Nachdem die Anwaltskanzlei Clarkson bereits vor zwei Wochen eine ähnliche Sammelklage gegen den ChatGPT-Hersteller OpenAI und Microsoft eingereicht hatte, sind nun die für das Konkurrenzprodukt Bard verantwortlichen Firmen Google, dessen Muttergesellschaft Alphabet sowie die KI-Tochter Deep Mind an der Reihe.
"Alles im Internet gestohlen"
In der Klageschrift wird behauptet, dass Google "heimlich alles gestohlen hat, was jemals von Hunderten von Millionen Amerikanern im Internet erstellt und geteilt wurde". Google habe jahrelang im Geheimen und ohne Ankündigung oder Zustimmung all diese persönlichen und beruflichen Daten, künstlerische und urheberrechtlich geschützte Werke, Fotos und sogar E-Mails gesammelt und dazu verwendet, um kommerzielle KI-Produkte wie den KI-Chatbot Bard zu entwickeln.
Auslöser für die Beschwerde war offenbar eine kürzlich erfolgte Aktualisierung der Google-Datenschutzrichtlinie in den USA, in der nun ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass das Unternehmen öffentlich zugängliche Informationen verwenden kann, um seine KI-Modelle und Tools wie Bard zu trainieren.
In einen Bericht über das Update hatte Google gegenüber The Verge erklärt, dass es "seit langem transparent ist, dass Google öffentlich verfügbare Informationen aus dem offenen Web verwendet, um Sprachmodelle für Dienste wie Google Translate zu trainieren." Das jüngste Update stelle lediglich klar, dass neuere Dienste wie Bard ebenfalls eingeschlossen seien, so Google-Sprecherin Christa Muldoon.
"Öffentlich zugänglich ist nicht frei nutzbar"
"Google muss verstehen, dass 'öffentlich zugänglich' noch nie bedeutete, dass man es für jeden Zweck frei verwenden kann", erklärte Tim Giordano, einer der Anwälte von Clarkson, die die Klage gegen Google eingereicht haben, in einem Interview mit CNN. "Unsere persönlichen Informationen und Daten sind unser Eigentum, und sie sind wertvoll, und niemand hat das Recht, sie einfach zu nehmen und für irgendeinen Zweck zu verwenden."
Google müsse Nutzern eine Möglichkeit zum Opt-Out ihrer Daten anbieten, so Giordano. Mit seiner Suchmaschine könne Google Nutzern einen Link zu einem Werk anbieten, über den Nutzer es kaufen oder sich damit beschäftigen können. Das Auslesen von Daten, um KI-Tools zu trainieren, schaffe jedoch "eine alternative Version des Werks, die die Anreize zum Kauf des Werks radikal verändert".
Forderung nach verantwortungsvollen Einsatz
Ähnlich wie bei der Klage gegen OpenAI wird gefordert, dass Google die kommerzielle Nutzung aller KI-Produkte vorübergehend aussetzt, um die Koordination eines verantwortungsvollen Einsatzes dieser leistungsstarken Technologie zu ermöglichen. Außerdem wird ein nicht näher bezifferter Schadenersatz und eine finanzielle Entschädigung für Personen gefordert, deren Daten angeblich von Google missbraucht wurden.
Wie aus der Klageschrift hervorgeht, vertritt Clarkson aktuell acht Kläger, darunter einen New-York-Times-Bestsellerautor und Enthüllungsjournalisten, einfache Gmail- und Social-Media-Nutzer sowie einen Sechsjährigen. Auf ihrer Webseite sucht die Anwaltsfirma aber weitere Personen, die sich der Klage gegen Google und OpenAI anschließen wollen.