Neues Paket in der Customer 360 Platform

Salesforce baut die Revenue Cloud

16.11.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Den Umsatz im Blick zu behalten, ist für Unternehmen gerade in Zeiten der Krise überlebenswichtig. Mit der Revenue Cloud schnürt Salesforce ein Paket aus verschiedenen Diensten, das Anwendern dabei helfen soll.

COVID-19 hat die Business-Pläne der meisten Firmen weltweit durcheinandergewirbelt. Initiativen wurden auf Eis gelegt, weil sich die Kundenbedürfnisse von heute auf morgen änderten, Verkaufskanäle mussten infolge der Regeln zur Pandemie-Eindämmung gekappt werden und viele Prognosen sind noch immer Makulatur, weil keiner weiß, wie es weitergehen wird. Andere Firmen sind plötzlich mit einer explodierenden Nachfrage konfrontiert und müssen zusehen, dass ihre Prozesse und Lieferketten nicht zusammenbrechen.

Gerade wenn das Geschäft immer unberechenbarer wird, müssen die Unternehmen genau im Blick haben, wie sich ihre Umsätze entwickeln.
Gerade wenn das Geschäft immer unberechenbarer wird, müssen die Unternehmen genau im Blick haben, wie sich ihre Umsätze entwickeln.
Foto: 1599686sv - shutterstock.com

Wohl jedes Unternehmen hat erlebt, dass sich die Art und Weise, wie Geschäfte abgeschlossen und abgewickelt werden, verändert hat. Kunden verlangen heute mehr Optionen und Flexibilität in Bestell- und Bezahlprozessen. Der Faktor "Experience" wird wichtiger. Das zumindest behauptet Salesforce mit Berufung auf eine hauseigene Umfrage. Acht von zehn Kunden gaben demnach an, ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit Lieferanten seien heute mindestens genauso wichtig wie das Produkt beziehungsweise der Service.

Geschäfte werden immer komplexer

Das hat Konsequenzen für die dahinterliegenden IT-Systeme. Die müssen mit komplexeren Abläufen, die sich laufend verändern können, sowie einer Vielzahl ständig wechselnder Beteiligter umgehen können. Dafür will Salesforce seine neue Revenue Cloud ins Spiel bringen. Darin fasst der SaaS-Spezialist Funktionen für CPQ (Configure Price Quote = Systeme zur Unterstützung von Angebotsprozessen) und Rechnungsstellung, Partner Relationship Management- und B2B-Commerce-Features in einem Cloud-Paket zusammen. Die Revenue Cloud ist Bestandteil der Customer 360 Platform von Salesforce.

Vertriebsmitarbeiter sollen über die Revenue Cloud besser Einblicke in die Verkaufshistorie der eigenen Kunden erhalten.
Vertriebsmitarbeiter sollen über die Revenue Cloud besser Einblicke in die Verkaufshistorie der eigenen Kunden erhalten.
Foto: Salesforce

Über das neue Angebot könnten Anwenderunternehmen ihren Vertrieb, ihre Partner und die eigene Finanzbuchhaltung so zusammenschalten, dass sie einen ganzheitlichen Blick auf ihren Umsatz und sämtliche darauf einwirkende Faktoren wie beispielsweise das Kundenverhalten erhielten, versprechen die Salesforce-Verantwortlichen. Über die Revenue Cloud ließen sich beispielsweise unterschiedliche Vertriebskanäle überblicken. Anwender könnten sämtliche Abläufe aus dem Direkt-, Partner- und Digital-Vertrieb mit allen relevanten Daten zentral in einem Dashboard überwachen und steuern. Mit Blick auf die jeweilige Kundenhistorie ließen sich individuell zugeschnittene Angebote und Konditionen für einzelne Kunden konfigurieren.

Neue Bezahlmodelle ausprobieren

Nutzer sollen per Revenue Cloud auch neue Umsatzströme kreieren können, beispielsweise indem sie Produkte oder Services als Subscription anbieten oder neue, verbrauchsbasierte Abrechnungsmodelle einführen. Über das Feature Multi-Cloud-Billing könnten die Betriebe Einnahmequellen aus verschiedenen Cloud-Infrastrukturen in einer zentralen Plattform konsolidieren. Salesforce biete mit den Produkten des zugekauften Unternehmen Vlocity auch die Möglichkeit, industriespezifische Workflows im Blick zu behalten, zum Beispiel das Handling von Inventar in produzierenden Unternehmen oder von Inhalten in der Medienbranche.

Über ein zentrales Dashboard können Chief Revenue Officers (CROs) alle umsatzrelevanten Daten im Blick behalten.
Über ein zentrales Dashboard können Chief Revenue Officers (CROs) alle umsatzrelevanten Daten im Blick behalten.
Foto: Salesforce

Mit Hilfe von integrierten Automatisierungsfunktionen sollen Nutzer der Revenue Cloud von Routineaufgaben entlastet werden. Salesforce nennt als Beispiele das händische Prüfen von Auftragseingängen oder die Übertragung von Daten aus dem einen in ein anderes System. Automatische Checks von Aufträgen und Rechnungen sollen Fehler und damit Umsatzeinbußen verhindern. Ein neues Customer Asset Lifecycle Management Tool präsentiere den Nutzern automatisch alle relevanten Informationen zu einem Kunden. Per Real-time Tracking dieser Kundendaten und einem Abgleich gegen bestimmte KPIs ließen sich Kundenbeziehungen exakt bewerten und quantifizieren. Daraus könnten die Verantwortlichen zielgenau Maßnahmen ableiten, um Kunden beispielsweise zu reaktivieren oder den Marketingaufwand für weniger relevante Kontakte zu reduzieren.

Drehscheibe für transaktionale Daten

Salesforce positioniert die Revenue Cloud als Drehscheibe für transaktionale Daten aus den Kundenprozessen. Die Lösung lässt sich dem Anbieter zufolge mit klassischen ERP-Systemen und Zusatz-Tools von Partnern integrieren, beispielsweise Docusign, um Verträge und andere Dokumente rechtssicher im Netz zu unterzeichnen. Die Revenue Cloud ist bereits verfügbar.

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Einen Gesamtpreis nennt Salesforce nicht. Die Kosten hängen offenbar von den jeweils genutzten Modulen ab. Für CPQ beziehungswiese CPQ Plus ruft Salesforce 75 beziehungsweise 150 Dollar pro Nutzer und Monat auf. Was CPQ & Billing Growth beziehungsweise die Plus-Variante kosten, will der Cloud-Anbieter nur auf Nachfrage verraten. Die Preise für das Partner Relationship Management und die Features rund um B2B Commerce gehen aus den Angaben auf der Website von Salesforce nicht hervor.