Die SAP-Kunden sind unsicher. Es gebe ein gewaltiges Informationsbedürfnis, sagte Marco Lenck, Geschäftsführer der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Anwender suchten derzeit nach Orientierung. „Ich habe viele Fragezeichen in den Gesichtern gesehen“, beschrieb Lenck seine Eindrücke vom Auftakt des Jahreskongresses der Anwendervereinigung in Bremen. Grund dafür ist die Produktstrategie von SAP. Der größte deutsche Softwarehersteller hatte im Frühjahr dieses Jahres mit S/4 HANA eine neue ERP-Linie aufgemacht, deren Funktionen eng mit der selbst entwickelten In-Memory-Datenbank-Plattform HANA verknüpft sind.
Zur Verwirrung der Kunden tragen auch die unterschiedlichen Bezugsmodelle bei. SAP trimmt sein Portfolio derzeit stark in Richtung Cloud Computing. Neue Funktionen werden zuerst für die Cloud entwickelt, lautet die Direktive des Managements. Allerdings unterscheiden sich On-Premise- und Cloud-Pakete in ihrem Funktionsumfang. Dazu kommt ein bunter Strauß von zugekauften Cloud-Lösungen wie SuccessFactors, Ariba und Concur, die mehr oder weniger in die SAP-Lösungspakete integriert sind, beziehungsweise SAP-eigene Produkte ablösen könnten.
„Da ist überall HANA drin, und überall steht Cloud drauf – aber die Angebote unterscheiden sich massiv voneinander“, so das Fazit von DSAG-Geschäftsführer Lenck. Ist „S/4 HANA ein ERP/4 Customer“, lautete daher auf dem Jahreskongress die zentrale Frage der SAP-Klientel an ihren Softwarelieferanten.
ERP ist das Rückgrat der digitalen Transformation
Die Antwort drängt. Denn die SAP-Anwenderunternehmen müssen sich überlegen, wie sie sich den anstehenden Herausforderungen der digitalen Transformation stellen. Das ERP-System werde dabei eine zentrale Rolle spielen, sagte Lenck und betonte wie wichtig ein stabiles Rückgrat für die kommenden Veränderungen sei. Im gleichen Atemzug formulierte der Sprecher der deutschen SAP-Anwendergemeinde seine Anforderungen an das ERP der Zukunft. Ein solches System müsse den Nutzern die richtigen Informationen liefern, ein einfaches Prozessmodell sowie aufgabenbezogene Oberflächen bieten. Dazu brauche es neue Funktionalitäten und die volle Prozessabdeckung. Nur so lasse sich eine Plattform für die Lösungen von morgen bauen.
Als solche bringt SAP sein S/4 HANA ins Spiel – die erst im Frühjahr vorgestellte ERP-Suite, die speziell für die eigenentwickelte In-Memory-Datenbank HANA angepasst wurde. „S/4 HANA ist das ERP der Zukunft“, bekräftigte SAP-Vorstand Bernd Leukert vor den 4000 in der Bremer Kongresshalle versammelten Kunden und machte damit unmissverständlich klar, wo die Prioritäten des größten deutschen Softwarehauses liegen. Zugleich bemühte sich der SAP-Vorstand die Vorteile des Systems herauszustellen.
Beispielsweise habe die italienische Bahn ihre Züge mit sechs Millionen Sensoren ausgestattet, deren Informationen in S/4 HANA gesammelt und ausgewertet werden, um entsprechende Aktionen auszulösen. Die Zielsetzung der Betreiber: mehr Effizienz im Betrieb und eine höhere Kundenzufriedenheit. Leukert zufolge sei es der Bahn gelungen, einen dreistelligen Millionenbetrag einzusparen. Dazu komme eine verbesserte Kundenzufriedenheit.
Dieses Beispiel ist nach SAP-Angaben nur eines unter vielen. Leukert zufolge haben nach sechs Monaten bereits mehr als 1000 Unternehmen lizenzierte Projekte gestartet. Etliche Unternehmen setzten die Lösung bereits produktiv ein. Damit verlaufe die Adaption des neuen Systems viel schneller als beispielsweise die von R/3, verglich der SAP-Manager seine neue Lösung mit dem ERP-Produkt der 90er-Jahre.
Leukert versprach den SAP-Kunden mit S/4 HANA eine Reihe von Vorteilen. Neben flexibleren und effizienteren Prozessen ermögliche die neue Applikationsplattform aus Walldorf Geschäftseinblicke in Echtzeit sowie genauere Vorhersagen und Simulationen. Damit könnten Anwender besser auf Kundenanforderungen reagieren. Das Management in den Unternehmen sei mit Hilfe des SAP-Systems zudem in der Lage, eine Art Digital Boardroom einzurichten, in dem sämtliche Informationen zusammenliefen. So könnten die Firmenlenker bessere Entscheidungen treffen und ihre Unternehmen genauer steuern.
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Bei Bedarf kann der IT-Verantwortlich SAP S/4 HANA auch vom Armgelenk aus steuern.
Konsolidieren, standardisieren, integrieren
Einer, der den HANA-Weg bereits eingeschlagen hat, ist Anton Müchler, CIO von Wacker Neuson. Der Baumaschinenhersteller will am 15. November sein ERP on HANA live schalten. Von Hype-Stimmung oder Euphorie ist in diesem Zusammenhang allerdings wenig zu spüren. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben pragmatisch vorgegangen. Müchler zufolge habe man in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, drei SAP-Systeme in eines zu konsolidieren. Angesichts der darunter liegenden unterschiedlichen Datenbanken von Oracle und IBM habe sich in der Folge auch die Frage nach einer künftigen einheitlichen Datenbanklösung für das SAP-System gestellt. An dieser Stelle kam HANA ins Spiel.
Müchler, der die IT-Geschicke des Unternehmens seit 2001 verantwortet, kennt die Probleme und Schmerzen eines CIO: Gerade wenn ein Unternehmen zukauft und unkontrolliert wächst, muss die IT-Abteilung viele Aufgaben schultern, um den Betrieb sicherzustellen. Sein Credo: konsolidieren, standardisieren und integrieren. „Wer seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, dem hilft auch HANA nicht weiter“. Der Strategie seines Softwarelieferanten steht der CIO mit einer gesunden Portion Skepsis gegenüber.
Man müsse sich immer fragen, was SAP ernst meine beziehungsweise über welche Dinge irgendwann einfach nicht mehr gesprochen werde. Müchler griff auch das Management-Cockpit auf, dass Leukert als Beispiel für die neuen Möglichkeiten von S/4 HANA kurz zuvor angeführt hatte. Dieses Cockpit sei bereits in der Vergangenheit des öfteren in SAP-Präsentationen rund um Business Intelligence und das Business Warehouse aufgetaucht – jetzt wieder einmal im Zuge von HANA, erinnerte sich der CIO unter dem Gelächter des Publikums.
Nichtsdestotrotz betonte er aber auch sein Vertrauen zu SAP. Vieles von dem, was SAP im Zuge von HANA versprochen habe, sei schlichtweg noch nicht da. Hier müsse man dem Hersteller zutrauen, dass die Innovation vorangetrieben werde und diese Dinge irgendwann kämen. Müchler vergleicht die jetzige Phase mit dem Aufbruch der SAP-Welt ins Internet-Zeitalter rund um die Jahrtausendwende. Der Wechsel in Richtung HANA ist aus Sicht des IT-Verantwortlichen unausweichlich. Vieles funktioniere nur auf der neuen Plattform. Der CIO glaubt an die Zukunft von HANA, betont aber, dass der Umstieg nicht einfach sei. „Es bedeutet auch viel Arbeit, Schweiß und Tränen.“
Die Business Suite bleibt gesetzt
Das Gros der SAP-Anwender wartet jedoch erstmal ab. Die DSAG hatte im Vorfeld der Jahrestagung ihre Mitgliedsunternehmen nach der strategischen Relevanz von SAP-Lösungen befragt. Lediglich jeder vierte der gut 350 Befragten bezeichnete die Relevanz von S/4 HANA als hoch – in der On-Premise-Ausführung. Die Cloud-Edition ist gerade einmal für gut drei Prozent strategisch relevant. Dagegen setzen sieben von zehn SAP-Anwendern nach wie vor auf die Business Suite als strategische Plattform – auch für die Zukunft.
Anwender brauchen Informationen, um den Einsatz von S/4 HANA besser abwägen zu können – vor allem hinsichtlich des Funktonsumfangs. Für fast drei Viertel der Unternehmen sei dies das wichtigste Entscheidungskriterium, sagte Lenck und monierte im gleichen Atemzug, dass SAP aus Anwendersicht diese Informationen derzeit noch nicht ausreichend zur Verfügung stellt. Außerdem fehlten konkrete Aussagen zum Geschäftsnutzen, dem Lizenzmodell und Voraussetzungen für eine Migration. „Aus diesen Gründen ist eine gewisse Zurückhaltung und Skepsis unter den Mitgliedern zu spüren“, heißt es von Seiten der DSAG.
Laut der Umfrage stellt derzeit etwa jedes zehnte Unternehmen die Weichen in Richtung HANA: Vier Prozent stellen bereits die Lizenzen um, sechs Prozent starten gerade ein entsprechendes Projekt. Dagegen ist für 37 Prozent der befragten SAP-Anwender S/4 HANA kein Thema – Begründung: Es fehle der unternehmerische Mehrwert. Weitere 37 Prozent informieren sich gerade und elf Prozent haben sich mit dem neuen SAP-System noch gar nicht beschäftigt.
Neues ERP - altes ERP
Angesichts der Frage, welche Vorteile Anwender von S/4 HANA gegenüber den Nutzern der Business Suite haben, zieht der DSAG-Vorstand eine nüchterne Bilanz. „Machen wir uns nichts vor“, konstatierte Lenck. „S/4 HANA ist lediglich ein ERP auf HANA, ergänzt um ein Simple Finance und ein Simple Logistics.“ SAP habe dem Ganzen nur ein anderes Label gegeben.
Da die Mehrheit der SAP-Anwender nach wie vor auf die klassische Business Suite setzt, fordern die DSAG-Vertreter von dem Softwarehersteller, die Zukunftsfähigkeit der Suite sicherzustellen. Schließlich zahlten die Kunden Wartungsgebühren, argumentierte Lenck. Da könnten sie die Weiterentwicklung des Produkts erwarten. Der Anwendervertreter machte an dieser Stelle keinen Hehl daraus, dass es dafür auch Bedarf gebe. Beispielsweise klafften in der funktionalen Abdeckung von End-to-end-Prozessen durch die Business Suite noch Lücken.
Vor allem die enge Verzahnung zwischen Applikationsebene und der HANA-Datenbank sowie die daraus resultierende größere Abhängigkeit von SAP sehen die Kunden mit zunehmender Sorge. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit in Produkte von IBM, Microsoft und Oracle investiert. Es gebe oft keinen triftigen Grund, leistungsfähige Datenbanken abzulösen und sich ganz von einem Anbieter abhängig zu machen, hieß es von Seiten der Anwendervertretung. Wir fordern Vielfalt im Datenbankbereich“, machte Lenck den Standpunkt der SAP-Kunden klar. „Wir wollen keinen Monopolisten.“ Die DSAG-Vertreter fordern deshalb mehr Offenheit in den Systemen. Zudem müssten Alternativen zugelassen werden ohne Einbußen im Funktionsumfang und in der Leistung“, ergänzte Hans-Achim Quitmann, Technologie-Vorstand der DSAG.
- 2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte." - 2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet. - 2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück. - 2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System. - 2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten. - 2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro. - 2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind. - 2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar. - 2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand. - 2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern. - 2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt. - 2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert. - 2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000. - 2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen. - 1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen. - 1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“. - 1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE). - 1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch. - 1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz. - 1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig. - 1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf. - 1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab. - 1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie. - 1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf. - 1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert. - 1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus. - 1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld. - 1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.
DSAG-Wunsch: Datenbankhersteller sollen HANA nachbauen
Um Performance-Vorteile zu erzielen gebe es durchaus Sinn, Aufgaben aus der Applikationsschicht in die Datenbank zu verlagern. Deshalb sei der Ansatz der SAP mit S/4 HANA durchaus richtig, konzediert Lenck mit Blick auf Leistungsvorteile der neuen Plattform. Allerdings sollte es möglich sein, dass diese Funktionalität auch von anderen Datenbankanbietern bedient werden könnte.
Diese sollten Lenck zufolge daher in der Lage sein, in ihren Produkten eine Art HANA-Verhalten nachprogrammieren zu können. Der DSAG-Vorstand äußerte die Hoffung, dass die anderen Datenbankanbieter diesen Weg auch gehen und die entsprechenden Investitionen tätigen. Zugleich müsse SAP die dafür notwendigen Spezifikationen und Funktionalitäten offenlegen. „Das würde uns ein Stück weit die Abhängigkeit nehmen, die wir Stand heute in den Unternehmen haben“, sagte Lenck.
Ob S/4 HANA die richtige Antwort auf die Anforderungen der Kundenseite ist, bleibt abzuwarten. Bedarf scheint grundsätzlich vorhanden, ließen die Anwendervertreter duchblicken. Gerade durch die Digitalisierung und neue Themen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge werde das etablierte Vorgehen der IT auf den Prüfstand gestellt. Damit verbunden seien zusätzliche Anforderungen an die verwendeten Applikationen.
„Vieles spricht dafür, dass die nachhaltige, schnelle und gewinnbringende Umsetzung einer digitalen Transformation nur auf Basis einer Neubewertung der Rolle der IT in den Unternehmen und ihrer Leistungsbeiträge möglich sein wird“, stellte Gerhard Göttert fest, Vorstand Anwendungsportfolio bei der DSAG. S/4HANA könnte dabei eine Antwort sein. Dafür sei es jedoch wichtig, dass SAP zielgerichtete Informationen über die Vorteile von S/4HANA bereitstellt und die Kunden im Prozess der Transformation intensiv begleitet.