Dreamforce 2020

Salesforce baut eine Plattform für alle Clouds

07.12.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Auf der Hausmesse Dreamforce hat der führende CRM-Anbieter die Plattformarchitektur Hyperforce angekündigt. Sie soll dafür sorgen, dass sämtliche Produkte der Customer-360-Reihe in den führenden Public-Cloud-Umgebungen genutzt werden können.
In diesem Jahr konnte die Dreamforce, die Hausmesse von Salesforce und eine der größten IT-Veranstaltungen weltweit, wegen der Corona-Pandemie nur virtuell stattfinden.
In diesem Jahr konnte die Dreamforce, die Hausmesse von Salesforce und eine der größten IT-Veranstaltungen weltweit, wegen der Corona-Pandemie nur virtuell stattfinden.
Foto: Salesforce

Hyperforce sei darauf ausgelegt, das gesamte Customer-360-Angebot einschließlich Sales Cloud, Service Cloud, Marketing Cloud, Commerce Cloud, Industries und mehr in den relevanten Public Clouds bereitzustellen, hieß es. Die Salesforce-Verantwortlichen nennen die Hyperscaler nicht namentlich, doch es ist davon auszugehen, dass es sich um Amazon Web Services (AWS), Microsoft und Google handelt.

Offenbar liegt Salesforce daran, die großen Infrastrukturanbieter als gleichwertig zu behandelnde Bereitsteller von Ressourcen anzusehen und den Kunden zu ermöglichen, dort auch in Multi-Cloud-Szenarien nach Bedarf einzukaufen. Hier gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Irritationen, weil einmal der eine, dann wieder ein anderer hervorgehoben wurde.

Im Jahr 2017 erklärte Salesforce Google zum bevorzugten Public Cloud Provider. Die Google Cloud solle künftig im Salesforce-Universum den Status einer "prefered Public Cloud" erhalten, hieß es zur Kundenkonferenz Dreamforce im November 2017. Ein Jahr zuvor im Mai hatte der CRM-Spezialist AWS zum "prefered Public Cloud Provider" für seine internationale Infrastrukturexpansion ernannt. Damals pries Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff den Pakt mit AWS in höchsten Tönen. "Es gibt keinen Anbieter von Public-Cloud-Infrastrukturen, der ausgereifter ist oder über robustere Enterprise-Funktionen verfügt." Zu guter Letzt bekam 2018 auch IBM den Status eines bevorzugten Cloud-Anbieters von Salesforce verliehen.

Mit Microsoft pflegt Benioff dagegen eine ausgeprägte Rivalität. Auf der Dreamforce 2015 hatte der Salesforce-Chef seinen Kollegen Satya Nadella, seines Zeichen Microsoft-CEO, noch als Freund vorgestellt und betont, wie gut sich die Produkte beider Firmen ergänzten. Doch in der Folge kühlte das Verhältnis merklich ab.

Die Auseinandersetzung um die LinkedIn-Übernahme, in der Benioff den Kürzeren zog, und die gerade angekündigte Akquisition von Slack durch Salesforce, die durchaus als Angriff auf Microsoft verstanden werden kann, zeigen, dass der oft strapazierte Begriff der Coopetition in diesem Beispiel eher auf Competition hinausläuft. Wie vor diesem Hintergrund Hyperforce auf Microsoft Azure laufen und unterstützt werden soll, ist unklar.

Cloud-Ressourcen schnell und einfach steuern

Hyperforce soll Salesforce zufolge den Anwendern einen sicheren Zugriff auf alle Salesforce-Anwendungen und -Plattformen von jedem beliebigen Ort aus ermöglichen. Kunden könnten leichter auf die jeweils benötigte Rechenkapazität zugreifen und so flexibel und effizient agieren, hieß es. Hyperforce ermögliche eine schnelle und einfache Bereitstellung von Ressourcen in der Public Cloud und verkürze die Implementierungszeit erheblich, versprechen die Verantwortlichen.

Die in Hyperforce integrierte Sicherheitsarchitektur soll helfen, die Zugriffsrechte auf Kundendaten zu steuern und sensible Informationen besser zu schützen. Daten würden sowohl im Ruhezustand als auch während der Übertragung verschlüsselt. Darüber hinaus könnten Anwender mit Hyperforce Speicherorte für ihre Daten festlegen, und so die für ihr Unternehmen, ihre Branche und ihre Region gültigen Vorschriften und Regelungen einhalten. Zudem sorge die neue Plattform dafür, dass auch kundenindividuelle Anpassungen und Integrationen - unabhängig von der Cloud - weiter funktionierten.

Workflows bauen mit Einstein Automate

Mit "Einstein Automate", so eine weitere Ankündigung auf der Dreamforce, will Salesforce seinen Kunden eine End-to-End-Workflow-Lösung anbieten, die Menschen und Unternehmen produktiver werden lassen soll. Anwender erhielten damit Automatisierungsfunktionen, mit deren Hilfe sie eigene Workflows definieren und Daten mit Klicks anstelle von Code systemübergreifend zusammenführen könnten.

Mit Einstein Automate sollen Anwender ihre eigenen Workflows orchestrieren und automatisieren können.
Mit Einstein Automate sollen Anwender ihre eigenen Workflows orchestrieren und automatisieren können.
Foto: Salesforce

Mit dem "Flow Orchestrator", einem Low-Code-Entwicklungstool, sollen Kunden Workflows erstellen sowie komplexe Prozesse und Genehmigungen mit vielen Nutzern automatisieren und somit vereinfachen. Unternehmensangaben zufolge hilft auch der neue "MuleSoft Composer", Anwendungen und Daten zu integrieren. Anwender müssten dafür keinen Code schreiben.

Einsatzplanung mit Service Cloud Workforce Engagement

Mit "Service Cloud Workforce Engagement" hat Salesforce zudem eine Lösung für die Personalplanung im Kundenservice vorgestellt. Mit Hilfe von "Intelligent Dynamic Forecasting" lasse sich das Arbeitsaufkommen im Kundenservice genauer vorhersagen. So dass dieMitarbeiter mit den passenden Fähigkeiten zur richtigen Zeit eingesetzt werden könnten. Dafür wird mit Künstlicher Intelligenz (KI) die Anzahl der Anfragen über alle Kanäle und Regionen hinweg prognostiziert.

Ein mit KI-Funktionen ausgestattetes Forecasting soll den Personaleinsatz optimieren.
Ein mit KI-Funktionen ausgestattetes Forecasting soll den Personaleinsatz optimieren.
Foto: Salesforce

Außerdem sollen Unternehmen mit einer Omnichannel-Kapazitätsplanung den Personalbedarf über verschiedene Kanäle hinweg - von Telefon, E-Mail, Web-Chat und Text bis hin zu Social Media - austarieren können. So ließen sich die richtigen Mitarbeiter zur richtigen Zeit auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten und Verfügbarkeiten zuweisen.

Salesforce schärft Branchenprofil

Das bestimmende Thema auf der in diesem Jahr virtuell abgehaltenen Kundenveranstaltung Dreamforce ist aber die Übernahme von Slack. Der 28-Milliarden-Dollar überschattete eine weitere Akquisition. Salesforce kündigte auch den Zukauf von Acumen Solutions an. Dabei handelt es sich um einen Partner mit Branchen-Know-how in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel öffentlicher Sektor, Fertigung und Finanzdienstleistungen. Acumen Solutions soll Teil von Salesforce Professional Services werden. Finanzielle Details des Deals wurden nicht bekannt gegeben.

Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff bescherte sich mit Slack ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff bescherte sich mit Slack ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Foto: Salesforce

Im Februar dieses Jahres hatte der Cloud-Spezialist die Übernahme von Vlocity angekündigt, ebenfalls um sein Branchenprofil zu schärfen. Mit Vlocity und Acumen Solutions könne man Kunden aus allen Branchen besser mit Produkten und Lösungen versorgen, die ihren spezifischen Anforderungen entsprechen, ließ Salesforce verlauten.