Corona dämpft Erwartungen

SAP heuert neue Marketingchefin an

20.01.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nach dem Absturz im Oktober 2020 schafft SAP einen versöhnlichen Jahresabschluss. Mit neuen Köpfen im Vorstand hofft CEO Christian Klein auf neuen Schwung im zweiten Halbjahr 2021.
SAP ist bis dato trotz Corona glimpflich davongekommen und hofft ab der zweiten Jahreshälfte 2021 auf einen neuen Aufschwung.
SAP ist bis dato trotz Corona glimpflich davongekommen und hofft ab der zweiten Jahreshälfte 2021 auf einen neuen Aufschwung.
Foto: SAP SE

SAP ist im Corona-Jahr 2020 mit einem blauen Auge davongekommen. Nach vorläufigen Zahlen fuhr der größte deutsche Softwarehersteller einen Umsatz von gut 27,3 Milliarden Euro ein, ein Prozent weniger als 2019 (27,55 Milliarden Euro). Im vierten Quartal 2020, dem traditionell stärksten im SAP-Geschäftsjahr, sanken die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahresquartal um sechs Prozent – von acht auf gut 7,5 Milliarden Euro.

Die Umstellung des Angebots auf Cloud-Dienste ist derweil in vollem Gange. So stiegen 2020 die Cloud-Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf fast 8,1 Milliarden Euro. Dafür brach das klassische Lizenzgeschäft um ein Fünftel von 4,5 auf 3,6 Milliarden Euro ein. Die schwindenden Lizenzeinnahmen machen sich an anderer Stelle bemerkbar. Die Support-Einnahmen, immerhin der größte Posten in der SAP-Bilanz, stagnierten bei gut 11,5 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb den Walldorfern 2020 ein Gewinn von knapp 5,3 Milliarden Euro, ein Plus von 57 Prozent.

Sparen ist das Gebot der Stunde

Für das laufende Jahr dämpften die Verantwortlichen die Erwartungen. In einer Mitteilung ist die Rede von der Nutzung weiterer Einsparmöglichkeiten. SAP geht davon aus, "dass die Coronakrise langsam abklingen wird, während weltweit Impfprogramme anlaufen, sodass sich die Nachfrage im zweiten Halbjahr 2021 allmählich verbessert."

Währenddessen baut der Vorstandsvorsitzende Christian Klein die Geschäftsführung weiter um. Die US-Amerikanerin Julia White übernimmt die neu geschaffene Vorstandsfunktion als Chief Marketing and Solutions Officer. White kommt von Microsoft, wo sie 20 Jahre gearbeitet und zuletzt das Produktmarketing für die Cloud-Plattform Azure verantwortet hat.

Scott Russell soll die Customer-Success-Organisation leiten und die Vertriebs- und Servicestrategei der Walldorfer weiterentwickeln. Der 47-jährige Australier, der zuvor die Region Asia Pacific Japan (APJ) für SAP geleitet hatte, löst Adaire Fox-Martin ab, die den Konzern laut SAP auf eigenen Wunsch verlässt.

SAP-CEO Christian Klein erweitert den Vorstand und präsentiert mit Julia White und Scott Russell zwei neue Köpfe.
SAP-CEO Christian Klein erweitert den Vorstand und präsentiert mit Julia White und Scott Russell zwei neue Köpfe.
Foto: SAP

SAP-Chef Klein betonte die Erfahrung der neuen Vorstandsmitglieder in den Bereichen Transformation und Innovation. "Damit sind wir bestens für die Umsetzung unserer strategischen Prioritäten gerüstet: den Kundenerfolg zu steigern, Ko-Innovation zu fördern und den Wert für unsere Stakeholder zu erhöhen."

Letzterer erholt sich nur langsam nach dem Absturz Ende Oktober 2020. Damals hatte SAP seine Wachstumsziele kassiert und damit die Börse regelrecht geschockt. Der Kurs brach um über ein Fünftel ein und das SAP-Papier notierte teilweise nurmehr knapp über 90 Euro. Über 30 Milliarden Euro Marktwert lösten sich in Luft auf. Mittlerweile rangiert die Aktie wieder solide über 100 Euro, ist aber noch weit entfernt von einstigen Spitzenwerten jenseits der 140-Euro-Marke.

Qualtrics peilt Börsengang an

Helfen könnte der Börsengang der SAP-Tochter Qualtrics. Die Walldorfer hatten den Spezialisten für Customer Experience Management aus der Cloud im Jahr 2018 für acht Milliarden Dollar gekauft - kurz bevor die US-Amerikaner selbst den letzten Schritt aufs Börsenparkett machen konnten. Der soll nun bald an der New Yorker Nasdaq folgen.

Die Erwartungen sind hoch. Quatrics hat die Preisspanne wegen der hohen Nachfrage nach oben gesetzt - von 20 bis 24 auf 22 bis 26 Dollar. Damit könnte der Cloud-Spezialist einen Börsenwert von bis zu 13,3 Milliarden Dollar erreichen. Gut für SAP. Die Walldorfer werden auch nach dem Börsengang etwa 84 Prozent der Qualtrics-Papiere halten.