Milliarden-Deal gescheitert

Salesforce bläst Informatica-Kauf ab

22.04.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Übernahme von Informatica durch Salesforce ist vom Tisch. Offensichtlich konnten sich beide Parteien nicht über den Preis einigen.
Salesforce bläst die Übernahme von Informatica ab.
Salesforce bläst die Übernahme von Informatica ab.
Foto: VDB Photos - shutterstock.com

Die Übernahmegespräche zwischen Salesforce und Informatica scheinen beendet. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar habe man sich nicht über die Konditionen einer Akquisition einigen können, hieß es unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertrauten Person. Infolgedessen habe Salesforce seine Bemühungen abgebrochen, Informatica zu übernehmen.

Mitte April kursierten erste Gerüchte, der Software-as-a-Service- (SaaS-)Anbieter könnte den Datenmanagement- und Integrationsspezialisten schlucken. Das Angebot habe jedoch unter dem zu diesem Zeitpunkt gehandelten Wert der Informatica-Aktie gelegen, berichtete das Wall Street Journal. Mit rund 38,5 Dollar je Papier betrug der Börsenwert von Informatica mehr als elf Milliarden Dollar.

Übernahmegerüchte treiben Informatica-Aktie

Die Informatica-Aktie hatte im Laufe des Jahres um mehr als 40 Prozent zugelegt - unter anderem auch angeheizt durch die Übernahmegerüchte. Der 1993 gegründete Anbieter cloud-basierter Data-Management- und Integrationslösungen war 2015 von einem Investorenkonsortium unter der Führung von Permira und dem Canadian Pension Plan Investment Board (CPPIB) für 5,3 Milliarden Dollar gekauft und privatisiert worden. 2021 hatten die Kapitalgeber den Softwarehersteller zurück aufs Börsenparkett gebracht.

Salesforce-CEO Marc Benioff, hier auf der Dreamforce 2023, wird vorsichtiger, was Akquisitionen angeht.
Salesforce-CEO Marc Benioff, hier auf der Dreamforce 2023, wird vorsichtiger, was Akquisitionen angeht.
Foto: Salesforce

Für Salesforce wäre die Akquisition von Informatica eine der größten Übernahmen der Firmengeschichte gewesen. 2019 hatte der SaaS-Anbieter den Analytics-Spezialisten Tableau Software für 15,7 Milliarden Dollar gekauft, ein Jahr später den Collaboration-Anbieter Slack für beinahe 28 Milliarden Dollar.

Investoren machen Druck auf Salesforce

Im vergangenen Jahr stieg jedoch der Druck auf die Salesforce-Führung rund um CEO Marc Benioff. Schwächere Wachstumsraten, unzufriedene Investoren, Unruhen im Top-Management und Entlassungen sorgten für einige Turbulenzen. Um Börse und Investoren zu beruhigen, versicherte Benioff damals, es hätte absolute Priorität, die Profitabilität zu verbessern und den eigenen Geschäftsbetrieb effizienter zu machen. Teure Akquisitionen schienen erst einmal kein Thema zu sein.

Salesforce in den Fängen der "Aasgeier"

Der jetzt abgeblasene Informatica-Deal könnte ein Hinweis darauf sein, dass Salesforce potenzielle Milliarden-Übernahmen, auch aus Rücksicht auf seine Investoren, nicht mehr um jeden Preis durchdrücken will. Anfang 2023 hatte sich der für seine rüden Umgangsformen berüchtigte Investor Elliott Management Corp. in großem Stil beim SaaS-Spezialisten eingekauft. Elliott war in der Vergangenheit immer wieder dadurch aufgefallen, das Management seiner Beteiligungen unverhohlen zu mehr Effizienz zu drängen, um so die Margen und damit den eigenen Ertrag in die Höhe zu treiben. Gleiches gilt für den eher aktivistisch agierenden Hedge-Fonds Starboard Value, der im Oktober 2022 bei Salesforce eingestiegen war.