT-Sicherheit
Wichtiges Thema der jährlichen CeBIT-Umfrage des VDI ist auch die IT-Sicherheit. Positiv sieht Olaf Mischkovsky, Distinguished Systems Engineer bei Symantec Deutschland und Mitglied im VDI-Fachausschuss IT-Security, das Ergebnis, dass über 82 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass durch eine stärkere Sensibilisierung der Unternehmensmitarbeiter auch eine größere IT-Sicherheit erreicht werden kann. Gleichzeitig sieht er aber auch Nachholbedarf bei der ganzheitlichen Betrachtung der Risikobewertung, der Festlegung von Schutzzielen und bei einen integrierten Lösungsansatz verschiedenartiger Schutzmaßnahmen. Die Risikoanalyse stelle immer den Startpunkt dar, von dem aus Prozesse entwickelt, etabliert und die damit verbundenen Schutzmechanismen in einem Unternehmen umgesetzt werden, holte Mischkovsky aus. "Aus unserer eigenen Erfahrung kann ich Ihnen bestätigen: Alle Projekte, die direkt mit einer technischen Maßnahme begonnen haben, waren nicht erfolgreich."
Erstaunlich findet Mischkovsky, dass in der VDI-Umfrage nur 44 Prozent von den eigenen IT-Fachkräften fundiertes Wissen zu Richtlinien und Standards erwarten. "Gerade darauf sollte das Management den Fokus legen, ansonsten werden eben nur Produkte statt Lösungen implementiert."