HANA als Anwendungsbasis

SAP bietet Cloud-Option für die Business Suite an

08.04.2014
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Anwender sollen künftig auch die Business Suite als Mietlösung von SAP beziehen können. Grundlage der neuen Cloud-Offerte bildet die eigene In-Memory-Datenbankplattform HANA. Details wie beispielsweise das Pricing ließ der Softwarekonzern indes noch offen.

SAP treibt den Umbau seines Software-Portfolios in Richtung Cloud Computing weiter voran. Nachdem der deutsche Softwarekonzern mit der HANA Plattform bereits seine In-Memory-Datenbank im Mietmodell aus der IT-Wolke anbietet, folgen nun weitere Applikationspakete. Anwender könnten künftig auch SAPs wichtigste Business-Software-Lösung, die "SAP Business Suite", auf Basis der Hana Enterprise Cloud in einem Subscription-Modell ordern und nutzen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung aus Walldorf.

Vishal Sikka, Vorstand und Technik-Chef der SAP AG
Vishal Sikka, Vorstand und Technik-Chef der SAP AG
Foto: SAP

"Das ist ein bedeutender Schritt in der Transformation SAPs", kommentierte SAPs Vorstandsmitglied und Technikchef Vishal Sikka die jüngste Initiative. Das neue Angebot unterstreiche das Cloud-Engagement des größten deutschen Softwareherstellers. Sikka kündigte darüber hinaus an, seine Cloud-Pläne mit einem globalen Netz eigener Rechenzentren sowie zusätzlichen Migrationsservices für seine Kunden weiter zu forcieren. Der Manager versprach den Anwendern mehr Wahlmöglichkeiten in Bezug auf die Zusammenstellung von Geschäftsanwendungen sowie einen deutlich vereinfachten Betrieb der Business-Software-Landschaften.

Details der SAP-Cloud-Offerte bleiben offen

Bis auf die bloße Ankündigung bleibt der jüngste SAP-Vorstoß bis dato allerdings noch wenig konkret. Die "SAP HANA Enterprise Cloud" bietet künftig Applikationen wie die "SAP Business Suite", das "SAP Business Warehouse" sowie die "SAP HANA Platform" in einem Subscription-Modell an, heißt es in der Ankündigung SAPs. Die Software werde sicher in regionalen Rechenzentren der SAP rund um die Welt betrieben. Anwender könnten hier ihre geschäftskritischen Anwendungen in einer Private-managed Cloud-Umgebung laufen lassen. Weitere Details wie zum Beispiel Abhängigkeiten zwischen bestimmten Modulen beziehungsweise Release-Voraussetzungen der Cloud-betriebenen Softwarebestandteile sowie zum Pricing blieben die SAP-Verantwortlichen noch schuldig.

Doch gerade die finanziellen Details dürften die Anwenderunternehmen besonders interessieren. Denn der Umstieg in die Cloud bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Softwarebetrieb günstiger wird. SAP hatte erst kürzlich die Preise für seine Cloud-basierte HANA-Plattform bekannt gegeben - und die haben es durchaus in sich. Inklusive Recheninfrastruktur und HANA-Datenbank werden je nach Zusatzoptionen zwischen rund 4600 und 87.700 Dollar pro Monat fällig. Es gibt zwar Möglichkeiten für die SAP-Kunden, bestehende Lizenzen in die Cloud zu transferieren und auch einzelne Softwarebestandteile, die künftig aus der Cloud bezogen werden sollen, aus der On-Premise-Wartung zu nehmen. Inwieweit der Kunde davon profitiert, dürfte indes in weiten Teilen vom individuellen Verhandlungsgeschick abhängen.

Customizing kann Probleme beim Cloud-Umstieg machen

Zudem bleiben etliche Fragen offen. So heißt es in der jüngsten SAP-Ankündigung, dass bestehende Maintenance-Verträge auch für in die Cloud migrierte Anwendungen weiterhin Gültigkeit besäßen. Wie ein Mietmodell mit Wartungsgebühren zusammenpasst, werden die SAP-Manager noch im Detail erläutern müssen. Zu klären bleibt auch, inwieweit sich ganze Kundeninstallationen problemlos in die IT-Wolke transferieren lassen. SAP selbst spricht davon, dass es gerade im Zusammenhang mit kunden- beziehungsweise produktspezifischen Konfigurationen an der einen oder anderen Stelle gewisse Einschränkungen geben könne.

Um seinen Kunden den Weg in Cloud zu ebnen, will SAP zusätzliche Services anbieten. Die eigene Service-Abteilung werde spezielle Cloud-Transformations-Dienste anbieten, um bestehende SAP-Anwendungen in die SAP HANA Enterprise Cloud zu überführen. Das beinhalte auch die Integration von On-Premise-Software beziehungsweise anderer SAP-Cloud-Lösungen wie die mit SuccessFactors übernommenen Human-Resources-Anwendungen (HR) sowie die ebenfalls zugekaufte Cloud-basierte Beschaffungsplattform Ariba. Mehr als 15.000 Spezialisten stünden SAP zufolge bereit, um Kunden bei deren Cloud-Plänen zu unterstützen.

Für seine Cloud-Strategie baut der Softwarehersteller außerdem seine Rechenzentren weiter aus. Weltweit gebe es derzeit 16 Anlagen, so die Verantwortlichen aus Walldorf. Erst Anfang April habe man für die asiatisch-pazifische Region die ersten beiden Data Center in Tokio und Osaka in Betrieb genommen. Sämtliche SAP-Rechenzentren arbeiteten mit In-Memory-Technik und High-end-Servern, um die hohen Anforderungen an Business-kritische Workloads sicherzustellen. Mit den global verteilten Rechenzentren will SAP für seine Kunden zudem gewährleisten, dass regionale und nationale Compliance-Regeln erfüllt werden.

SAPs Weg in die Cloud bleibt steinig

Mit seiner Ankündigung, nun auch die Business-Suite im Mietmodell anzubieten, unterstreicht SAP zwar seine Cloud-Ambitionen. Es bleibt jedoch noch ein weiter Weg. Es sei klar ersichtlich, dass die Kunden Cloud-basierte Mietsoftware wollen, sagte Steve Lucas, President für die Plattformlösungen von SAP. Es werde allerdings dauern, bis sich der Wechsel breitflächig im Markt vollzogen habe. Viele Anwender sind noch skeptisch, geschäftskritische Anwendungen und Daten in die Cloud auszulagern. Laut einer Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) wollen lediglich drei Prozent der über 400 befragten IT-Verantwortlichen in diesem Jahr IT-Gelder für SAPs Cloud-Angebote locker machen. Zudem sei zu beobachten, dass SAPs Offerten nicht zwangsläufig gesetzt seien, wenn sich Anwender für Cloud-Lösungen interessierten, stellte DSAG-Vorstand Marco Lenck fest. Anwender von SAPs On-Premise-Software analysierten ihre Anforderungen genau und suchten dann die Produkte, die zu ihrer Landschaft passten - auch bei anderen Software- und Cloud-Anbietern.

Auch für SAP selbst ist der Wechsel in die Cloud alles andere als einfach. Gerade die großen Softwareanbieter wie Microsoft, Oracle und SAP tun sich schwer, ihre Abhängigkeit vom klassischen Lizenz-Wartungsgeschäft zu lösen, mit dem sie in den vergangenen Jahrzehnten viel Geld verdient haben. Im Cloud-Geschäft müssen sich die Anbieter mit deutlich geringeren Margen zufrieden geben. Hier geht es um einen effizienten Betrieb und Masse. Und dabei tun sich auch die Vorzeigeunternehmen der IT-Wolke nicht immer einfach. Cloud-Pionier Salesforce.com, der mit seinen CRM-Lösungen in den vergangenen Jahren zwar ein rasantes Umsatzwachstum hinlegen konnte, schreibt bis heute rote Zahlen.

Dennoch wird der SAP wie auch den anderen Software-Granden nichts anderes übrig bleiben, als weiter auf dem Cloud-Zug mitzufahren - auch weil sich das herkömmliche Geschäft mit On-Premise-Software in den gesättigten Märkten der westlichen Wirtschaftsnationen als zunehmend schwieriger erweist, und sich Unternehmen gerade in den sich schnell entwickelnden Märkten in Brasilien, China und Indien stärker in Richtung Cloud-Angebote orientieren - dafür aber nur wenig Geld investieren wollen.

Ehrgeizige Ziele mit Cloud-Lösungen

Die SAP-Verantwortlichen verfolgen nichtsdestotrotz ehrgeizige Ziele. Bereits im kommenden Jahr wollen sie zwei Milliarden Euro mit Cloud-Angeboten umsetzen - das wären bereits zehn Prozent vom für 2015 anvisierten Gesamtumsatz von 20 Milliarden Euro. Dafür müssten sich die Softwerker aus dem Badischen allerdings deutlich steigern. Im vergangenen Jahr standen SAP-Angaben zufolge gut 700 Millionen Euro an Cloud-Einnahmen zu Buche. Das würde knapp eine Verdreifachung der Cloud-Einnahmen erfordern, um bis zum nächsten Jahr die selbst gelegte Messlatte zu erreichen.