Nachdem der Voice e.V. bereits im Herbst 2018 Kartellbeschwerde gegen die SAP eingereicht hatte, führte der Bundesverband der IT-Anwender nun weitere Gespräche mit den Walldorfern. Ziel ist es, die sogenannte indirekte Nutzung, also den Zugriff von Drittsystemen auf SAP-Programme, klarer zu regeln.
Die Anwendervertretung beruft sich dabei auf das Urheberrecht, das SAP zu Interoperabilität mit Systemen anderer Softwareanbieter verpflichte. Der Voice sieht für die Anwenderunternehmen unkalkulierbare Risiken, wenn Berechnungsergebnisse aus SAP-Systemen durch Drittanwendungen genutzt werden und dadurch Lizenzkosten nach sich ziehen.
SAP sei bislang nicht bereit gewesen, auf die Interessen des Anwenderverbandes einzugehen, hieß es in einer Mitteilung. "Uns bleibt deshalb nichts anderes übrig, als die Gespräche aktuell für gescheitert zu erklären und den Fortgang des Kartellverfahrens abzuwarten", sagte Voice-Geschäftsführer Wolfgang Storck. "Offensichtlich agiert die SAP hier nach ihren eigenen Regeln. Wenn die SAP ihre Gesprächsbereitschaft erneut signalisiert und tragfähige Kompromissvorschläge macht, können wir die Gespräche jederzeit wieder aufnehmen."
SAP-Lösung kommt bei Anwendern nicht gut an
SAP hatte 2018 versucht, mit der Lizenzlösung "Digital Access" den Streit um den indirekten Zugriff zu entschärfen. Zuvor hatten Fälle, wie der des britischen Getränkeherstellers Diageo, der einen Millionenbetrag an SAP nachzahlen sollte, für Schlagzeilen gesorgt.
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Das dokumentenbasierte Pricing, das unterschiedliche Typen eines wertstiftenden Zugriffs auf das SAP-Systeme als Metrik zugrunde legt, kommt bei den Kunden allerdings nicht so recht an. Zu komplex und zu wenig transparent, kritisieren Anwender. Vor einem Jahr räumte der Softwarekonzern ein, dass es den SAP-Kunden offensichtlich schwerfalle, ein Gefühl dafür zu bekommen, was das neue Lizenzmodell für sie bedeutet. Ein "Digital Access Adoption Program" (DAAP) soll seitdem für mehr Transparenz sorgen.