So ganz können SAP-Anwenderunternehmen offensichtlich nicht von alten liebgewonnenen Gewohnheiten lassen. Nach wie vor besteht vielfach der Wunsch, SAP-Systeme kundenspezifisch anzupassen. Kunden wünschten sich, dass SAPihre Implementierungspartner ausbildet und in die Lage versetzt, Erweiterungen auf der SAP HANA Cloud Plattform zu bauen, berichtet der für Produkte und Innovation zuständige SAP-Vorstand Bernd Leukert. "Hier investieren wir derzeit massiv."
Das ist allerdings kein Selbstläufer, wie der SAP-Manager durchblicken lässt. "Bisher sind wir davon ausgegangen, dass es die Implementierungspartner aus eigenem Antrieb angehen", sagt Leukert. Mittlerweile sei jedoch zu erkennen, dass sich die Partner nicht so recht aus ihrem bekannten Rahmenmodell und ihrer Komfortzone heraustrauen. "Bei der SAP HANA Cloud-Plattform muss man neu dazulernen", konstatiert der SAP-Vorstand.
- 2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte." - 2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet. - 2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück. - 2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System. - 2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten. - 2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro. - 2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind. - 2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar. - 2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand. - 2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern. - 2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt. - 2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert. - 2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000. - 2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen. - 1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen. - 1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“. - 1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE). - 1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch. - 1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz. - 1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig. - 1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf. - 1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab. - 1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie. - 1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf. - 1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert. - 1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus. - 1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld. - 1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.
Leukert geht allerdings nicht davon aus, dass der Grad der Anpassungen auf der neuen Plattform die gleiche Dimension erreichen wird, wie in der Vergangenheit. Implementierungspartner hätten früher mit R3 und ERP die Gelegenheit genutzt, tausende von Modifikationen und Veränderungen in die Systeme einzubauen. Heute nutzten Unternehmen dagegen die Chance, kundenspezifisch angepasste Systeme zu entschlacken. "Wenn Best Practices von SAP nicht mehr ausreichen, brauchen Bereichsleiter eine Genehmigung, um davon abzuweichen", berichtet der SAP-Manager aus der Praxis.
SAP denkt über Service-Marktplatz nach
Die SAP-Verantwortlichen denken außerdem darüber nach, auf ihrerCloud-Plattform einen Katalog verschiedenster Web Services anzubieten. Leukert nennt als Beispiele gängige Formate wie Landkarten oder Wetterdaten. "Daten, die man sich sonst als Partner oder Kunde selbst zusammensuchen muss", sagt der SAP-Mann. An dieser Stelle wünschten sich die Kunden, dass SAP einen solchen Servicekatalog zur Verfügung stelle.
Damit steht SAP allerdings erst am Anfang. "Hier müssen wir noch Erfahrungen sammeln", räumt Leukert ein. Es gibt unterschiedliche Modelle, diese Services an die Kunden weiterzureichen. SAP könnte ein Geschäftsmodell vordefinieren oder eine Flat Fee anbieten. Als Beispiel nennt Leukert Landkarten: Kunden müssten dann beispielsweise der SAP für eine bestimmte Zahl von Aufrufen einen Betrag X zahlen, beschreibt der SAP-Manager das Geschäftsmodell. SAP könnte aber auch als reiner Kataloganbieter auftreten und nur die APIs zur Verfügung stellen.
Das eigentliche Geschäft werde dann zwischen dem Kunden und dem Partner vereinbart. In diesem Modell ließen sich jedoch keine Skaleneffekte erzielen, sagt Leukert. "Wenn wir für mehrere Tausend Kunden sprechen, ist das natürlich eine andere Verhandlungsbasis, als wenn jeder Kunde einzeln seine Verhandlungen führt."
Das Marktplatzgeschäft in der Cloud ist nicht einfach. Erst kürzlich musste die mit großen Ambitionen gestartete Deutsche Börse Cloud Exchange nach nur wenigen Monaten ihren Betrieb einstellen. Hier müsse man erst dazulernen, sagt Leukert, deshalb sei SAP an dieser Stelle sehr vorsichtig.
SAP Hana Cloud soll keine reine SAP-Cloud bleiben
SAP will ihre SAP HANA Cloud Platform ganz klar als Platform as a Service (PaaS) im Markt positionieren. "Wir wollen nicht in den IaaS-Bereich, wo sich Microsoft mit Azure und AWS tummeln", stellt Leukert klar. SAP verfolge das Ziel, auch andere Softwarehersteller mit ihren Lösungen für die SAP-Cloud zu gewinnen. Leukert berichtet, dass bereits erste Salesforce-Partner Interesse gezeigt hätten. Der Grund: Die Geschäftspraktiken von Salesforce würden so manche Partner abschrecken und vergraulen. Der US-amerikanische SaaS-Spezialist locke Partner an, und baue - wenn deren Modell gut funktioniere - vergleichbare Angebote auf. Damit trete Salesforce in Wettbewerb mit seinen Partnern.
Das will SAP anders machen. "Wir teilen unsere Entwicklungsplanung und machen sie nach bestem Wissen und Gewissen transparent", verspricht Leukert. SAP sei auch bereit, mit potenziellen Partnern über eine Face-out Period zu sprechen. Damit garantiere SAP dem Partner für eine bestimmte Periode sein Business nicht anzugreifen. "In einer fairen Partnerschaft, die langfristig und nachhaltig sein soll, braucht man einen Ehrenkodex", sagt der SAP-Vorstand.
Während sich SAP hinsichtlich zusätzlicher Services für sein Cloud-Angebot offen zeigt, bleibt der größte deutsche Softwarehersteller an anderer Stelle unbeweglich. Zuletzt hatten Vertreter der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) wiederholt darauf gedrängt, die neue Business Suite S/4HANA auch für andere Datenbankplattformen zu öffnen. Viele bestehende SAP-Installationen laufen auf Datenbanken von IBM, Microsoft und vor allem von Oracle. "Wir haben den Wunsch wahrgenommen", sagt Leukert.
S/4HANA wird es nur für HANA geben
Das Statement der SAP bleibe aber ganz klar: "S/4HANA wurde für SAP HANA gebaut und designt. Und es wird auch nur für die HANA-Plattform freigegeben." Man habe bewusst die Entscheidung getroffen, mit S4/HANA ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, um Vorteile hinsichtlich der Geschwindigkeit zu erzielen, und auch durch die integrierten Business Libraries zu nutzen, begründet der SAP-Manager seine Strategie. Die Vereinfachung des Datenmodells in den Applikationen sei nur gelungen, indem Business Suite und S/4 getrennt wurden. Die Integration von Planungs-, Simulations- und Analysemöglichkeiten funktioniere nur, weil Predictive Libraries aus der HANA-Plattform genutzt würden. SAP werde noch einmal mit dem DSAG-Vorstand in Dialog treten und diesen Sachverhalt noch einmal erklären, kündigte Leukert an.
- Schwerpunkte bei SAP-Investitionen
Rollout, Konsolidierung, Harmonisierung - das sind wie schon in den vergangenen Jahren die Schwerpunkte der SAP-Investitionen seitens der Anwender. Während das Interesse an HANA und S/4HANA langsam wächst, sind SAPs Cloud-Angebote noch lange nicht im Markt angekommen. - Digitale Transformation
Investitionen in die Digitalisierung der Geschäftsmodelle und Prozesse werden wichtiger, sagen vier von fünf befragten SAP-Anwenderunternehmen. - Wer entscheidet über SAP-Investitionen?
Der Einfluss der Fachbereiche wird größer. In mehr als der Hälfte aller Unternehmen entscheiden IT- und Fachbereichs-Verantwortliche gemeinsam, wohin SAP-Investitionen fließen. Wo das nicht der Fall ist, hat meist noch die IT das Sagen - bis auf die Schweiz. Hier schwindet die Macht der IT-Abteilung.
Das sei aber keine bewusste Entscheidung gegen etwas, erläutert Leukert. SAP habe jahrzehntelang datenbank-agnostisch entwickelt. Dabei hätte der Softwarehersteller das eine oder andere Mal an der SQL-Schnittstelle auf plattformspezifische Vorteile verzichtet. Diese hätten jeweils kundenspezifisch entwickelt werden müssen. "Das haben wir mit S/4HANA aufgegeben", sagt der SAP-Vorstand. "Wir sagen ganz klar: S/4HANA wird es nur für HANA geben."
Kunden mit der Business Suite verspricht Leukert, dass SAP zu seinen Zusagen stehe, dass alle Releases und neue Funktionen auch weiterhin alle gängigen Datenbankplattformen im Markt unterstützen werden. SAP will die Business Suite bis 2025 weiter unterstützen. Die langfristige Wartungszusage über zehn Jahre habe SAP bewusst gegeben, um den Kunden Planungs- und Investitionssicherheit zu geben. Die Interpretation, SAP werde die Business Suite dann 2025 vom Markt nehmen, sei jedoch falsch. "Diese Aussage haben wir so nie gemacht", stellt Leukert klar. Noch ist offenbar nicht entschieden, was danach passieren wird. SAP zufolge wäre es angesichts der rasanten Veränderungen im Markt verantwortungslos, jetzt schon verbindliche Zusagen zu geben, was über 2025 hinaus geschehe.
SAP will Technologie-Lieferant bleiben
"Die Geschwindigkeit zurzeit ist derart hoch, wie ich es in der Vergangenheit noch bei keiner Veränderung erlebt habe", berichtet der SAP-Manager. Die spannende Frage im Zuge der Digitalisierung ist aus Leukerts Sicht, ob die Unternehmen bereit sind, ihre Kompetenzen klar auf den Tisch zu legen und Partnerschaften einzugehen - auch industrieübergreifend, um solche Industrie-4.0- und IoT-Geschäftsmodelle zu etablieren. Aus Sicht des SAP-Vorstands sollten sich die Unternehmen, die mit dieser rasanten Geschwindigkeit mithalten wollen, starke Partner suchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Es sind Technologie- und Industriekompetenz erforderlich, um in dieser neuen Welt erfolgreich zu sein."
- IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player. - Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten. - Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit. - Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert. - Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird. - IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können. - Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann. - Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit. - SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing". - Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren. - PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.
SAP versteht sich dabei als Technologielieferant. Leukert zufolge werde die Wertschöpfung vom Brand der Industrie kommen. "Jeder, der einen Service von Siemens nutzt, wird auch die Marke Siemens sehen." Die Technologieunternehmen würden die Kernkomponenten zur Verfügung stellen. "Ich glaube nicht, dass man Erfolg hat, wenn man das Geschäftsmodell der führenden großen Industrieanbieter herausfordert", sagt Leukert. Es sei denn, die Industrie ist nicht bereit, in die digitale Welt einzusteigen. Dann werde es über Startups und Wettbewerber möglich sein, diesen Markt disruptiv zu verändern.
Wer allerdings bereit sei, seine eigenen Geschäftsmodelle disruptiv zu hinterfragen, werde nach wie vor Erfolg haben. Leukert zufolge werde es aber kaum möglich sein, ein Unternehmen aus der Fertigung oder den Financial Services innerhalb weniger Jahre zu einem digitalen Unternehmen mit massiver Softwarekompetenz zu machen. "Wir werden also in eine Phase eintreten, in der Partnerschaften industrieübergreifend und sogar zwischen Wettbewerbern notwendig werden."