Verblüfft sitzen SAP-Kunden vor den Forderungen ihres Softwarelieferanten und versuchen diese nachzuvollziehen. Frei nach Astrid Lindgren's Pipi Langstrumpf drängt sich ein Ohrwurm auf: "Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, [SAP] macht sich die Welt, widewide wie sie [ihr] gefällt." So sehr man dabei schmunzeln möchte, das Thema erregt derzeit die Gemüter der SAP-Kunden emotional, gerade wenn sie von solch unerwarteten Forderungen betroffen sind. Lässt man sich jedoch davon jedoch nicht beeindrucken und reduziert das Ganze erst einmal auf ein sachliches Niveau, so relativieren sich die Forderungen schnell auf übliche objektive Lizenzrisiken, denen man sich stellen kann. Die folgenden Beispiele sollen in die "höhere Mathematik der SAP Lizenzierung" einführen und die Basis für eine sachliche Bewertung von Lizenzrisiken und Forderungen bieten:
Dauerthema Indirekte Nutzung 2.0
Das Thema der indirekten Nutzung geht bereits seit Monaten durch die Presse - zunächst einmal verwunderlich, da die indirekte Nutzung schon seit vielen Jahren in den Preislisten der SAP verankert ist. Der Grund für die aktuellen Diskussionen liegt darin, dass die Lizenzierung von indirekter Nutzung erst in der jüngeren Vergangenheit durch die SAP bei ihren Kunden eingefordert wird. Dieser Paradigmenwechsel läuft nun dem Gerechtigkeitsempfinden vieler SAP-Kunden zuwider. Da soll man auf einmal Lizenzgebühren in beträchtlicher Höhe für eine etablierte Lösung bezahlen, was zuvor noch nie thematisiert und häufig sogar wissentlich ignoriert wurde. Nun stünde es einem Lieferanten wie SAP gut zu Gesicht, neue Forderungen valide zu argumentieren und vorzutragen. Dies geschieht aber in den seltensten Fällen - weder sind die meisten Forderungen gerechtfertigt, noch werden diese gut begründet.
- 2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte." - 2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet. - 2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück. - 2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System. - 2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten. - 2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro. - 2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind. - 2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar. - 2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand. - 2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern. - 2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt. - 2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert. - 2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000. - 2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen. - 1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen. - 1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“. - 1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE). - 1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch. - 1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz. - 1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig. - 1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf. - 1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab. - 1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie. - 1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf. - 1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert. - 1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus. - 1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld. - 1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.
Es ist SAP-Kunden daher dringend zu empfehlen, ihre Schnittstellen nüchtern auf indirekte Nutzung hin zu prüfen und das tatsächliche finanzielle Risiko gegen den Nutzen der Schnittstelle abzugleichen. Tatsächlich wurde die indirekte Nutzung noch bis einschließlich 2014 in der SAP-Preisliste technisch nüchtern und nachvollziehbar beschrieben. Übersetzt bedeutet die Auslegung der indirekten Nutzung, dass ein NonSAP-Anwender, der Nutzungsrechte an SAP-Software ausübt, zu lizenzieren ist.
Dies widerspricht grundsätzlich erst einmal nicht dem gefühlten Recht eines SAP-Kunden, solange die Lizenzgebühr dieser Nutzung angemessen ist. Letzteres - das wundert niemanden - ist natürlich ein Streitthema - aber kein Ungewöhnliches. Die Vielzahl der Schnittstellen entsprechen dieser Logik und damit dem Sachverhalt einer indirekten Nutzung nicht, beziehungsweise die Schnittstellen können durch einfache Mittel (ohne Qualitätsverlust) derart gestaltet werden, dass sich die indirekte Nutzung ausschließen lässt. Jeder Kunde, der bis 2014 SAP-Lizenzen erworben hat, sollte sich daher sachlich dem Thema stellen und ungerechtfertigte Forderungen emotionslos abwehren.
Auch für Daten-Nutzung hält SAP die Hand auf
Die Grundlage der Definition - die SAP-Preisliste - hat sich nun 2015 in diesem Punkt maßgeblich geändert. SAP spricht nun sehr allgemein von der Nutzung seiner Applikationen und schließt dabei die Nutzung der aus SAP erzeugten Daten mit ein. Hier verändert der Softwarehersteller nun die "Mathematik", denn sie verändert einseitig das als gerecht empfundene Nutzenverhältnis und wirft darüber hinaus die Frage auf, wer nun eigentlich das Eigentum an den eigenen Unternehmensdaten (oder die mit einer gezahlten Lizenz erzeugten Daten) besitzt. Hier gilt es, in neuen Verträgen, den Sachverhalt wieder in kalkulierbare Regeln zu übersetzen.
Preislich steht - auch im gerechtfertigten Fall einer tatsächlichen indirekten Nutzung - der SAP-Forderung nach einem Platform Users (1300 Euro pro User, unter deutlichen Einschränkungen 250 Euro pro User) zur Nutzung einer Schnittstelle nicht der Mehrwert entgegen, da man bei diesen Beträgen in der Regel die Lizenzkosten des Drittsystems noch einmal für die Schnittstelle ausgeben muss. Dies macht in aller Regel für Neuinvestitionen jeden Business Case zunichte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …
Die Forderungen entstehen häufig auch erst dann, wenn im Rahmen eines Audits oder einer Vermessung der Sachverhalt festgestellt und nur noch unter Schmerzen abgestellt werden kann, so dass die Verhandlung dieser Preise häufig unter schlechten Rahmenbedingungen ohne erkennbare Verhandlungsposition erfolgt. Es gilt daher - vorsorglich - solche Lizenzrisiken abzusichern und den Preis in Nach- und Zukaufkonditionen zu verhandeln, solang man noch eine Verhandlungsposition hat, zum Beispiel im Rahmen eines größeren Nachkaufs oder eines Zukaufs eines neuen SAP Produkts.
Strafsteuer "Netweaver Foundation Package" für Z-Transaktionen und Add-On's?
Wahrscheinlich nutzt jeder SAP-Kunde eigenentwickelte Programme und von SAP-Partnern entwickelte Zusatzlösungen, sogenannte Add-Ons. Selbst die SAP Consulting hat diese für Kunden entwickelt, ohne vermutlich jemals einen Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass SAP für die Nutzung dieser Zusatzprogramme neben der Produktgebühr für das Add-On zusätzliche Lizenzen erheben möchte. Das gefühlte Recht ist hier in hohem Maß verletzt - sowohl das gefühlte Recht der SAP-Anwender, als auch das gefühlte Recht der SAP-Partner, deren Geschäftsmodell bedroht wird.
Entsprechende Widerstände auf der SAP-Partnerseite und auf Seiten der SAP-Anwender, zum Beispiel im Rahmen der DSAG, formieren sich mit beachtlichem Erfolg: Die SAP rudert in ihrer jüngsten Preisliste wieder zurück, relativiert ihre Forderungen und gibt bei dieser Gelegenheit ein - den Grundrechenarten entsprechendem - Regelwerk mit, mit dem wiederum ein sachlicher Austausch von Meinungen und Sachverhalten möglich ist.
An welcher Stelle werden zusätzliche Nutzungsrechte an SAP-Software ausgeübt? Ist ein User mit seinen Nutzungsrechten nicht ausreichend lizenziert, um das entwickelte Add-On mit den darin aufgerufenen SAP-Funktionen zu nutzen, ist eine Forderung durch die SAP unstrittig. Ist dies jedoch nicht der Fall, sollte der Fordernde (nämlich SAP) zunächst nachweisen, welche Nutzungsrechte nicht lizenziert sind. Die Ausübung von Nutzungsrechten folgt nach meinem Verständnis einer binären Logik - sie werden ausgeübt oder auch nicht.
Der Tod des Limited Professional User - in zwei Stufen
Der Wegfall des Limited Professional Users ist - mathematisch betrachtet - schon ein tieferer Einschnitt in die Lizenz-Arithmetik, bildet doch der Limited Professional User in einer Vielzahl von SAP-Verträgen ein wesentliches Element des gesamten Lizenzmodells - insbesondere, da die Verteilung von Professional zu Limited Professional in der Vergangenheit häufig nicht an den Unternehmensbelangen ausgerichtet war, sondern vornehmlich das Ziel hatte, in der ERP-Wettbewerbssituation einen realistischen Marktpreis zu erzielen.
Die Streichung eines natürlichen Elements des Lizenzmodells führt nun dazu, dass Nachkäufe nicht mehr im selben Lizenzmodell erfolgen können. Die ursprüngliche Streichung dieses Usertyps wurde demzufolge relativiert: Im ersten Schritt wurde die Option gewährt, dem Limited Professional User für Nachkäufe ein Profil (also eine funktionale Einschränkung) mitzugeben. Damit wurde hochoffiziell ein Sonder-User-Modell zum Preis eines Limited Professional Users freigegeben. Die Einschränkung galt allerdings nur für zukünftig erworbene Limited Professional User, der bereits vorhandene Bestand blieb unangetastet.
Diese Option hat die SAP verlängert, diesmal aber mit der Restriktion, dass nun auch die bereits bestehenden, zuvor noch funktional uneingeschränkten Limited Professional User nachträglich ebenfalls eingeschränkt werden sollten. War die erste Stufe dieser Option noch kalkulierbar und mit der gleichzeitigen Einführung günstigerer Logistic-, Worker- und Project-User praktikabel, so ist die 2. Stufe eine einseitige Vertragsänderung zu Gunsten der SAP.
An dieser Stelle ist jedem SAP-Kunden zu empfehlen, für sich das Beste aus den (Preislisten) Welten zu identifizieren und eine konsistente Lizenz-Arithmetik zu etablieren. Die Erfahrung zeigt, dass sich aus einem vermeidlichen Nachteil (Wegfall des Limited Professional User) ein Vorteil (Reduktion des durchschnittlichen Userpreises) ergeben kann.