Partnerschaft mit appliedAI

SAP will KI praxistauglicher machen

14.08.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Viele Betriebe tun sich schwer, KI in ihre Geschäftsprozesse einzubauen. Um das zu ändern, will SAP enger mit der Initiative appliedAI zusammenarbeiten.
Wenn es nur so einfach wäre - auf den KI-Knopf drücken und schon laufen alle Business-Prozesse wie geschmiert. In der Praxis tun sich die Betriebe jedoch schwer mit dem KI-Einsatz.
Wenn es nur so einfach wäre - auf den KI-Knopf drücken und schon laufen alle Business-Prozesse wie geschmiert. In der Praxis tun sich die Betriebe jedoch schwer mit dem KI-Einsatz.
Foto: NicoElNino - shutterstock.com

SAP verstärkt seine Bemühungen, KI-Funktionen und -Anwendungen breitflächig im Business-Alltag seiner Kunden zu verankern. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass sich viele Unternehmen genau damit schwer tun. Analysten von Gartner prognostizierten vor kurzem, dass mindestens 30 Prozent der generativen KI-Projekte (GenAI) nach dem Proof of Concept (PoC) bis Ende 2025 wieder aufgegeben werden. Die Gründe: schlechte Datenqualität, unzureichende Risikokontrollen, eskalierende Kosten sowie unklare Geschäftsvorteile.

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Damit sich diese Kassandrarufe nicht bewahrheiten, hat SAP eine Partnerschaft mit der Initiative appliedAI geschlossen. Gemeinsam sollen KI-Szenarien eruiert und geeignete Anwendungsfälle für SAPs Kunden identifiziert werden, hieß es in einer Mitteilung. Ziel der Partnerschaft sei es, "effektive Lösungen zu finden, die in der industriellen Anwendung Vorteile bringen und die Implementierung von Künstlicher Intelligenz vorantreiben".

appliedAI will bei KI-Transformation unterstützen

appliedAI ist eigenen Angaben zufolge Europas größte Initiative für die Anwendung vertrauenswürdiger KI-Technologie. Die Initiative wurde 2017 von Andreas Liebl als Bereich der UnternehmerTUM München aufgebaut und 2022 in ein Joint Venture mit dem Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) Heilbronn überführt. appliedAI will Konzerne wie BMW und Siemens, aber auch mittelständische Anwenderunternehmen ganzheitlich bei ihrer KI-Transformation unterstützen, formulieren die Verantwortlichen ihre Mission. Dabei helfen soll der Austausch und gemeinsame Aufbau von Wissen, Beschleuniger-Programme sowie spezifische Lösungen und Services.

Hier könnte offenbar SAP mit ins Spiel kommen. Viele Partner der appliedAI Initiative nutzten SAP. In Kombination mit der neuen Zusammenarbeit der beiden Unternehmen eröffne dies dem appliedAI-Partnerschaftsnetzwerk neue Möglichkeiten, "Geschäftsprozesse mit KI zu optimieren und Daten besser zu nutzen, insbesondere in den Bereichen Finance, HR und Supply Chain", hieß es.

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"Ein wesentlicher Schlüssel, um Effizienzen mit KI zu heben und betriebliche Abläufe zu verbessern, liegt in der Nutzung von KI in Geschäftsprozessen", kommentierte Andreas Liebl, CEO und Co-Founder von appliedAI, die Partnerschaft mit SAP und sprach von einem "idealen Partner für unsere Mission, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu halten und auszubauen".

Philipp Herzig, Chief AI Officer der SAP SE, bezeichnetet die Kooperation als wichtigeN Schritt, um weitere KI-Anwendungen in Geschäftsprozessen zu evaluieren und voranzutreiben. "Die Zusammenarbeit ermöglicht es uns und unseren Kunden, das Potenzial der Technologie noch besser auszuschöpfen und dabei gemeinsam mit dem appliedAI-Partnernetzwerk auch das notwendige Wissen über KI in den Unternehmen aufzubauen."

Für Philipp Herzig, Chief AI Officer der SAP SE, geht es darum, das Potenzial der KI-Technik besser auszuschöpfen.
Für Philipp Herzig, Chief AI Officer der SAP SE, geht es darum, das Potenzial der KI-Technik besser auszuschöpfen.
Foto: SAP SE

Herzig zufolge setzen bereits mehr als 27.000 Kunden SAP Business AI ein. Der deutsche Softwarekonzern bemüht sich seit knapp eineinhalb Jahren, verschiedenste KI-Funktionen mit seinen Business-Anwendungen zu verdrahten. Zentrale Bausteine dafür sind der GenAI-Assistent Joule sowie der Generative AI Hub im SAP AI Core, der via SAPs Business Technology Platform (BTP) bereitgestellt wird und über den Kunden und Partner auf verschiedene KI-Modelle zugreifen könnten.

SAP erweitert KI-Funktionen

In einem Blog-Beitrag stellte Herzig Mitte August neue KI-Funktionen im SAP-Portfolio vor. Beispielsweise könnten Compliance- und IT-Fachleute mit Hilfe von Joule Gesetzesänderungen im Kontext ihrer Unternehmens- und SAP-Lösungen evaluieren. So erhielten Anwender schneller Antworten auf ihre Fragen, wie Gesetzesänderungen ihre SAP-Produkte und Geschäftsprozesse betreffen.

Der SAP Automation Pilot unterstützt Herzig zufolge Entwicklerteams bei der Erstellung von DevOps-Automatisierungsabläufen. Auf Basis einfacher Prompts ließen sich Projekte schneller umsetzen, ohne fundierte Kenntnisse in verschiedenen SAP-Tools und der Programmierung zu benötigen. Neue KI-gestützte Funktionen in SAPs Integration Suite sollen Entwicklern darüber hinaus helfen, Anomalien schneller zu erkennen, beispielsweise plötzliche Anstiege oder Rückgänge von API-Aufrufen. Diese Technologie trage dazu bei, Probleme zu identifizieren und zu beheben, bevor sie sich ausweiten, verspricht Herzig den Anwendern.

Anwender fordern einfacheren Zugang zu KI - auch on-Premises

Für die SAP-Verantwortlichen wird es vor allem darum gehen, den konkreten Business-Mehrwert durch die neuen KI-Funktionen herauszuarbeiten. Denn viele Kunden sind nach wie vor skeptisch, was den KI-Einsatz betrifft. Sauer stößt weiten Teilen der SAP-Klientel vor allem die Tatsache auf, dass KI-Innovationen nur Kunden mit RISE-Verträgen vorbehalten bleiben und mit dem Cloud-Einsatz gekoppelt sind.

So wollte sich denn auch fast die Hälfte der Anfang des Jahres von der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) befragten Kunden nicht zur KI-Strategie der Walldorfer äußern. Gerade einmal jede/r Zehnte bezeichnete sie als gut, 21 Prozent gaben zumindest ein "befriedigend". Konkret gefordert seien praxisrelevante Use Cases und eine offene Integration, die auch On-Premises funktioniert, hieß es im Frühjahr 2024 in einer Mitteilung der Anwendervertreter.

SAP-Kunden sehen vor allem die Kopplung von KI mit der Cloud kritisch, sagt Jens Hungershausen Vorstandsvorsitzender der DSAG.
SAP-Kunden sehen vor allem die Kopplung von KI mit der Cloud kritisch, sagt Jens Hungershausen Vorstandsvorsitzender der DSAG.
Foto: DSAG

"Unsere Mitglieder sehen insbesondere die Kopplung von KI und Cloud als kritisch", konstatierte DSAG-Vorstandsvorsitzender Jens Hungershausen. "Sie wünschen sich einen einfacheren Zugang zu KI und mehr Transparenz bezüglich der bereits vorhandenen und künftigen Möglichkeiten." Hungershausen sprach von einer hohen Dynamik im KI-Bereich und der damit verbundenen Entwicklung des Marktes, was viele Unternehmen noch zurückhaltend agieren lasse. "Hier sind wir als DSAG gemeinsam mit SAP gefordert, für mehr Klarheit zu sorgen, Antworten zu liefern und Meilensteine für die Orientierung zu setzen."