Investoren machen Druck

Salesforce setzt hunderte Angestellte auf die Straße

10.11.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Druck auf die erfolgsverwöhnten IT-Anbieter wächst. Jetzt will offenbar auch Salesforce hunderte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entlassen.
Viele hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Salesforce müssen wohl ihre Schreibtische räumen.
Viele hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Salesforce müssen wohl ihre Schreibtische räumen.
Foto: Andrey_Popov - shutterstock.com

Immer mehr Beschäftigte der großen IT-Anbieter bekommen die Krise am eigenen Leib zu spüren. Nach Meta und Twitter hat nun auch Salesforce angekündigt, seine Belegschaft auszudünnen. Aktuell beschäftigt der Software-as-a-Service-Spezialist etwa 73.000 Angestellte. Hunderte Stellen sollen nun gestrichen werden, hieß es.

Man müsse Verantwortung übernehmen für die eigene Vertriebsleistung, ließen die Salesforce-Verantwortlichen durchblicken. Leider könne das dazu führen, dass einige Menschen das Unternehmen verlassen müssten. Salesforce wolle die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihrem "Übergang unterstützen", hieß es. Im Klartext: Die Geschäfte des erfolgsverwöhnten Cloud-Spezialisten laufen längst nicht mehr so rund wie noch vor einigen Monaten. Deshalb muss Salesforce sparen. Dabei lassen sich die schnellsten Effekte mit Entlassungen erzielen.

Investoren wollen mehr Marge

Der Druck auf die Salesforce-Verantwortlichen wächst. Im Oktober war der Hedgefonds Starboard Value mit einem "erheblichen Investment" bei dem SaaS-Anbieter eingestiegen. Zur Begrüßung haben die neuen Investoren gleich einmal kund getan, dass man mit den Profitmargen unzufrieden sei, und diese erhöht werden müssten.

Dass auch Salesforce nicht ungeschoren durch die aktuelle wirtschaftliche Krise kommt, hatte sich bereits in den vergangenen Monaten angedeutet. Ende August hatte der Anbieter seine Prognose für das laufende Fiskaljahr 2023 gesenkt. Statt den bisher erwarteten 31,8 Milliarden Dollar Umsatz rechnet der Cloud-Spezialist nun mit Einnahmen von knapp 31 Milliarden Dollar. Das Management machte in erster Linie den starken Dollar, der die Geschäfte außerhalb der USA erschwert, und eine schärfere Konkurrenz im Cloud-Business für den vorsichtigeren Ausblick verantwortlich.

Salesforce-Kunden kaufen vorsichtiger ein

Erstmals in seiner Firmengeschichte startete Salesforce ein Aktienrückkaufprogramm. Es geht darum, den Börsenkurs zu stabilisieren. Wie viele andere Tech- und IT-Werte hat Salesforce in den vergangenen Monaten massiv an Wert eingebüßt. Nach einem Allzeithoch von über 310 Dollar Anfang November 2021 stürzte das Papier in den folgenden Monaten regelrecht ab. Derzeit bewegt sich die Aktie bei knapp über 140 Dollar.

Salesforce Gründer Marc Benioff (rechts), hier mit seinem Co-CEO Bret Taylor bei der Eröffnung der diesjährigen Dreamforce-Konferenz, rechnet mit schwierigeren Geschäften.
Salesforce Gründer Marc Benioff (rechts), hier mit seinem Co-CEO Bret Taylor bei der Eröffnung der diesjährigen Dreamforce-Konferenz, rechnet mit schwierigeren Geschäften.
Foto: Salesforce

"Die Kunden werden immer bedächtiger in ihrem Kaufverhalten", hatte Salesforce-Gründer und Co-CEO Marc Benioff im Sommer durchblicken lassen. "Die Verkaufszyklen können sich verlängern." Dazu komme, dass die Deals von höheren Managementebenen geprüft würden. "Nahezu jeder, mit dem ich gesprochen habe, geht bei seinen Geschäften mit mehr Augenmaß vor", stellte der Manager fest. Salesforce beobachtet die größere Vorsicht auf Kundenseite seit Juli 2022 und geht davon aus, dass sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen wird.

Angesichts des schwierigeren Marktumfelds, müsse auch Salesforce vorsichtiger bei seinen Ausgaben sein, hatte Chief Financial Officer (CFO) Amy Weaver angekündigt. Das gelte insbesondere bei der Einstellung von Mitarbeitern. Diese Zeit der Vorsicht scheint schon nach wenigen Monaten vorbei zu sein. Jetzt geht es offensichtlich ans Eingemachte. Die Einschnitte bei der Belegschaft könnten erst der Anfang sein.