SAP hat direkte strategische Investitionen in drei Startups für Generative AI angekündigt. Wie viel Geld Aleph Alpha, Anthropic und Cohere vom größten deutschen Softwarehersteller genau bekommen werden, wollten die SAP-Verantwortlichen indes nicht verraten. Die Investments unterstrichen jedoch SAPs Anspruch, "künstliche Intelligenz für Unternehmen anzubieten, die relevant, verlässlich und verantwortungsvoll ist", hieß es in einer offiziellen Mitteilung.
Die Walldorfer wollen offenbar ihren KI-Ansatz stärken und bündeln die Initiativen unter dem Label "SAP Business AI". Ziel sei es, auf ein offenes Ökosystem zu setzen, um die jeweils beste KI-Technologie in das eigene Portfolio einzubetten. SAP hatte bereits im Mai zu seiner großen Kundenkonferenz Sapphire durchblicken lassen, in Sachen KI mehr auf Partnerschaften zu bauen statt auf Akquisitionen.
KI wird Geschäftsprozesse grundlegend verändern
"Wir sind an einem Wendepunkt angelangt, an dem generative KI die Geschäftsabläufe von Unternehmen grundlegend verändern wird", sagte Sebastian Steinhäuser, Chief Strategy Officer der SAP. "SAP hat es sich zum Ziel gesetzt, in Zukunft ein offenes Ökosystem für Unternehmens-KI aufzubauen, das unser leistungsstarkes Portfolio von Unternehmensanwendungen ergänzt und unseren Kunden hilft, ihr Potenzial voll auszuschöpfen."
SAP will mit seinem KI-Portfolio in erster Linie durch Business-Relevanz bei seinen Kunden punkten. Die Lösungen von SAP Business AI seien bereits von Haus aus in das Produktportfolio von SAP eingebettet und in geschäftskritischen Prozessen integriert, die Anwender mit SAP-Software abwickelten, so das Unternehmen. Grundlage bildeten dem Anbieter zufolge Geschäftsdaten und Business Content, die über die Business Technology Platform (BTP) für die KI-Lösungen bereitgestellt würden. Die SAP-Verantwortlichen beteuern darüber hinaus, dass SAP Business AI höchsten Ansprüchen in Sachen Sicherheit, Datenschutz, Compliance und Ethik gerecht werde.
SAP kooperiert auch mit IBM, Google und Microsoft
SAP hält sich im KI-Bereich verschiedene Optionen offen. Erst zur Sapphire hatte CEO Christian Klein angekündigt, auf verschiedene Anbieter setzen und sich nicht von einem KI-Tool abhängig machen zu wollen. Anfang Mai hatte der Softwarekonzern eine Kooperation mit IBM angekündigt. Deren Watson-KI-Portfolio soll in SAPs Cloud-Angebot mit eingebaut werden. Mit Microsoft arbeitet SAP daran, die eigenen Success-Factors-Lösungen mit Microsoft 365 Copilot in den Azure OpenAI Service zu integrieren. Und mit Google verbindet SAP eine Datenkooperation. Beide Unternehmen kündigten kürzlich an, SAPs Datasphere mit der Daten-Cloud von Google zu verknüpfen, um so eine bessere Basis für Analyse-Engines und Generative-AI-Modelle zu schaffen.
Aber auch die Startups, in die SAP jetzt investieren will, sind offen für breit gestreute Kooperationen. Das Heidelberger Startup Aleph Alpha, dessen Marktwert sich der 500-Millionen-Euro-Grenze nähert, bekam gerade erst eine Finanzspritze von Intel und hat eine Kooperation mit HPE angekündigt, um sein Modell Luminous in dessen Supercomputer-Cloud zu trainieren.
ChatGPT-Rivale: Anthropic bringt generativer KI Ethik bei
Anthropic, das erst vor wenigen Tagen mit Claude 2 eine verbesserte Version seines KI-Chatbots vorgestellt hat, wird neben verschiedenen Investment-Gesellschaften auch von Google und Salesforce finanziert. Salesforce steckt sein Geld zudem in das kanadische KI-Startup Cohere. Letzteres arbeitet auch mit SAP-Konkurrent Oracle zusammen. Mitte Juni wurde bekannt, dass Cohere seine Generative-AI-Modell auf der Oracle Cloud Infrastructure (OCI) trainieren und bereitstellen möchte. Die Modelle sollen außerdem direkt in Oracles Portfolio von Cloud-Anwendungen integriert werden, also in Oracle Fusion Cloud Applications, Oracle NetSuite sowie in branchenspezifische Anwendungen.
Sapphire Ventures steckt eine Milliarde Dollar in KI
Angesichts der Aktivitäten von Konkurrenten wie Salesforce und Oracle muss SAP zusehen, nicht ins Hintertreffen zu geraten und den KI-Anschluss zu verlieren. Um das zu verhindern, nehmen die Walldorfer viel Geld in die Hand. Neben den jetzt nicht näher bezifferten direkten Investments in die KI-Startups, hatte wenige Tage zuvor Sapphire Ventures bekannt gegeben, über eine Milliarde Dollar in Startups für KI-gestützte Unternehmenstechnologie investieren zu wollen. Bei Sapphire Ventures handelt es sich um eine global agierende, auf dem Papier unabhängige Risikokapitalgesellschaft für Softwareunternehmen, die aber weitgehend von SAP finanziert wird.