Robotic Process Automation

RPA ist eine Speerspitze der digitalen Transformation

16.03.2018
Von 


Oliver Schwarz verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in Führungspositionen nationaler und internationaler IT- und Beratungsunternehmen. Seit Juli 2017 ist er als Geschäftsführer der ISG Information Services Group Germany für die gesamte DACH-Region verantwortlich. Seine Schwerpunkte liegen auf der strategischen Unternehmensentwicklung und darin, Kunden die Möglichkeiten der digitalen Transformation zu erschließen.
Robotic Process Automation (RPA) entwickelt sich zum Motor des digitalen Wandels und sorgt auch im Sourcing-Markt für weiteres Wachstum.

Die digitale Transformation verschiebt die Investitionen hin zu neuen Technologien wie vor allem Cloud-Lösungen und Automatisierung. So haben As-a-Service-Konzepte das traditionelle Sourcing fast schon eingeholt. Der Sourcing-Markt ist laut dem neuen ISG Index insgesamt aber auch 2017 weiter gewachsen, sowohl weltweit als auch in der Region. EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika).

Robotic Process Automation entwickelt sich auch im Sourcing-Markt zu einem Wachstumstreiber.
Robotic Process Automation entwickelt sich auch im Sourcing-Markt zu einem Wachstumstreiber.
Foto: Willyam Bradberry - shutterstock.com

Marktwachstum von mehr als 100 Prozent

Ein starker Markttreiber sind die Investitionen in unterschiedliche Formen der Automatisierung, darunter insbesondere Robotic Process Automation. RPA automatisiert Tätigkeiten, die sich stetig wiederholen. Seine Stärken spielt RPA deshalb zum Beispiel beim Abgleich von Finanzkonten oder bei Änderungen von Rechnungen in der Buchhaltung aus. Voraussetzung dabei ist, dass die zugrundeliegenden Prozesse reif und klar definiert sind, denn RPA ist nicht selbstlernend wie andere, fortgeschrittenere kognitive Technologien.

Da die Implementierung von RPA wenig kostet und sich schnell auszahlt, befinden sich die RPA-Anbieter derzeit auf dem Höhenflug. Sie können den ISG-Marktdaten zufolge in diesem Jahr mit einem Wachstum ihres Geschäfts von über 100 Prozent rechnen und auch in den Folgejahren mit einem Plus im hohen zweistelligen Prozentbereich. Denn neben den vielen Unternehmen, die schon länger auf RPA setzen, gibt es weiterhin eine große Anzahl an Firmen, für die die RPA-Reise gerade erst beginnt. RPA-Anbietern eröffnet sich deshalb die Chance, sowohl das Geschäft mit bestehenden Kunden auszuweiten als auch völlig neue Abnehmer zu gewinnen.

Inhouse statt offshore

Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung ist der Wunsch vieler Unternehmen, das klassische Business Process Outsourcing (BPO) durch Automatisierung zu ersetzen - mit der Folge, dass mehr und mehr Aufgaben wieder von offshore nach onshore zurückkehren. So hat zum Beispiel die ISG-Umfrage "Automation and AI Survey 2017" ergeben, dass mehr als die Hälfte der Aufgaben, die derzeit in Niedriglohnländern erbracht werden, zukünftig wieder inhouse erfolgen werden.

Vor diesem Hintergrund ist ein aggressiver Preiskampf unter den RPA-Anbietern zu erwarten. Wie in jedem jungen Markt ist davon auszugehen, dass sich die Marktführer und ihre Herausforderer in einen harten Wettbewerb begeben und ihre Software zum Teil sogar umsonst abgeben, nur um sich Marktanteile zu sichern. Da dieser Wettkampf auf dem RPA-Markt bereits begonnen hat, sind die Anbieter mehr oder weniger gezwungen, sich entlang der Wertschöpfungskette der Unternehmen weiter nach "oben" zu bewegen, weil die RPA-Software selbst immer mehr zur Massenware wird. Zudem müssen Anbieter deshalb zunehmend in der Lage sein, auch mehr "heuristische" Geschäftsprozesse zu automatisieren, zu denen das Treffen von Entscheidungen gehört. ISG geht deshalb davon aus, dass die Anreicherung von RPA durch kognitive Technologien bevorsteht.

Das Ende seines Wachstums wird RPA dann erreicht haben, wenn alle sich schematisch wiederholenden Geschäftsprozesse automatisiert sind. Im nächsten Schritt geht es um die nicht standardisierten "Exceptions" (Ausnahmefälle), die nach Urteilsvermögen verlangen. Heute fällen solche Entscheidungen noch fast ausschließlich Menschen. Prinzipiell können dies jedoch auch kognitive Technologien übernehmen.

Neue Allianzen am RPA-Markt

RPA-Anbieter bleiben von daher nur dann langfristig wettbewerbsfähig, wenn sie diese kognitiven Fähigkeiten selbst in ihre Software integrieren oder aber Partnerschaften mit entsprechenden Spezialanbietern eingehen. Diese Strategien entstehen gerade erst. Erste Allianzen und Investitionen geben aber bereits einen Eindruck, wohin die Reise geht. So wird zum Beispiel IBM die RPA-Lösung "Automation Anywhere" in seine Software für das Management von Geschäftsprozessen integrieren. Der RPA-Anbieter Blue Prism wiederum hat sich mit der Entwicklungsplattform Appian und mit Captricity zusammengetan, einem Anbieter von optischer Zeichenerkennung. Ein weiteres Beispiel ist UiPath, das 30 Millionen Dollar an Risikokapital von Accel erhält, um seine RPA-Plattform um kognitive Fähigkeiten zu erweitern.