Zweigleisige HANA-Strategie

SAP kündigt neue Generation seiner HANA-Plattform an

08.11.2016
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP hat auf seiner Teched-Konferenz in Barcelona mit HANA 2 eine neue Plattform-Generation angekündigt, die alle sechs Monate mit zusätzlichen Funktionen erweitert und ausgebaut werden soll. Parallel sollen Kunden, die keinen Wert auf neue Features legen, mit der bestehenden HANA-1-Plattform bis mindestens Mai 2019 eine statische HANA-Version nutzen können.

"Das Release HANA2 wird einen Meilenstein in der Industrie markieren", verkündete Bernd Leukert, der für die technische Entwicklung verantwortliche Vorstand von SAP, zur Eröffnung der Teched in Barcelona. Die neue Version repräsentiere die neue nächste Generation von SAP HANA, die Anwenderunternehmen in Richtung einer erfolgreichen und prosperierenden digitalen Zukunft vorantreiben werde.

HANA 2 bedeutet allerdings auch einen Einschnitt in SAPs HANA-Entwicklung und -Strategie. Irfan Khan, Chief Technology Officer (CTO) des Bereichs Global Customer Operations (GCO) bei SAP, spricht von einer Evolution in zweierlei Hinsicht: Einmal in der Art und Weise, wie SAP Innovation ausliefert und ermöglicht. Zum anderen werde es eine ganze Reihe neuer Features und Funktionen geben, die in die Plattform integriert würden. In Zukunft werde es daher zwei unterschiedliche Ausprägungen von HANA geben. Damit reagiert der deutsche Softwarekonzern nach Khans Aussage auf das Feedback der Kunden.

Aus Sicht des SAP-Managers gibt es zwei Arten von Kunden: Die einen bevorzugten eine stabile und robuste Version von HANA ohne ständige Veränderungen und Neuerungen. Seit SAP HANA im Jahr 2010 auf den Markt gebracht hat, wurde die Plattform laufend mit Service Packs erweitert und ausgebaut - das aktuellste Release ist HANA 1 SP 12. Diese Version wird unverändert bestehen bleiben bis mindestens Mai 2019, verspricht Khan. Für diesen Release-Stand werde es in den nächsten Jahren keine zusätzlichen Funktionen geben. "Das einzige, was wir dafür ausliefern werden, sind Bug Fixes und Security Patches", kündigt der SAP-Manager an. Damit könnten die Anwenderunternehmen auf Basis einer statischen HANA-Version eigene Anwendungen entwickeln beziehungsweise bestehende Anwendungen portieren. Das teils aufwendige Testen, welche Auswirkungen neue Funktionen im Zusammenspiel mit anderen Softwarekomponenten zeigen, soll damit entfallen.

HANA 2 soll die digitale Transformation befeuern

Mit HANA 2 adressiert SAP dagegen an Kunden, die laufend neue Features erhalten wollen, beispielsweise für ihre digitale Transformation. Hier verfolgen die Softwerker aus dem Badischen eigenen Angaben zufolge eine andere Auslieferungsstrategie. Für HANA 2 soll es zwei Mal im Jahr, regelmäßig alle sechs Monate zusätzliche Features und Funktionen geben. Allerdings hätten HANA-1-Anwender keinen Grund, sich abgehängt zu fühlen, beteuert Khan. Schließlich basiere HANA 2 direkt auf dem Fundament der ersten Version. Sämtliche Core-Wartungsfeatures werde es parallel für HANA 1 und 2 geben. Damit soll den Anwendern auch ein direkter Upgrade-Pfad von HANA 1 auf HANA 2 offen stehen - auch in drei Jahren.

Für HANA 2 hat SAP bereits eine Reihe neuer Features angekündigt. Im Bereich Database Management soll die "active / active read-enabled option" Administratoren und Architekten dabei unterstützen, ihre SAP-Landschaften zu optimieren. Das Feature soll die Auslastung von HANA-Systemen effizienter machen und verbessern. SAP-Manager Khan hat dabei die Replikationsseite in Desaster-Recovery-Umgebungen im Blick. Diese Systeme stünden bis dato nur als Reserve zur Verfügung, die aber nicht wirklich genutzt würden - lediglich bei einem Ausfall kämen sie ins Spiel. Mit dem neuen Feature ließen sich nun SAP zufolge auch analytische Workloads auf diese Reservesysteme verteilen. Das erhöhe die analytische Leistung des Gesamtsystems und verbessere die TCO.

Für das Data Management will SAP Anwendern mit dem "Enterprise Architecture Designer" eine Lösung bieten, mit deren Hilfe sich auch komplexe und heterogene Daten- und Informations-Architekturen leichter managen lassen sollen. Beispielsweise soll es mit Dynamic Tiering einfacher werden, großvolumige Data-Sets zu handeln. Über Smart Data Integration ließen sich darüber hinaus Hadoop-Umgebungen integrieren. Analytische Prozesse könnten Khan zufolge direkt aus SAP HANA heraus auch auf Daten in Hadoop angestoßen werden.

Mit Analytical Intelligence plant SAP, immer mehr analytische Features direkt in der HANA-Plattform zu integrieren. Diese Strategie verfolgt der Softwarehersteller bereits seit HANA 1. Mit SP 12 wurden zum Beispiel Predictive Analytical Libraries direkt im HANA-Kern verankert. Diese Funktionen will SAP mit weiteren Analytical Workloads Algorithmen ausbauen. Demnach sollen Khan zufolge acht zusätzliche Predictive-Algorithmen sowie Machine Learning direkt in die HANA-2-Foundation integriert werden. Damit könnten Big-Data- sowie IoT-Szenarien effizienter abgewickelt werden, hieß es von Seiten des Softwareanbieters.

Auch Text- und darauf aufbauende Sentiment-Analysen funktionierten mit den integrierten Funktionen deutlich schneller, als wenn erst externe Libraries hinzugezogen werden müssten. Analytics- und Business-Intelligence-Anwendungen (BI) könnten von den tief in HANA integrierten Funktionen und Libraries profitieren, lautet das Fazit von SAP-Mann Khan.

Im Bereich Application Development will SAP die Features rund um den in HANA integrierten Application Server erweitern. Unter dem Motto "Bring your own Laguage" könnten Entwickler beliebige Programmiersprachen für ihre Anwendungen nutzen. Die SAP HANA Extended Application Services stellten Entwicklern eine Art Container zur Verfügung, in denen sie allen möglichen Typen von Code packen könnten, der dann auf Basis von HANA abläuft.

SAP-Manager Irfan Khan verspricht Anwendern mit HANA 1 eine stabile und bis Mai 2019 statische HANA-Plattform, mit HANA 2 dagegen eine Plattform, die zwei Mal im Jahr ausgebaut und erweitert wird.
SAP-Manager Irfan Khan verspricht Anwendern mit HANA 1 eine stabile und bis Mai 2019 statische HANA-Plattform, mit HANA 2 dagegen eine Plattform, die zwei Mal im Jahr ausgebaut und erweitert wird.
Foto: SAP

SAP zufolge soll HANA 2 ab Ende November ausgeliefert werden. Die Express Edition, eine kostenlose Version, mit der Anwender HANA ausprobieren könnten, soll kurz darauf folgen. Diese experimentellen HANA Express Installationen sollen sich SAP zufolge auf Wunsch der Anwender einfach in ein Produktiv-System umschalten lassen. Der Konzern hatte die Express Edition erst vor knapp zwei Monaten offiziell vorgestellt. Das Interesse scheint groß. Khan zufolge sei die Probier-Version von HANA schon 7000- bis 8000-mal aus dem Netz heruntergeladen worden.