Klartext Digitalisierung

Schluss mit dem digitalen Schwarz-Weiß-Denken!

Kommentar  26.07.2019
Von 


Thomas Kuckelkorn leitet die interne und externe Unternehmenskommunikation sowie die Öffentlichkeitsarbeit bei BCT. Als Vorstandsmitglied mehrerer Arbeitskreise, sowie des Kompetenzbereichs ECM im Bitkom, beschäftigt er sich auch unternehmensübergreifend intensiv mit den vielen Facetten der Digitalisierung.
Willkommen in der Schwarz-Weiß-Welt. Dieses Prinzip funktioniert deswegen so gut, weil es komplexe Sachverhalte zu stark vereinfacht. Das betrifft auch digitale Trends, die meist nur bipolar diskutiert werden.

Manchmal fühle ich mich an früher erinnert. Wie einfach war die Welt doch, als wir noch Kinder waren und Märchen unsere Orientierung im Leben prägten. Der Ritter in der dunklen Rüstung war böse und der Ritter in der weißen Rüstung gut. Hell und dunkel, gut und böse, Recht und Unrecht, Moral und Unmoral – alles genau definiert, dazwischen gab es nichts.

Chance oder Gefahr: Menschen neigen oftmals dazu, in Extremen zu denken - nicht nur in in stressigen oder schwierigen Situationen. Dieses Schwarz-Weiß-Denken verkompliziert auch die sachliche Einschätzung der Relevanz digitaler Trends und Technologien.
Chance oder Gefahr: Menschen neigen oftmals dazu, in Extremen zu denken - nicht nur in in stressigen oder schwierigen Situationen. Dieses Schwarz-Weiß-Denken verkompliziert auch die sachliche Einschätzung der Relevanz digitaler Trends und Technologien.
Foto: igorstevanovic - shutterstock.com

Eindeutige Strukturierungen helfen Kindern dabei, das eigene Denken und Handeln im sozialen Kontext zu entwickeln. Die Problematik dabei ist jedoch, dass viele Menschen dieses Denkmuster im Erwachsenenalter nicht ablegen. Ganz gleich worum es geht, sie müssen eine Kategorisierung wie im Kindermärchen vornehmen, die nur zwei Extrempole kennt. Und damit meine ich nicht etwa ein krankheitsbedingtes Rasterdenken, sondern bewusste beziehungsweise beabsichtigte Simplifizierungen. Fehlende Offenheit, unzureichende Kompromissbereitschaft oder mangelndes Wissen sind einige der Ursachen. Oft ist es zudem einfach die Suche nach dem bequemsten Weg.

Willkommen in der Schwarz-Weiß-Welt

Dieses Prinzip funktioniert in der öffentlichen Welt deswegen so gut, weil es komplexe Sachverhalte zur Orientierung stark vereinfacht – in den meisten Fällen zu stark. Das betrifft nicht nur politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Themen, sondern auch digitale Trends und Technologien, die meist lediglich bipolar diskutiert werden.
2019 scheint Artificial Intelligence (AI) das „große Los“ gezogen zu haben. Heilsbringerprognose oder Weltuntergangsszenario, Chance oder Gefahr: es gibt offenbar nur das Eine oder das Andere. Eine nuanciertere Debatte wird völlig ausgeblendet. Und täglich grüßt das Murmeltier!

Lesetipp: Löst Technologie die größten Menschheitsprobleme?

Wie viele andere technologische Entwicklungen zuvor, ist auch AI in erster Linie ein Werkzeug.
Die simple Frage, ob ein solches Werkzeug eine Chance oder eine Gefahr ist, bringt uns nicht weiter, denn die reale Welt besteht nicht nur aus Einsen und Nullen. Oft verharren Menschen in ihrem Schwarz-Weiß-Denken und betrachten die (digitale) Realität nicht vielschichtiger. Damit machen sie es sich meiner Meinung nach zu einfach! Schlimmer noch, sie verwehren sich selbst ein innovatives Denken und verbauen sich so den Weg in eine erfolgreiche digitale Zukunft. Die klügsten und kreativsten Köpfe unserer Geschichte haben es vorgemacht: Sie haben sich getraut, abseits viel befahrener Wege zu denken und zu handeln. Innovation ist kein „entweder oder“, sondern „sowohl als auch“.

Wir sollten also endlich differenziertere Diskussionen führen und die vielen Möglichkeiten jenseits der Extreme sehen und nutzen. Begrenzte Möglichkeiten führen zu limitierten Entscheidungen. Lasst uns mutig und kreativ sein, lasst uns Offenheit für neue und vor allem vielfältige Gedanken beweisen!
Das geht aber nur dann, wenn wir es schaffen, aus unserem kindlich-sicheren Denken sowie unserer Schwarz-Weiß-Welt herauswachsen.