Diese und andere Fragen zur IT-Karriere können Leser im Online-Forum "Ratgeber Karriere" stellen. Seit über 15 Jahren stehen hier Personalexperten kostenlos Rede und Antwort – alle zwei Wochen betreut ein anderer HR-Verantwortlicher die Plattform. Diese Fragen interessierten die Leser in den letzten Monaten besonders:
Wie authentisch dürfen Bewerber sein?
Ein Leser fragte vor kurzem, wie es Firmen mit einem authentischen Auftreten des Bewerbers halten. Viele Experten würden zwar Kandidaten raten, offen zu ihrer Persönlichkeit zu stehen, aber so ganz sicher ist der Forumsbesucher sich nicht. Er möchte wissen, ob man so aufzutreten soll, wie man wirklich ist, ohne sich zu verbiegen? Und wie viel Enthusiasmus ist tatsächlich erwünscht?
Monika Becker, seit zehn Jahren Personalberaterin bei der Hager Unternehmensberatung, kennt die Sichtweise der Arbeitgeber. Sie rät: „Nach meiner Erfahrung erwarten Firmen Leidenschaft von ihren Mitarbeitern. Eine entspannte oder desinteressierte ‚Laid-back-Haltung’ in Bewerbungsinterviews führt in aller Regel zum Scheitern des Kandidaten. Auf der anderen Seite darf Begeisterung nicht zu Kompromisslosigkeit führen. Auch wenn man leidenschaftlich eine bestimmte Vorgehensweise vertritt, muss man akzeptieren, wenn der Manager zu einer anderen Entscheidung kommt. Wenn Führungskräfte Verbesserungsvorschläge von ihren Mitarbeitern nie aufgreifen, kann das ein Grund sein, sich zu fragen, ob man am richtigen Arbeitsplatz ist. Eine erfolgreiche Organisation hat nämlich ein großes Interesse daran, ständig zu lernen.“
- Die größten Bewerberfehler
Was Personalexperten so alles im Bewerbungsprozess erleben - von arrogantem Auftreten bis Freizeitfotos im Lebenslauf - erzählen sie hier. Und was Bewerber besser machen könnten. - Einsilbig geht nicht!
<i>Christina Gräßel, Leiterin Recruiting & HR-Marketing, Capgemini,</i> berichtet:<p>"Vor einiger Zeit saß ich mit einem Bewerber zusammen, der sich für eine Position als Berater interessierte. Jede Frage, die ich ihm stellte, hat er extrem knapp beantwortet – meist nur mit einem Wort oder einem kurzen Satz. Dies machte es mir einerseits sehr schwer, ein flüssiges Gespräch in Gang zu bringen, andererseits hatte ich aber auch keine Chance, den Bewerber wirklich kennen zu lernen. <p> Dieses Beispiel bestätigt meinen Eindruck, dass viele Bewerber unterschätzen, wie herausfordernd ein Vorstellungsgespräch nicht nur für den Bewerber ist, sondern auch für den Interviewer. Der hat meist nur ein bis zwei Stunden Zeit, sich einen Eindruck von einer Person zu verschaffen, um dann entscheiden zu können, ob er den Bewerber für fachlich geeignet hält und ob er ihn langfristig in sein Team aufnehmen möchte. So wie eine gute Neueinstellung ein Team ergänzen und motivieren kann, kostet eine Fehlentscheidung viel Mühe und Zeit und beeinträchtigt schlimmstenfalls das ganze Team – daher lastet viel Druck auf dem Interviewer. Und um eine gute Entscheidung treffen zu können, möchte er deshalb in der kurzen Zeit so viel es geht über den Bewerber erfahren." - Man will Sie kennenlernen!
Gräßel rät: "Mein Tipp: Helfen Sie dem Interviewer, Sie kennenzulernen, und beantworten Sie die gestellten Fragen ausführlich. Erzählen Sie gerne im Detail über Ihre Kenntnisse und Erfahrungen. Dabei sollten Sie natürlich nicht vom Thema abdriften und auch dem Interviewer die Chance geben, zu Wort zu kommen – denn auch er möchte sich ja bei Ihnen bewerben. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Interviewer kann ich Ihnen sagen, dass sich Interviewer in der Regel eher für einen Kandidaten entscheiden, bei dem sie das Gefühl haben, einen umfassenden Eindruck gewonnen zu haben, auch wenn dabei vielleicht die eine oder andere kleine Schwäche zum Vorschein gekommen ist, als für einen Kandidaten, der nur wenig von sich preis gegeben hat." - Unternehmen bewerben sich ebenso!
<i>Alexandra Welter, Head of HR-Recruiting bei Computacenter, meint:</i> <p>„Abgesehen von formalen Fehlern gibt es DEN typischen Fauxpas bei Bewerbungen eigentlich nicht. Aufgrund des steigenden Bedarfs an IT Fachleuten haben wir heute die Situation, dass sich Unternehmen und Bewerber gleichermaßen bei einander bewerben. Und beide Seiten können Fehler machen. Letztlich ist es ein großes Plus, sich selbst gut zu kennen und die eigenen Stärken in der Bewerbung hervorzuheben – natürlich im Zusammenhang mit den Anforderungen der Stelle und anhand konkreter Beispiele. Das gilt sowohl für uns als Unternehmen wie auch für den Bewerber." - Vorsicht beim Bewerbungsfoto!
Besonders häufig passieren den Bewerbern Fehler beim Bewerbungsfoto, findet Leibfried: "Wenngleich ein Bild vom potenziellen Mitarbeiter nicht einzufordern ist, halte ich persönlich ein solches doch als angebrachten Bestandteil. Schließlich geht es in einer Bewerbung um den möglichen Beginn einer engen Zusammenarbeit, für die nicht nur kalte Fakten wie Zertifizierungen und anderes erworbenes Wissen eine Rolle spielen, sondern auch die persönliche und menschliche Passung in eine Umgebung, in ein Team. Wenn man sich also dazu entscheidet, ein Bild der Bewerbung anzufügen, dann sollte man den überschaubaren Aufwand an Zeit und Kosten nicht scheuen und dieses professionell machen zu lassen. Ein Bild vom letzten Strandurlaub, in der Mitte um die Freundin gekappt, deren Hand noch an der Hüfte des Bewerbers zu sehen ist, erscheint mir höchst unangebracht. Ebenso wenig adäquat ist das Bild, geschossen im eigenen Keller mit diversen Skiausrüstungsgegenständen. Oder der Schnappschuss bei der letzten Hochzeit eines Freundes, nur weil es einem ganz besonders gut gefällt. <p> Mein Rat also an alle, die sich bewerben wollen: Gehen Sie zu einem Fotografen, erwähnen Sie den Anlass der Fotos und wählen Sie eines, von dem Sie und der ein oder andere Vertraute meinen, es sei besonders authentisch. Freundlich, ohne aufgesetzt zu wirken, entschlossen, ohne zur Schau gestellte Kampfeslust. Viel Erfolg bei Ihren anstehenden Bewerbungen!" - Am Anfang ist das Anschreiben
<i>Matthias Busold, Geschäftsführer Busold Consulting:</i><p> "Bereits das auf eine Stellenanzeige hin formulierte Anschreiben birgt zahlreiche Fehlerpotenziale. So empfehlen wir dringend, Anzeigen richtig zu lesen und herauszufinden, wer der Ansprechpartner ist, und diesen im Anschreiben namentlich (und richtig geschrieben) zu nennen, nicht die ggf. auch genannte Assistentin. <p> Wichtiger ist aber die inhaltliche Ausgestaltung des Anschreibens: Niemals den gesamten Lebenslauf rezitieren, sondern in drei Absätzen kurz und knapp das Interesse an der Positionen darlegen und erläutern, warum die eigenen Kompetenzen für die Vakanz so passend sind, dass das Unternehmen daraus einen Nutzen ziehen kann. Sehr häufig lesen wir Anschreiben, die zum Inhalt haben, was das Unternehmen für die Karriere des Bewerbers tun kann – umgekehrt wird ein Schuh daraus!" - Vorsicht beim Du!
Ein weiterer Rat von Busold: "Gerade im IT-Bereich und insbesondere in Startup-Umgebungen wird in Vorstellungsgesprächen von vornherein oder sehr früh zu der Du-Ansprache übergegangen. Dies darf nicht mit einem lockeren Kaffekränzchen unter Freunden verwechselt werden. Angemessene Umgangsformen, gewählte Ausdrucksweise und konzentrierte Kommunikation ist stets vonnöten. Ein Abdriften in einen Gassenslang aufgrund falsch verstandener Nähe ist immer ein KO-Kriterium." - Und dann will ich noch ...
<i>Gerhard Humbert, HSC Personalmanagement, Niederlassungsleiter Rhein-Main,</i> hat viel erlebt:<p>"Das absurdeste Erlebnis aus den zahlreichen Vorstellungsgesprächen, die ich als Personalentscheider führte, ist schon ein paar Jahre her: Eine Dame bewarb sich aus ungekündigter Stellung auf eine Programmiererstelle, passte von den Kenntnissen und Erfahrungen ganz gut zu meinen Vorstellungen und ich lud sie zum Vorstellungsgespräch ein. Nach ein paar Sätzen Smalltalk kam sie direkt zum Punkt: Sie wolle ein Einzelbüro, mindestens 12 m², mit viel natürlichem Licht, im Sommer nicht zu warm und im Winter nicht zu kalt, keine Klimaanlage. Über alles Weitere sei sie bereit zu reden. Dass das Gespräch nicht mehr lang dauerte, können Sie sich vorstellen … - Am gesuchten Profil vorbei
Und noch eine Geschichte hat Humbert in petto: "Vor etwa zwei Jahren suchte ich einen erfahrenen Vertriebler für ein Softwarehaus. Die Bewerbung eines Account Managers enthielt kein Wort über seine Vertriebstätigkeit, dafür lange Ausführungen über seine IT-Kenntnisse und –Erfahrungen, die zwar zum Softwarehaus passten, aber nicht verlangt waren ..." - Zu wenig Unterlagen
Die meisten Fehler, die Humbert zufolge gemacht werden, sind unter anderem diese: "Das Angebot, nicht mitgeschickte Unterlagen und Informationen auf Wunsch nachzuliefern, ist ein Klassiker. Wenn es dem Bewerber nicht wichtig genug ist, diese Angaben zu machen, weshalb sollte es für den Empfänger wichtig sein, sie anzufordern?" oder "Fehlendes Eingehen auf die Stellenbeschreibung und Anforderungen. Ist ja auch nicht nötig: Dass der Bewerber diese Punkte erfüllt, versteht sich von selbst, sonst hätte er sich ja erst gar nicht beworben, nicht wahr?" - "Mein Bereichsleiter ist Alkoholiker."
Auch wenn Bewerber wechseln möchten und als Grund Dinge nennen, die auch auf die angestrebte Position zutreffen oder zutreffen können, könnte das zum Stolperstein werden. Humbert nennt Beispiele: "Mir ist das Reisen zuviel geworden" bei der Bewerbung auf eine Stelle als Consultant für Kundenprojekte vor Ort oder "Mein Chef kann keine Kritik in Meetings ertragen". Auch das Ausplaudern von Firmeninterna oder Persönlichem im Vorstellungsgespräch kann den Bewerber den Job kosten: "Wir mussten dem Kunden X eine Entschädigung von Y Euro bezahlen", "Manager A hat auch keine Lust mehr" oder "Mein Bereichsleiter ist Alkoholiker und betrügt seine Frau regelmäßig". - Ich bin der Größte!
Humbert weiter: "Es gibt immer wieder Bewerber, die sich übertrieben positiv darstellen oder bei der Nennung von Schwächen heucheln ('mit dieser Bewerbung lernen Sie den perfekten Geschäftsführer kennen', 'mein größter Fehler ist, dass ich immer loyal und einsatzbereit bin'." - Überzeugen Sie den Personaler!
Humbert rät: "Eine Bewerbung, ein Vorstellungsgespräch ist ein Kommunikationsprozess, den Sie zum Erfolg führen wollen. Daher müssen Sie sich so präsentieren, dass Sie es Ihrem Kommunikationspartner leicht machen, in Ihrem Interesse zu entscheiden. Überzeugen Sie ihn, gehen Sie auf ihn zu, setzen Sie nicht voraus, dass er Sie und Ihre Gedanken kennt! Dann sind Sie auf einem guten Weg!" - "Das steht doch in meinen Unterlagen!"
<i>Simone Leyser, Personalreferentin bei der Aenova Holding GmbH:</i><p>"Bewerber werden im Bewerbungsgespräch in der Regel über Details ihres Lebenslaufes gefragt. Auch wenn das erstaunlicherweise tatsächlich vorkommt, als Antwort ist ein 'Das steht doch in meinen Unterlagen' ausdrücklich nicht zu empfehlen. Natürlich lese ich vor einem Interview alle Bewerbungsinformationen. Aber jetzt möchte ich aus erster Hand und in der Gesprächssituation erfahren, wie sich der potenzielle Mitarbeiter nicht nur bei mir, sondern später auch beim Kunden 'verkauft'. Welche Punkte hebt er/sie besonders hervor, wie strukturiert antwortet er?" - Nicht zu wortkarg!
Leyser rät: "Stellen Sie sich auf dieses Wissensbedürfnis ein und geben Sie bereitwillig Auskunft. Sehen Sie im Gespräch auch die Chance, individuelle Anforderungen des rekrutierenden Unternehmens herauszufinden, um dann auf diese konkret einzugehen." - Kommen Sie nicht zu früh!
Ein weiterer Stolperstein kann falsch interpretierte Pünktlichkeit sein, wie Leyser erklärt: "Es wird wahrscheinlich keinen Bewerber erstaunen, dass Pünktlichkeit bei einem Bewerbungsgespräch eine besonders auffällige und damit wichtige Rolle spielt. Das gilt allerdings nicht nur für das zu spät Kommen, sondern auch für ein zu frühes Erscheinen! Im Extremfall habe ich einmal einen Juniorentwickler erlebt, der sage und schreibe eineinhalb Stunden vor dem Termin erschien. Sie können sich leicht vorstellen, dass er damit nicht nur unsere Abläufe gestört hat. Es war auch für ihn selbst unangenehm, so lange Zeit warten zu müssen. <p> Mein Tipp: Gehen Sie lieber davon aus, dass kurzfristige Terminverschiebungen in der Regel nicht möglich sind. Ersparen Sie sich also derartige Situationen und gehen Sie in aller Ruhe einen Kaffe trinken. Konkret heißt das: Bitte nicht mehr als 10 Minuten früher erscheinen und natürlich in gar keinem Fall zu spät." - Achtung bei Online-Bewerbungen!
<i>Jörg Bolender, Global Head of Recruitment Operations, Atos:</i><p>"Für Bewerber stellt die Online-Bewerbung oft eine Gefahr dar, denn viele Kandidaten verführt die bequeme Versandmethode zu Nachlässigkeit. Täglich erreichen das Atos-Recruiting-Team Bewerbungen, in deren Anschreiben auf andere Unternehmen Bezug genommen wird oder die im Verteiler an mehrere Unternehmen gesendet wurden. Dabei enthalten wie bei den meisten Unternehmen alle Stellenanzeigen einen namentlichen Ansprechpartner." - Online ist wie schriftlich bewerben
Bolender rät: "Vermeiden Sie Fehler, die durch das Kopieren von Textpassagen entstehen und bedenken Sie, dass für eine gelungene online Bewerbung die gleichen Ansprüche an die Sorgfalt wie für eine Papierbewerbung gelten. Stellen Sie sicher, dass Sie alle Daten im Lebenslauf und Anschreiben aktualisiert haben und Adresse und Ansprechpartner korrekt sind." - Setzen Sie mich nicht unter Druck!
<i>Dieter Schoon, Head of Global Human Resources, Itelligence,</i> berichtet von folgender Situation, in der sich ein Bewerber folgendermaßen aus dem Vorstellungsgespräch verabschiedete:<p>"Ich habe der anderen Firma schon gesagt: Wenn Sie mir nicht einen ausreichenden Entscheidungszeitraum nach dem Vertragsangebot lassen und mich unter Druck setzen, dann sage ich ab." - Selbstbewusst ja, überheblich nein.
Schoon rät: "Ein solch zu sehr von sich selbst überzeugtes, fast arrogantes Auftreten sollte man als Bewerber bei seinem potenziellen Arbeitgeber nicht präsentieren. Mein Tipp: Seien Sie selbstbewusst, aber überschreiten Sie niemals die Grenze zur Überheblichkeit." - Längeren Urlaub ankündigen!
"Einer der größten Fauxpas ist es zudem, sich bei einem IT-Unternehmen wie der Itelligence AG zu bewerben und weder eine E-Mail-Adresse noch eine Handy-Nummer anzugeben", fährt Schoon fort. "Die fehlenden Kontaktdaten erschweren den Bewerbungsprozess wesentlich. Mein Tipp: Geben Sie immer aktuelle Kontaktdaten an, über die man Sie ohne Schwierigkeiten erreichen kann. Außerdem ist es von Vorteil, längere Urlaubsreisen anzukündigen." - Copy-Paste birgt Gefahren
<i>Christoph Joos, Partner People & Communications bei der Porsche-Tochter Mieschke Hofmann und Partner:</i><p>"Wesentliche Ursache von - wirklich einfach vermeidbaren – Fehlern im Bewerbungsprozess ist die oft nur ungenügende Sorgfalt und Vorbereitung der Kandidaten. Der Bewerber sollte – und dies natürlich vor allem im Anschreiben – zum Ausdruck bringen, dass er sehr gezielt und nicht beliebig an uns herantritt. Immer wieder haben wir Kandidaten, die sich diesbezüglich durch ‘Copy-Paste-Fehler‘ (‘vergessen, Worte oder Sätze aus der letzten Bewerbung an einen Wettbewerber zu löschen bzw. anzupassen‘) und/oder sehr unspezifische und offensichtlich nicht individualisierte Anschreiben disqualifizieren. Natürlich wissen wir, dass gerade von Einsteigern im Bewerbungsprozess selten nur auf ein Unternehmen ‘gesetzt wird‘ – wir erwarten aber dennoch eine gewisse Auseinandersetzung mit dem Unternehmen MHP und der Branche Consulting. Der fehlende Fokus und die mangelhafte Vorbereitung setzt sich dann sehr oft in den Gesprächen mit dem Kandidaten fort: Keine detaillierteren Recherchen zu MHP als solches, keine Auseinandersetzung, ob man seinen beruflichen Weg wirklich in der Beratung sieht, keine vorbereiten Fragen, usw." - Interesse für die Firma
Joos wünscht sich Mitarbeiter, "die sich für MHP und unser Business interessieren und sich hierfür begeistern lassen. Und dies sollte auch in irgendeiner Form im Bewerbungsprozess proaktiv zum Ausdruck kommen. Beliebigkeit ist hier kein Erfolgsrezept." - Erzählen Sie mal von sich!
<i>Wolfgang Wagner,Partner bei Bewerber Consult ,</i> hat ähnliche Erfahrungen gemacht:<p>"Viele Bewerber scheitern an scheinbar banalen Fragen. Auf die Frage 'Erzählen Sie mal von sich' beispielsweise fangen viele mit dem Abitur an und wollen jede berufliche Station chronologisch zeitgenau darstellen. Sie kommen nicht zu den wesentlichen Punkten. Der Personaler möchte wissen, welche Fähigkeiten und welche Motivation für die anstehende Tätigkeit der Bewerber mitbringt, die Lebenslaufdaten hat er vorher selbst gelesen. Wichtig ist, einen 'roten Faden' in der eigenen Biographie zu finden und konkrete Beispiele für eigenen Erfolg zu finden. Im Idealfall münden die bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse in die konkrete Stelle, d. h. der Bewerber sollte sich auf die die persönlichen Fähigkeiten und Erfolge, die für die Stelle verwertbar und nützlich sind. " - Was würden Sie tun, wenn ...?
Wagner ergänzt: "Ein weiteres typisches Beispiel ist die Frage nach einer konkreten Lösung. Im Gespräch wird etwa gefragt: 'Was würden Sie tun, wenn man Ihnen unerwartet eine Führungsaufgabe in der xy-Abteilung übertragen würde?' oder 'Was würden Sie tun, wenn in Ihrer Abteilung zu viele Low-Performer sind?' Hier gilt es, situativ zu reagieren und vielleicht aus den bisherigen Projekten ähnliche Problemfälle zu nennen, die man erfolgreich gelöst hat, aber nicht nur in der Weise, dass man 'alles super kann', sondern den Weg zum Ziel erklären. Gerade bei Führungskräften werden viele situatve Gesprächsfragen gestellt. Wer seinen Führungstil kennt und seine Projekte und Aufgaben reflektiert hat, kann im Gespräch punkten."
Eine Karriere als Datenanalytiker?
Neue technische Entwicklungen bringen neue Jobprofile mit sich. Ein Leser schreibt: „Ich lese immer öfter, dass der Big-Data-Hype auch neue Jobs mit sich bringen wird, Stichwort Datenanalytiker. Empfehlen Sie dazu besondere Studiengänge? Oder sind Weiterbildungen in Unternehmen ausreichend? Ich würde gern in die Entwicklung gehen und hier bestens auch für die Zukunft ausgerüstet sein.“
Achim Röhe, Leiter Professional Services von arcplan, meint: „Big Data bedeutet, dass mehr Daten generiert werden und vorhandene Datenbank- und Berichtssysteme nun an ihre Grenzen geraten. Die Hersteller reagieren hierauf mit neuen Technologien, beispielsweise In-Memory-Datenbanken. Big Data wird daher in den Unternehmen zu einem immer wichtigeren Thema. Zurzeit befinden wir uns in den meisten Industriezweigen noch in der Orientierungsphase, das heißt, viele fragen sich, welche Bedeutung das Thema für sie haben wird. Aber die Wahrnehmung ist da und die Bedeutung wird wachsen. Dennoch ist mir kein Studiengang bekannt, der sich ausschließlich mit Big Data befasst und ich glaube auch nicht, dass es sinnvoll wäre, sich nur in dieser Richtung zu orientieren. Sicherlich integrieren vorhandene Studiengänge das Thema Big Data in ihr Curriculum. Der Blick muss dennoch über den Tellerrand hinausgehen. Insofern sehe ich das Thema immer in einem Gesamtzusammenhang. Belegen Sie entsprechende Angebote an Ihrer Hochschule und sprechen Sie mit Ihrem zukünftigen Chef über Fortbildungsmöglichkeiten des Unternehmens.“
Oder lieber SAP-Berater?
Ein anderer Leser würde gerne später im SAP-Umfeld arbeiten, ist sich jedoch unsicher, ob er sich für eine eher technische Schiene wie SAP-Implementierung (ERP) oder eine beratende beziehungsweise kaufmännische Tätigkeit als SAP-Consultant (im Vertrieb) infrage kommt.
Volker Buhl, Personalchef des IT-Dienstleisters Prodware, rät zunächst zu einer Analyse der eigenen Persönlichkeit: „Wichtig ist, neben der Prognose hinsichtlich Arbeitsmarktchancen, auch die persönliche Interessen und Stärken zu berücksichtigen. In welchem Umfeld fühlen Sie sich wohler – im technischen Bereich oder eher in beratender Funktion? Denn: Nur mit Leidenschaft und Zufriedenheit kann man sich langfristig im Beruf motivieren und erfolgreich sein. Denkbar wäre in Ihrem Fall der Berufseinstieg als Junior Consultant in einem IT-Beratungsunternehmen oder ein direkter vertrieblicher Einstieg im gleichen Umfeld. Fakt ist, dass man sich in der Aufgabe des Consultant im Microsoft-Umfeld beispielsweise, egal ob Technical Consultant oder Application Consultant, mit dem Thema Zertifzierung regelmäßig auseinander setzten muss. Und: Die Leidenschaft und Stärke für die Themen Vertrieb und Kundenorientierung sind wichtig. Als Vertriebsmitarbeiter oder auch im Rahmen von Pre-Sales-Aufgaben ist fachliches Know-how notwendig und äußerst hilfreich. In Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen bietet Microsoft zum Beispiel auch Trainee-Programme mit dem Schwerpunkt Vertrieb an. Zu Beruhigung: Ein späterer Wechsel nach den ersten Berufsjahren – von der Beratungstätigkeit in den Vertrieb oder umgekehrt – ist durchaus denkbar und gar nicht unüblich.“
Was bringt ein Doktortitel?
Immer wieder interessieren sich Leser für das Thema Weiterbildung. So auch ein Forumsbesucher, der fragt, ob es sinnvoll ist, direkt nach dem Master in Wirtschaftsinformatik einen Doktortitel anzuhängen? Oder doch lieber einen MBA? Sein Berufsziel wäre eine Karriere in der Beratung in einem großen Unternehmen mit anschließender Selbständigkeit.
Tina Wemer, Personalchefin des Technologieberatungsunternehmens Invensity, antwortet: „Sie sollten sich überlegen, was Sie sich von einem weiteren Abschluss erhoffen: wissenschaftliches Arbeiten und Austausch oder zum Beispiel Spezialisierung auf einem Fachgebiet? Bei einem MBA sind Sie breiter aufgestellt und können Ihr bisheriges wirtschaftliches Wissen aus dem Studium durch diesen Abschluss noch weiter ausbauen. Dies könnte Ihnen vor allem bei der eventuellen Selbständigkeit in der Zukunft zu Gute kommen. Nun haben Sie aktuell einen guten Master-Abschluss in der Tasche sowie interessante Praktika vorzuweisen. Brennen Sie dafür, Ihr bisheriges Wissen nun als Berater anzuwenden und weiter auszubauen, würde ich Ihnen den direkten Jobeinstieg empfehlen.
Seien Sie sich bewusst: ein längeres Studium bedeutet, das theoretische Wissen weiter zu vertiefen, ein kürzeres Studium bedeutet früher praktische Erfahrung sammeln zu können. Irgendwo dazwischen liegt der ‚richtige Weg’. Daher meine Empfehlung: jetzt mit dem international anerkannten Master praktische Erfahrungen zu sammeln und später gegebenenfalls einen MBA oder PhD berufsbegleitend oder als Sabbatical anzuhängen."
- Der Weg an die Spitze
Wie sieht die typische CIO-Karriere aus? Schwer zu sagen: Einige wechseln alle paar Jahre das Unternehmen, andere bleiben der Firma treu. Richtig große Sprünge gelingen nur, wenn man ein Risiko eingeht. Wir stellen Ihnen einige CIO-Karrieren vor. - Jan Falck-Ytter, IT-Leiter bei der Bader GmbH & Co. KG
Er legte die klassische Karriere bis zum CIO beim Automobilzulieferer aus Göppingen hin. Jeden Karriereschritt machte Falck-Ytter in einem anderen Unternehmen: Systemanalytiker bei Digital Equipment in Stuttgart, Projektleiter bei Hengstenberg in Esslingen und schließlich IT-Leiter bei Endress und Hauser Conducta in Gerlingen. Damit ist Ytter nicht allein: - Andreas König, CIO bei ProSiebenSat.1. Media AG
Genau wie Falck-Ytter sah auch Königs Karriere aus: Jede Station woanders. Der promovierte Informatiker arbeitete unter anderem als VP IT bei First Data International und IT Manager bei BAWAG PSK (Österreich). Als Manager arbeitete er aber auch bei Accenture. Jung zum CIO aufzusteigen, das bedeutet offenbar einen häufigen Firmenwechsel. - Dieter Moritz, CIO der Uniklinik Köln
Moritz wechselte vom Bereichsleiter Client Server bei der AMB Informatik zum Bereichsleiter IT bei Viterra Energie Service Essen. Dann wurde er der Direktor IT und Organisation bei der Sparkasse Köln und IT-Bereichsleiter bei Rigips. Der Diplom-Betriebswirt teilt sich die Stelle mit seinem Bonner Kollegen Erich Pfeifer. - Volker Raupach, VP IT Customer Group Europe bei Johnson Controls Automotive Experience
Raupach blieb, anders als einige andere CIOs, seinen Unternehmen weitestgehend treu: Er arbeitete jahrelang bei den Rütgerswerken und ist erst seit 2008 bei Johnson Controls. Nur eine immerhin achtjährige Zwischenstation bei CSC legte er ein. Damit hat Raupach eine eher CIO-untypische Karriere: Nicht alle zwei Jahre in einem anderen Unternehmen zu finden. - Jochen Schneider, früher CIO bei der Zürcher Kantonalbank
Schneider begann seinen Weg nach oben bei IBM als Vertriebsbeauftragter, ging dann als Programm Manager IT zu Smart, war bei Swisscom dann Head of Purchasing and Logistics und wurde schließlich bei PostFinance CIO und Mitglied der Geschäftsleitung. Inzwischen hat Schneider nach einem Sabbatical die Seiten gewechselt und arbeitet nun als COO beim Retail-Banking Anbieter Sungard. - Thorsten Steiling, CIO bei Solarworld
Etwas ungewöhnlich dagegen Steiling: Er begann bei Siemens in Nürnberg als Entwicklungs- und Projektierungsingenieur und wechselte dann zur Salzgitter AG. Dort erklomm er die Karriereleiter vom Leiter der Anlagen- und Automatisierungstechnik bis hinauf zum IT-Leiter bei Steiling. Sein vorerst letzter Karriereschritt: CIO bei der Solarworld AG. - Klaus Vitt, hat die CIO-Funktion der Bundesagentur für Arbeit inne
Vitt machte hauptsächlich Karriere bei der Telekom. Von 1996 bis 2006 war er in verschiedenen Tochtergesellschaften der Telekom auf immer höheren Positionen vertreten, bevor er zur BA wechselte. Davor war er 14 Jahre lang bei der Bertelsmann AG tätig. - Bert Bloß, Leiter IT bei der Heinrich-Böll-Stiftung
Bloß war zuerst Inbetriebnahme-Ingenieur bei Robotron, dann betreute er die die KMU bei Nixdorf und Siemens. Anschließend wurde er IT-Leiter bei der Mitropa AG. Nun ist Bloß CIO der Heinrich-Böll-Stiftung. Er legte eine steile Karriere hin. - Volker Dirksen, bald Axel Springer
Dirksen ist seit 2009 CIO des Landwirtschaftsverlages Münster, der unter anderem das Magazin "Landlust" verlegt. Dort verantwortet er sowohl die gesamte IT als auch die Weiterentwicklung der Online-Auftritte. Zuvor war er unter anderem als Manager im CIO Office von Gruner + Jahr und als IT-Management-Berater bei Cap Gemini Ernst & Young tätig. Dirksen, 39, wird zum 1. Juli 2013 Leiter der Corporate IT der Axel Springer AG. Weit entfernt von einer CIO-Position in einem Großunternehmen ist Dirksen damit nicht mehr. - Klaus Höffgen, CIO bei der Delvag Luftfahrtversicherungs AG
Zügig zum Ziel, so kann man Höffgens Karriereweg beschreiben. Nur drei Stationen brauchte der promovierte Mathematiker: Sechs Jahre als VP und zuletzt als Global Head of IT bei WestAM, ab 2000 weitere sechs Jahre als VP bei Gartner, ab Mitte 2006 bei Delvag Luftfahrtversicherungs AG. - Bernd Kuntze, CIO der Haas Food Equipment GmbH
Knapp 20 Jahre blieb Kuntze bei der Mars Inc. und arbeitete sich dort durch die verschiedensten Positionen nach oben, um dann 2007 zur Raiffeisen Informatik GmbH zu wechseln als Leiter Organisation. Unternehmen mit Nachwuchsproblemen sollten sich an seinem Lebensweg ein Beispiel nehmen. Geht es nach oben nicht mehr weiter, orientieren sich die Talente um. Damit verlässt wertvolles Wissen die Firma. - Seit 2008 ist Kuntze übrigens CIO von Haas Food Equipment und wurde in dieser Funktion im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" Mittelstandsgewinner. - Björn Lügger, IS/ IT Manager Zentraleuropa der Camfil KG
Lügger machte Karriere bei der Tremco illbruck International GmbH. Schon bei seiner zweiten Firma, der schwedischen Camfil KG, wurde er zum IT Manager für Zentraleuropa ernannt. Auch er verließ, genau wie Kuntze, zum letzten Karriereschritt seine Firma. - Jürgen Renfer, CIO bei KUVB
In 16 Jahren bei der Deutschen Rentenversicherung in Rheinlad-Pfalz stieg Renfer vom Software-Entwickler zum Sachgebietsleiter IT auf und wechselte 2001 zur Kommunalen Unfallversicherung in Bayern. Der Firmenwechsel brachte auch den Karrieresprung zum CIO mit sich. Eine Lehre für künftige CIOs? Dem Unternehmen treu bleiben, solange es geht. Und dann rechtzeitig den Absprung schaffen. - Gerald Scheurmann-Kettner, CIO Event Hotelgruppe
Vom Tellerwäscher zum Millionär - oder eben vom Hotelfachmann zum CIO: Scheurmann-Kettner schaffte genau das. Er arbeitete sich vom Empfangsleiter eines Holiday Inns hoch zum IT-Manager, um dann zur Event Hotelgruppe zu wechseln. Quereinsteiger, das funktioniert also auch bei CIOs. - Tobias Schmitt, CIO der NRW.Bank
Schmitt startete seine Karriere als Regional COO Asia /Pacific bei der WestLB. Der Betriebswirt stieg kurz darauf zum IT-Projektleiter auf - und erreichte dann bei der NRW-Bank die Stelle des CIO.