Als Reutax in diesem Frühjahr Insolvenz anmelden musste, habe das den Markt massiv aufgeschreckt. Darüber waren sich die Teilnehmer des Roundtable einig, zu dem das Marktforschungsinstitut Lünendonk Vertreter der Freiberufler-Vermittlungsagenturen geladen hatte, um aktuelle Zahlen zu präsentieren (siehe Grafik). „Das hat dem Ansehen der Branche geschadet“, brachte Jörn Bäumer vom Branchenprimus Hays die Lage auf den Punkt. Die teilnehmenden Personaldienstleister bestätigten, dass sie seitdem kritischere Fragen von Freiberuflern bekämen und diese sich eingehender über die finanzielle Situation der Agenturen informierten. Viele Freelancer seien „auf Alarm gebürstet“, formulierte es Etengo-Geschäftsführer Nikolas Reuter.
Allerdings könne man aus der Insolvenz des Mitbewerbers auch lernen, sagte Martin Mahler, Geschäftsbereichsleiter IT der DIS AG. So hätte sein Unternehmen seine Kundenverträge noch einmal einer genauen Prüfung unterzogen. Letztendlich überlebe nur der am Markt, der finanziell solide aufgestellt sei, aber auch transparent arbeite.
- Reutax ist insolvent
Der Personaldienstleister Reutax hat beim Amtsgericht Heidelberg einen Insolvenzantrag gestellt. Die betroffenen Freelancer sind erschüttert. Sie fürchten um ihr Geld. - Rechtsforum zur Reutax-Insolvenz
Nach der Insolvenz der Reutax-Gruppe, die IT-Freiberufler vermittelte, ist die Verunsicherung groß. Der Münchner Rechtsanwalt Oliver Stöckel steht in einem Online-Forum für Fragen zur Verfügung. - Reutax-Insolvenz bringt Freiberufler in Nöte
Mit der Reutax-Gruppe hat einer der größten Personaldienstleister Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind 150 Mitarbeiter und vor allem 1000 IT-Freiberufler, die nun um ihr Auskommen bangen. - Insolvenzantrag reicht nicht für Kündigungsrecht aus
Ob Kündigung, Kundenschutz oder Zahlungen: Nach der Insolvenz des Personaldienstleisters Reutax haben die betroffenen Freiberfuler viele Fragen. Rechtsanwalt Oliver Stöckel, Partner der Wirtschaftsrechtskanzlei v. Boetticher Hasse Lohmann, hat in einem Rechtsforum geantwortet. - Reutax - aufgerieben zwischen Gier und Geiz
Nach und nach lichtet sich der Nebel um die Reutax-Pleite. Der Gang in die Insolvenz ist die Geschichte einer gierigen Branche und einer geizigen Einkaufspolitik. - "Preferred-Supplier-Modelle sind kritisch"
Eberhard Schott, Sourcing-Experte und Professor an der Hochschule Aschaffenburg, rät Unternehmen vom Preferred-Supplier-Modell ab, insbesondere wenn es um Beratungsleistungen von Freiberuflern geht. - Reutax-Pleite hat der Branche geschadet
Trotz schwacher Konjunkturlage konnten die Freiberufler-Vermittlungsagenturen 2012 ihren Umsatz steigern. Der Reutax-Skandal jedoch hat Vermittler und Freiberufler gleichmaßen aufgeschreckt. - So wappnen sich Unternehmen für die DSGVO
Mit DSGVO/GDPR und anderen Verordnungen werden die Anforderungen an die Kontrolle personenbezogener Daten deutlich höher gesetzt. Mit Hilfe von KI haben Unternehmen die Möglichkeit, diesen Verordnungen Herr zu werden.
Es habe ein deutlicher Reifungsprozess und eine Professionalisierung der vergleichsweise jungen Branche stattgefunden, bestätigte Mohammed El-Khaledi von 1st Solution Consulting und skizzierte die zwei größten Veränderungen der vergangenen zehn Jahre: Erstens habe man in dem anfangs undurchsichtigen Projekt-Vermittlungsgeschäft inzwischen eine nahezu 100prozentige Transparenz erreicht - das heißt, die Agenturen legen ihre Margen offen. Zweitens habe der Freelancer inzwischen genauso viel Ansehen wie der Kunde.
Freiberufler haben die Wahl
„Die Freiberufler haben sich emanzipiert“, bestätigte Etengo-Vorstandsvorsitzender Reuter. Warum, erklärte Lünendonk-Partner Lüerßen: „Die Freelancer können sich die Projekte aussuchen.“ Und die Rolle der Agenturen umriss er so: „Die Dienstleister helfen den Unternehmen, den Mangel zu verwalten.“
Während ein Anbieter vom Markt verschwindet, versucht ein neuer hierzulande sein Glück: Elance. Die US-Vermittler starteten unlängst in Deutschland mit deutlich geringeren Agenturmargen. Das empfinde man aber nicht als Gefahr, so Reuter, denn Elance spiele in einer anderen Liga und vergebe eher kleinere Aufträge wie Website-Design. Etengo und die anwesenden Branchenvertreter hingegen vermittelten IT-Profis in großen IT-Projekte und kümmerten sich um deren Steuerung. Hays-Mann Bäumer warnte, dass der IT-Vermittlermarkt inzwischen „riesengroß“ und der Überraschungseffekt weg sei. Jeder Anbieter müsse sich also fragen, was es noch nicht gebe. Denn: „Ein reiner me-too-Ansatz wird nicht funktionieren.“
- Die wichtigsten Auftraggeber für IT-Freiberufler
In welchen Branchen erhalten selbständige IT-Profis die meisten und die längsten Aufträge? Das Projektportal Gulp ermittelte die zehn wichtigsten Branchen. in den vergangenen zwei Jahren. - 9. Chemie und Pharma...
...verlor im Gulp-Ranking zwei Plätze, da vor allem 2011 deutlich weniger Externe beauftragt wurden. - 8. Industrie
In klassischen Industrieunternehmen wurden seit 2004 laut Gulp-Auswertung ca. 1100 Projekte mit IT-Freiberuflern abgewickelt. Damit liegt die Branche im Mittelfeld. - 7. Handel
Im Handel wurden seit 2004 laut Gulp-Auswertung ca. 1400 Projekte mit IT-Freiberuflern abgewickelt. - 6. Automotive
Über 3300 Projekte wurden in der Auto- und Zuliefererindustrie seit 2004 mit Freiberuflern abgewickelt. Auch in diesem Jahr ist die Nachfrage nach selbständigen IT-Profis hoch. - 5. IT-Dienstleister und Systemhäuser...
...beauftragen auch regelmäßig und oft IT-Freiberufler. - 4. Versicherungen...
...gehören seit jeher zu den wichtigen Auftraggebern. Hier dauert ein Projekteinsatz im Schnitt 16 Monate. - 3. In der Telekommunikation
...verzeichnet Gulp 5500 abgewickelte Projekte für IT-Freiberufler seit 2004. - 2. Auch die Elektronikindustrie..
kann sich unter den wichtigsten Auftraggebern behaupten. Hier ist der durchschnittliche Projekteinsatz mit 18,4 Monaten am längsten. - 1. Banken und Finanzinstitute...
...sind die unangefochtene Nummer eins unter den Auftraggebern für IT-Freelancer. Viele Umstrukturierungsmaßnahmen, neue Gesetze oder Fusionen machen den Einsatz von IT-Freelancern nötig.
Ein reifer Markt
Wie groß der Markt inzwischen ist und welches Potenzial er birgt, zeigen die neuesten Zahlen der Lünendonk-Analysten, die den Markt für die Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland untersuchten. Und die stimmen optimistisch: Obwohl das Bruttoinlandsprodukt nur um 0,7 Prozent wuchs, legten die hiesigen Top 10 der IT-Freiberufler-Vermittler 2012 durchschnittlich um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Das entspricht einem Umsatzplus von 1,4 Milliarden Euro. Klammert man die GFT-Tochter Emagine aus, so erreicht die Branche sogar ein Durchschnittswachstum von 10,5 Prozent . Emagine hatte sich im vergangenen Jahr von Teilen des Third-Party-Management-Geschäfts getrennt und daher einen Umsatzrückgang verzeichnet.
Die meisten Umsätze erwirtschafteten die Anbieter 2012 nach wie vor mit Dienstleistungen für Anwenderunternehmen (63,3 Prozent). Gleichzeitig nahmen die Einkünfte aus dem Segment IT-Dienstleister und Software-Hersteller leicht auf 36,4 Prozent zu (2011: 35,8 Prozent). Den Großteil der IT-Freiberufler - knapp 78 Prozent - vermittelten die Agenturen in reine IT-Projekte. 22 Prozent der Freelancer kamen in nicht explizit als IT ausgewiesenen Projekten unter. „Durch die enge Verzahnung der Geschäftsprozesse und -strategien mit IT-Systemen und Prozessen steigt der Bedarf der Fachbereiche an entsprechenden IT-Freelancern zur Umsetzung ihrer Projekte“, erklärt Lünendonk-Partner Hartmut Lüerßen.
Positiver Ausblick für 2013
Auch für das laufende Jahr zeigen sich die von Lünendonk analysierten Vermittlungsagenturen trotz verhaltener Konjunktur zuversichtlich: Sie rechnen mit einem Marktwachstum von 11,1 Prozent.