Die Vorgaben, die sich das SAP-Management selbst gesteckt hat, sind ambitioniert. Zwei Milliarden Euro will der Konzern im Jahr 2015 mit Lösungen aus der Cloud erwirtschaften. Das wären zehn Prozent des bis dahin anvisierten Jahresumsatzes von 20 Milliarden Euro. Doch derzeit liegen diese Ziele noch in weiter Ferne. 2011 machte der Umsatzanteil von Cloud-Subskriptionen und -Support gerade einmal ein Prozent von den Gesamteinnahmen in Höhe von gut 14 Milliarden Euro aus.
Damit sich dies ändert, hat SAP die Cloud-Sparte auch personell verstärkt. Bob Calderoni, Ex-Chairman und -CEO von Ariba, dessen Übernahme SAP im vergangenen Monat abgeschlossen hatte, bekommt einen Sitz im Global Managing Board von SAP. In dieser Funktion soll sich Calderoni um die Weiterentwicklung des Ariba Network kümmern, einem Cloud-basierten Netzwerk, in dem Unternehmen ihre Beziehungen zu Partnern, Kunden und Zulieferern pflegen und verwalten können.
Unter Calderonis Führung sei es dem Ariba-Team gelungen, ein schnell wachsendes und profitables Cloud-Business auf die Beine zu stellen, ließ SAPs Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe auf der Hausmess Sapphire in Madrid durchblicken. "Mit der Akquisition von SuccessFactors und jetzt Ariba sind wir ein Cloud-Powerhouse geworden." Wie die Cloud-Claims zwischen Calderoni und dem Ex-SuccessFactors-Chef Lars Dalgaard abgesteckt sind, ist jedoch noch nicht klar ersichtlich. Allerdings scheinen die Fäden von SAPs Cloud-Geschäft in Dalgaards Händen zusammenzulaufen. Dalgaard sitzt neben dem Global Managing Board auch im Vorstand von SAP - eine Position, die Calderoni versagt blieb.
Cloud-Geschäfte entwickeln sich offenbar gut
SAP-Angaben zufolge scheinen sich die Cloud-Geschäfte gut zu entwickeln. 20 Einzellösungen und Suites seien aktuell in der SAP-Cloud verfügbar. Der Konzern gruppiert seine Cloud-Angebote rund um Unternehmensbereiche wie Kunden, Mitarbeiter, Lieferketten und Finanzen. Darüber hinaus gibt es Lösungen für Collaboration und Social Business. Rund 20 Millionen User bei 6000 Kunden würden aktuell auf die SAP-Angebote aus der Cloud zugreifen. Für das laufende Jahr taxieren die SAP-Verantwortlichen das Geschäftsvolumen bereits auf eine Milliarde Dollar.
SAPs Cloud-Chef Dalgaard zufolge hätten sich die Einnahmen mit den SuccessFactors-Lösungen im vergangenen Jahr fast verdoppelt, die Subskriptions-Umsätze für Business ByDesign (ByD) sogar verdreifacht. "Das ist erst der Anfang", verkündete Dalgaard. Der Manager kündigte an, dass die mit Success Factors übernommenen Human-Resources-Werkzeuge zu einer kompletten HR-Suite aus der Cloud weiterentwickelt werden sollen, mit der Unternehmen länderübergreifend ihre gesamte Mitarbeiterverwaltung abwickeln könnten. Aktuell würden zehn Länder unterstützt. Das soll in Zukunft auf über 50 Länder ausgeweitet werden.
Mit "Financials OnDemand" hat SAP darüber hinaus eine neue Cloud-Lösung vorgestellt, mit deren Hilfe Anwender sämtliche Finanzprozesse im Unternehmen über die Cloud verwalten können. Integriert seien SAP zufolge außerdem Analysefunktionen, über die Nutzer in Echtzeit Auswertungen fahren könnten. Diese ließen sich auch individuell an die Informationsanforderungen einzelner Anwender anpassen sowie von mobilen Devices abrufen. Basis für Datenhaltung der Finanzinformationen sowie die Analysefunktionen bildet SAPs In-Memory-Datenbank HANA.
Es darf gejammt werden
Seine Kunden-Management-Lösung "SAP Customer OnDemand" hat der Softwarehersteller mit Collaboration-Funktionen auf Basis von "SAP Jam" erweitert, das der Konzern mit SuccessFactors übernommen hatte. Sein "Social OnDemand"-Angebot hatte SAP bereits im vergangenen Monat ausgebaut. Zentraler Bestandteil ist SAP Jam, das als Collaboration-Komponente in andere On-Demand-Angebote rund um Customer Relationship Management (CRM), Human Capital Management (HCM), Financials und andere Anwendungsbereiche integriert werden soll.
Neben den Erweiterungen der einzelnen Cloud-Lösungen, kündigte SAP auch an, den Anwendern bei der Integration von On-Demand- und On-Premise-Infrastrukturen unter die Arme greifen zu wollen. Standard-Schnittstellen sowie vorkonfigurierte Integrations-Pakete aus Werkzeugen und Services sollen die Verknüpfung beider Welten vereinfachen. Ein Modul aus diesem Paketangebot soll beispielsweise die Einbindung von HANA in Cloud-Umgebungen vereinfachen. Die Integrationsszenarien würden sich darüber hinaus nicht nur auf SAPs Softwarekosmos beschränken, hieß es. Der Konzern will auch Integrationsplattformen von Drittanbietern wie Boomi, CastIron oder Mulesoft zertifizieren, um die eigenen Cloud-Angebote mit On-Demand- sowie On-Premise-Lösungen anderer Hersteller zu verbinden.