Neue B-to-B-Services

Schufa-Kunden müssen die Interfaces wechseln

18.06.2012
Von 
Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur sowie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt am Main. Spezialgebiete: Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Logistik, Informationslogistik, Wissenschaft und Forschung.
Ab dem kommenden Jahr wird die Auskunftei ihre Bonitätsservices nicht mehr über die alte SCDI-Schnittstelle, sondern nur noch über das SIML-Gateway oder Web-Services anbieten.
Die Schufa ist derzeit häufig in den Schlagzeilen
Die Schufa ist derzeit häufig in den Schlagzeilen
Foto: Schufa

Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) ist in letzter Zeit häufiger in den Schlagzeilen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie ihre Systeme massiv modernisiert. So gehen hier die Mainframe-Zeiten unaufhaltsam dem Ende entgegen. Bereits seit Mitte vergangenen Jahres werden alle Services, die die Schufa ihren Vertragspartnern bei Banken, Versicherungen und TK-Unternehmen zur Verfügung stellt, nur noch über Unix-Systeme mit aktueller Java-Technik angeboten. Und bald endet auch die Ära der externen Host-basierenden Serviceschnittstellen.

Die Auskunftei wird ihre Kommunikationsschnittstelle "Schufa-Computer-Daten-Interface" (SCDI) auf Basis des SNA-Protokolls im kommenden Jahr endgültig abschalten. Den bislang unentschlossenen unter den rund 7.000 Vertragspartnern bleibt also noch etwa ein Jahr Zeit, ihre IT-Systeme an die aktuelle Schnittstellenstrategie der Schufa anzupassen. Als zusätzlicher Anreiz locken neue Dienste, vor allem im B-to-B-Bereich, die über das alte SCDI-Interface nicht mehr angeboten werden.

"Im Zuge unserer technologischen Erneuerung öffnen wir unsere Schnittstellen auch für den bei uns immer wichtiger werdenden Bereich der B-to-B-Wirtschaftsauskünfte", erläutert Jens Borchers, Verantwortlicher für das technische Anbindungs-Management bei der Schufa Holding AG in Wiesbaden. Die Vertragspartner der Schufa haben dabei die Auswahl zwischen zwei Schnittstellen: der neuen "Schufa-Information-Markup-Language" (SIML2) oder den neuen Schufa Web-Services (SWS), die auf dem Standard der Initiative Finanzprozesse (IFP) basieren; dabei handelt es sich um eine Gruppe von Unternehmen, die vom Genossenschaftsverbund über die Deutsche Bank bis zur Allianz-Versicherung-Gruppe reicht.

Über das neue Gateway soll der Datenaustausch mit den Vertragspartnern sicherer werden - dank Security-Optionen auf der Basis von Signaturen und Verschlüsselung. Das ist sinnvoll, denn im Gegensatz zu den alten Mainframe-Zeiten wird die physische Kommunikation auf der Grundlage offener Netze und VPNs (Virtual Private Networks) erfolgen, also nicht mehr zwangsweise über exklusive und teure Standleitungen.

Schnittstellen aus den 1970er Jahren

Die Mitte 2011 abgelöste Technik der Schufa stammte in ihren Ursprüngen noch aus der "Hochzeit" der Mainframe-Epoche. Das heißt, sie unterlag einer Reihe von Beschränkungen, beispielsweise einer auf 32.000 Byte limitierten Nachrichtenlänge. In den 90er Jahren begannen die Wiesbadener, ein optimiertes Host-Schnittstellenformat zu definieren: das besagte SCDI. Hauptvorteil gegenüber den davor üblichen, noch an Lochkarten orientierten Formaten war der, dass Datensätze komfortabler aufgeteilt und alle Einzelfelder über Feldnummern identifiziert werden konnten. "Dieses Verfahren war zu seiner Zeit schon sehr effizient", beteuert Borchers.

XML war ein großer Fortschritt

Die SCDI-Schnittstelle stammt aus den 70ern
Die SCDI-Schnittstelle stammt aus den 70ern
Foto: Schufa

Einen weiteren Meilenstein markierte zur Jahrtausendwende die Gründung der Schufa Holding AG. Für die neue Dachgesellschaft wurde eine eigene IT-Abteilung aus der Taufe gehoben. Damals hielten die ersten Unix-Server mit Java Einzug. "In diese Zeit des Aufbruchs fiel auch unsere erste XML-basierte Schnittstelle SIML1 aus dem Jahr 2003", berichtet Borchers. Dank des XML-Standards war es zum ersten Mal in der Unternehmenshistorie nicht mehr entscheidend, ob der Vertragspartner BS2000, MVS (heute z/OS), OS/400 (heute iSeries) oder Unix einsetzte.

Nachteil dieser Lösung ist aus heutiger Sicht vor allem, dass sich SIML1 noch auf das SCDI-Format stützt und damit auch noch dessen Restriktionen (Feldlängen Produktportfolio etc.) unterliegt. Borchers: "Wir haben faktisch eine XML-Version von SCDI gebaut - die Restriktionen des Mainframe-Konzepts blieben daher auch weiterhin erhalten."