Nettorendite stagniert

SAP weist enttäuschende Quartalszahlen aus

18.07.2019
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Hohe Restrukturierungskosten haben SAPs Bilanz für das zweite Quartal 2019 eingetrübt. Betriebsergebnis und Gewinn liegen unter den Vorjahreswerten. Dennoch halten die Verantwortlichen an ihren langfristigen Zielen fest.

SAP hat mit seinen Zahlen für das zweite Quartal 2019 die hochgesteckten Erwartungen der Analysten nicht erfüllen können. Zwar legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um elf Prozent von sechs auf über 6,6 Milliarden Euro zu. Allerdings hatten die Analysten mit rund 100 Millionen Euro mehr Einnahmen gerechnet. Größter Wachstums­trei­ber blieben die Cloud-Erlöse, die um 40 Prozent von 1,2 auf fast 1,7 Milliarden stiegen. Dagegen ging der Umsatz mit klassischen Softwarelizen­zen um fünf Prozent von 996 auf 948 Millionen Euro zurück. Ein wichtiger Posten in der SAP-Bilanz bleiben die Support-Einnahmen, die sich zwischen April und Juni dieses Jahres auf 2,85 Milliarden Euro beliefen. Das bedeutet ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2018 (2,74 Milliarden Euro).

Trotz schwacher Quartalszahlen bekräftigte SAP-Chef Bill McDermott die mittelfristigen Ziele des deutschen Softwarekonzerns. Bis 2023 soll der Jahresumsatz auf 35 Milliarden Euro wachsen (2018: 24,74 Milliarden Euro).
Trotz schwacher Quartalszahlen bekräftigte SAP-Chef Bill McDermott die mittelfristigen Ziele des deutschen Softwarekonzerns. Bis 2023 soll der Jahresumsatz auf 35 Milliarden Euro wachsen (2018: 24,74 Milliarden Euro).
Foto: SAP

Unterm Strich stand ein Betriebsergebnis von 827 Millionen Euro und ein Gewinn nach Steuern in Höhe von 582 Millionen Euro. Beide Posten lagen deutlich unter den Ergebnissen des Vorjahresquartals. 2018 hatten die badischen Softwerker an dieser Stelle einen Betriebsgewinn von 1044 Millionen Euro und einen Reingewinn von 718 Millionen Euro ausgewiesen. Ein Grund für das schwache Ergebnis waren die höher als erwartet ausgefallenen Restrukturierungskosten. SAP hatte Anfang des Jahres ein Umbauprogramm gestartet und mitgeteilt, sich von 4400 Mitarbeitern trennen zu wollen.

Offenbar wollen nun mehr SAP-Angestellte die Abfindung annehmen und den Konzern verlassen. Ursprünglich hatte SAP den Aufwand dafür in der Bilanz des ersten Quartals verbuchen wollen. Hier fiel daher erstmals seit vielen Jahren wieder ein Verlust an. Nun mussten im zweiten Quartal allerdings weitere 200 Millionen Euro an Restrukturierungskosten verbucht werden.

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Trotzdem gaben sich die Verantwortlichen zufrieden. "SAP erzielte ein zweistelliges Wachstum bei den Umsatzerlösen, Cloud-Erlösen und beim Betriebsergebnis (Non-IFRS)", sagte Vorstandsprecher Bill McDermott und verwies auf die steigenden Cloud-Bruttomargen. "Wir machen gute Fortschritte bei unserem Ziel, zu einer ­immer leistungsfähigeren und erfolgreicheren SAP zu werden." McDermott bekräftigte "entschlossen" den Ausblick für das Gesamtjahr. Auch Finanzvorstand Luka Mucic erklärte, "dass wir sowohl unseren Ausblick für 2019 als auch unsere mittelfristigen Ziele erreichen werden". Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Abläufe zeigten bereits Wirkung.

Nächstes Jahr soll alles besser werden

Die Tatsache, dass das SAP-Management Fortschritte bei der Margenentwicklung hervorhebt, kann indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die operativ bereinigte Nettorendite bei 27,3 Prozent stagniert. Angesichts der Restrukturierungen und der Kosten für Übernahmen sei in diesem Jahr auch noch nicht mit einer Steigerung zu rechnen, räumten die Verantwort­lichen in Walldorf ein. Im kommenden Jahr seien allerdings Fortschritte zu erwarten, versprachen sie. SAP hat sich selbst ehrgeizige Ziele gesteckt. Bis 2023 soll die operative Rendite auf 34 Prozent steigen.

Aufmerksam be­obachten dürfte die Entwicklung der im April bei SAP mit rund 1,2 Milliarden Euro einge­stiegene Hedgefonds Elliott. Der Einstieg der "Heuschrecke" wurde mit gemischter Resonanz aufgenommen. Elliott-Gründer und Chef Paul Singer ist dafür berüchtigt, Renditen einzufordern und nicht gerade zimperlich mit den Führungsriegen der Firmen umzuspringen, die nicht liefern. Konzerne wie Bayer, Thyssenkrupp und Uniper können ein Lied davon singen.