SAP hat gute Zahlen für sein drittes Geschäftsquartal vorgelegt. Die Cloud-Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 38 Prozent auf 3,29 Milliarden Euro. Insgesamt verbesserte sich der Umsatz der badischen Softwerker im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 7,84 Milliarden Euro. Beide Zahlen lagen über den Erwartungen der Finanzanalysten.
"Unsere Transformation hat zweifellos einen wichtigen Wendepunkt erreicht, der den Weg für kontinuierliches Wachstum in der Zukunft ebnet", kommentierte SAPs Vorstandsprecher Christian Klein die jüngsten Zahlen und verwies insbesondere auf den hohen Anteil der wiederkehrenden Umsätze, der erstmals über der 80-Prozent-Marke lag. "Kunden zählen darauf, dass wir ihr Unternehmen fit für die Zukunft machen", sagte der SAP-Chef, "und unsere Cloudlösungen sind die Antwort." Dieses Vertrauen in die SAP spiegele sich in einer beschleunigten Wachstumsdynamik in der Cloud wider.
Die Cloud-Transformation der SAP hat allerdings auch eine Schattenseite. Der Umbau belastet das Ergebnis. So ging das Betriebsergebnis leicht um ein Prozent auf 1,24 Milliarden Euro zurück. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 547 Millionen Euro, das sind 61 Prozent weniger als im dritten Quartal des Vorjahres (1,42 Milliarden Euro).
Neben der Cloud bleibt der Softwaresupport ein wichtiger Umsatzbringer für SAP. Damit verdiente der deutsche Softwarekonzern zwischen Juli und September dieses Jahres gut drei Milliarden Euro, etwa fünf Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dagegen neigt sich das Lizenzzeitalter seinem Ende entgegen. Mit Softwarelizenzen nahm SAP nur noch 406 Millionen Euro ein, 38 Prozent weniger als im dritten Quartal 2021 (657 Millionen Euro). Der Cloud-Umbau reduziert bei SAP die Marge. Während das klassische Lizenz-Wartungsgeschäft eine Bruttomarge von fast 88 Prozent erzielt, liegt diese in der Cloud bei knapp 70 Prozent. Die operative Marge insgesamt verringerte sich im Quartalsvergleich von 18,2 auf 15,8 Prozent.
Starker Dollar hilft SAP
Profitieren konnte SAP von Wechselkurseffekten. Der starke Dollar stützte die Bilanz der Walldorfer. Der US-Markt ist mittlerweile mit Abstand der größte Einzelmarkt SAPs. Die Umsätze jenseits des großen Teichs lagen im dritten Quartal bei 2,86 Milliarden Euro, nach 2,22 Milliarden Euro vor einem Jahr. Dagegen stagnierte der Umsatz in Deutschland bei knapp 1,1 Milliarden Euro.
Negativ beeinflusst wird das SAP-Geschäft durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern währungsbereinigt insgesamt einen negativen Einfluss auf den Umsatz in Höhe von rund 250 Millionen Euro durch fehlendes Neugeschäft und die Beendigung bestehender Aufträge. Beim Betriebsergebnis (Non-IFRS) rechnet man in Walldorf währungsbereinigt mit einem Minus in Höhe von rund 300 Millionen Euro durch die oben genannten Umsatzlücken und andere Aufwandsposten.
Russland-Ausstieg verzögert sich
SAP hatte im Frühjahr 2022 angekündigt, seine Geschäfte in Russland und Belarus herunterzufahren. Doch das scheint länger zu dauern, als ursprünglich geplant. Eigentlich wollte der Konzern bis Ende des Jahres endgültig aus diesen Märkten ausgestiegen sein. SAPs scheidender Finanzchef Luka Mucic machte jetzt rechtliche Anforderungen gegenüber Kunden und Beschäftigten dafür verantwortlich, dass diese Pläne nicht eingehalten werden könnten. Wann der Rückzug aus Russland vollzogen sein wird, darauf wollte sich Mucic nicht festlegen.
SAP bestätigte seine mittelfristigen Geschäftsziele einschließlich des Vorhabens, im Jahr 2023 ein zweistelliges Wachstum beim Betriebsergebnis zu erreichen. Angesichts der starken Wachstumsdynamik im Cloudgeschäft und der jüngsten positiven Entwicklung der Wechselkurse sei allerdings denkbar, dass die Prognosen in den kommenden Quartalen angehoben würden. Das könnte sich positiv auf den Aktienkurs auswirken. Nachdem das Papier zuletzt sogar unter die 80-Euro-Marke gerutscht war, rechnen die Analysten nun wieder mit einer deutlichen Erholung. JP Morgan stufte den deutschen Softwarekonzern auf "Overweight" hoch und setzte das Kursziel um zehn Prozent höher auf 115 Euro an.