Unsicherheit hat viele Ursachen
Ein möglicher Grund für diese unklaren Verantwortlichkeiten liegt vielleicht darin, dass viele Verantwortliche sich nicht in der Lage fühlen, Gefahren und Angriffe zu erkennen und abzuwehren. Daher tun sie sich in der Folge schwer, Verantwortungen zu verteilen oder zu übernehmen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Ressourcenmangel: Viele Verantwortliche kommen gar nicht erst hinterher, die neuen Sicherheitsupdates einzuspielen. Diese erfordern oft aufwändige Neukonfigurationen. In der Folge nutzen Angreifer bereits bekannte und gut dokumentierte Schwachstellen aus.
Unwissenheit: Die Beteiligten kennen die Topologie der eigenen SAP-Infrastruktur mitsamt der Entwicklungs- und Qualitätssicherungssysteme sowie die Wechselwirkungen von Daten und Anwendungen nur ungenau. Ein Überblick über bestehende Sicherheitslücken fehlt.
Unverständnis: Beim rein technischen Beschreiben einer Lücke bleibt deren Auswirkung für das Geschäft unklar. Oft ermöglicht eine unsichere Konfiguration einen Betrug durch Usurpation oder Ausweitung privilegierter Nutzerrechte - zum Beispiel durch das Anlegen eines neuen Zulieferers, für den man die Rechnungen auf das eigene Konto überweist. Oder sie ermöglicht Sabotage, weil sie die Verfügbarkeit von Prozessen und Daten beeinträchtigt. Ebenso unterstützt sie eventuell Spionage, weil Tabellen mit Kunden-, Personal- oder Produktionsdaten ausgelesen werden können. In der Folge fehlt eine Priorisierung der Gefahrenabwehr nach betriebswirtschaftlichen Kriterien.
Resignation bis hin zur "Verantwortungslosigkeit": Durch die unklare Risikolage können Unternehmen Lücken weder schließen, noch zu deren Schließung auffordern oder Gefahren abwehren. Eine faire Verteilung von Verantwortlichkeiten bleibt in der Folge aus. Keiner kann verlangen, was nicht möglich zu sein scheint und keiner übernimmt freiwillig diese Aufgabe.
Grundlagenarbeit sorgt für Abhilfe
Zuallererst verursachen fehlende Technologien zur automatischen, kontinuierlichen Überwachung und Kontrolle von SAP-Implementierungen sowie zur Abwehr von Angriffen diese Unsicherheit. Aussagen der Beteiligten zeigen aber auch, wie viele Ansprechpartner im Unternehmen in den SAP-Sicherheitsprozess involviert sein können und sein müssen. Erst breit aufgestellte Teams, die alle Beteiligten - CISO, den IT-Security-Zuständigen, die Fachabteilungen und das SAP-Basisteam - an einen Tisch bringen, schaffen Sicherheit.
- Adminrechte
Keine Vergabe von Administratorenrechten an Mitarbeiter - Dokumentation
Vollständige und regelmäßige Dokumentation der IT - Sichere Passwörter
IT-Sicherheit beginnt mit Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter sowie mit einer klaren Kommunikation der internen Verhaltensregeln zur Informationssicherheit:<br /><br /> Komplexe Passwörter aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen, mindestens achtstellig. - Passwortdiebstahl
Niemals vertrauliche Daten weitergeben oder/und notieren. - E-Mail-Sicherheit
E-Mails signieren, sensible Daten verschlüsseln, Vorsicht beim Öffnen von E-Mail-Anlagen und Links. - Soziale Manipulation
Bewusst mit vertraulichen Informationen umgehen, nur an berechtigte Personen weitergeben, sich nicht manipulieren oder aushorchen lassen. - Vorsicht beim Surfen im Internet
Nicht jeder Link führt zum gewünschten Ergebnis. - Nur aktuelle Software einsetzen
Eine nicht aktualisierte Software lässt mehr Sicherheitslücken offen. - Verwendung eigener Software
Unternehmensvorgaben beachten und niemals Software fragwürdiger Herkunft installieren. - Unternehmensvorgaben
Nur erlaubte Daten, Software (Apps) und Anwendungen einsetzen. - Backups
Betriebliche Daten regelmäßig auf einem Netzlaufwerk speichern und Daten auf externen Datenträgern sichern. - Diebstahlschutz
Mobile Geräte und Datenträger vor Verlust schützen. - Gerätezugriff
Keine Weitergabe von Geräten an Dritte, mobile Geräte nicht unbeaufsichtigt lassen und Arbeitsplatz-PCs beim Verlassen sperren. - Sicherheitsrichtlinien
Die organisatorischen Strukturen im Hintergrund bilden den erforderlichen Rahmen der IT-Sicherheit. Hier gilt es, klare Regelungen zu formulieren und einzuhalten:<br /><br />Definition und Kommunikation von Sicherheitsrichtlinien - Zugriffsrechte
Regelung der Zugriffsrechte auf sensible Daten - Softwareupdates
Automatische und regelmäßige Verteilung von Softwareupdates - Logfiles
Kontrolle der Logfiles - Datensicherung
Auslagerung der Datensicherung - Sicherheitsanalyse
Regelmäßige Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen durch interne und externe Sicherheitsanalysen - Notfallplan
Erstellung eines Notfallplans für die Reaktion auf Systemausfälle und Angriffe - WLAN-Nutzung
Auf technischer Ebene muss ein Mindeststandard gewährleistet sein. Dieser lässt sich größtenteils ohne großen Kostenaufwand realisieren:<br /><br />Dokumentation der WLAN-Nutzung, auch durch Gäste - Firewalls
Absicherung der Internetverbindung durch Firewalls - Biometrische Faktoren
Einsatz von Zugangsschutz/Kennwörter/Biometrie - Zugangskontrolle
Physische Sicherung/Zugangskontrolle und -dokumentation - Schutz vor Malware
Schutz vor Schadsoftware sowohl am Endgerät als auch am Internetgateway, idealerweise durch zwei verschiedene Antivirenprogramme - Webzugriffe
Definition einer strukturierten Regelung der Webzugriffe - Verschlüsselung
Verschlüsselung zum Schutz von Dateien und Nachrichten mit sensiblen Inhalten - Löschen
Sicheres Löschen der Daten bei Außerbetriebnahme - Update der Sicherheitssysteme
Sicherstellung regelmäßiger Updates der Sicherheitssysteme - Monitoring
Permanente Überwachung des Netzwerkverkehrs auf Auffälligkeiten
Dafür fehlt es aber oft schon an der Diskussionsgrundlage: den Ergebnissen eines automatischen und kontinuierlichen Verzeichnisses von Sicherheitslücken. Diese zeigen auf, welche Lücke man wie und in welcher Reihenfolge schließen muss. Erst die dadurch geschaffene Diskussionsgrundlage ermöglicht es, alle Beteiligten am runden Tisch zusammenzubringen und Verantwortlichkeiten fair und nachvollziehbar zu verteilen. Damit können sich SAP-Sicherheitsteams den Anforderungen stellen, die Sicherheitslage zu analysieren, zur Abwehr von Angriffen durch Behebung von Fehlkonfigurationen aufrufen und ungewöhnliche Aktivitäten überwachen.