Studie zu Quantencomputern

Quanten-Supremacy bereits in fünf Jahren?

09.08.2024
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Bereits in fünf Jahren könnten Quantencomputern klassischen Computern überlegen sein. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine aktuelle Studie.
Quantencomputer entwickeln sich schneller als erwartet.
Quantencomputer entwickeln sich schneller als erwartet.
Foto: Audio und werbung - shutterstock.com

Quantencomputer scheinen sich schneller zu entwickeln als bislang erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des US-amerikanischen Quantencomputer-Herstellers QuEra Computing. So glauben 40 Prozent der Befragten, dass Quantencomputer in fünf Jahren klassische Computer bei bestimmten Aufgaben übertreffen werden - also der Zustand der Quanten-Überlegenheit (Quantum Supremacy) erreicht wird.

Im Rahmen der Studie "The Current and Future State of Quantum Computing" befragte QuEra im Juni 2024 weltweit 920 Mitglieder der Quantencomputerszene. Darunter waren Akademiker, Wissenschaftler und Fachleute. 350 Befragte waren in Europa und 338 in den USA ansässig.

Engpässe wie bei KI?

Das Stadium der Quanten-Überlegenheit könnte nach Meinung vieler Befragten in fünf Jahren erreicht werden.
Das Stadium der Quanten-Überlegenheit könnte nach Meinung vieler Befragten in fünf Jahren erreicht werden.
Foto: QuEra Computing

So hält es ein Drittel der Befragten für wahrscheinlich, dass ihr Unternehmen von den rasanten Fortschritten überrascht wird, und fürchtet gleichzeitig ähnliche Engpässe wie bereits bei KI. Die Mehrheit (65 Prozent) der Befragten befürchtet, dass eine ähnliche Situation mit Quantencomputern eintreten könnte, sobald ihr Wert bewiesen ist und die Nachfrage und der Wettbewerb um Ressourcen zunimmt.

"Unternehmen sind sich bewusst, dass sie sich bald in einem Wettlauf um den "First-Mover-Advantage" befinden werden. Wir haben eine enorme Verschiebung in der Industrie beobachtet", kommentiert Yuval Boger, Chief Commercial Officer bei QuEra, die Ergebnisse, "einige Unternehmen, die zuvor nur experimentierten und ihre Mitarbeiter schulten, bereiten sich mittlerweile darauf vor, den Quantenvorteil zu nutzen, sobald die ersten Quantencomputer auf den Markt kommen." Der erste Computer, der einen Quantenvorteil erzielen kann, könnte nach Meinung von Boger 2026 auf den Markt kommen.

Noch sind Probleme zu bewältigen

Ein Optimismus, der aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Quantencomputer-Branche derzeit noch mit etlichen Herausforderungen zu kämpfen hat. So gehören Skalierbarkeit (33 Prozent), Fehlerkorrektur und Fehlertoleranz (31 Prozent) sowie Hardwareleistung (20 Prozent) zu den größten Problemstellungen, die noch zu bewältigen sind.

Die wichtigsten Herausforderungen die beim Quanten-Computing noch zu meistern sind.
Die wichtigsten Herausforderungen die beim Quanten-Computing noch zu meistern sind.
Foto: QuEra Computing

Im Wettrennen darum, die weltweite Quantencomputer-Industrie anzuführen, sehen sich die USA der Umfrage zufolge in der Pole-Position. 82 Prozent der US-Befragten sind der Ansicht, dass die USA sehr gut positioniert sind, um eine wichtige Rolle in der Industrie zu spielen.

USA in der Pole-Position?

Im Vergleich hierzu sind nur 42 Prozent der europäischen Experten ähnlich optimistisch, was ihr eigenes Land angeht. Besonders ausgeprägt ist die Zuversicht in Frankreich (67 Prozent) und im Vereinigten Königreich (57 Prozent). Deutschland liegt mit 45 Prozent ungefähr im Durchschnitt.

Auf die Partner kommt es an

Die Frage, wo Quantencomputer entwickelt und hergestellt werden, gewinnt zunehmend an Bedeutung. So haben viele Länder vor Kurzem Kontrollen eingeführt, um die Leistungsfähigkeit der von ihnen exportierten Quantencomputer zu begrenzen. In den USA und Frankreich halten es jeweils 34 Prozent der Befragten für wichtig, dass die Technologie im eigenen Land entwickelt wird, während 24 Prozent in Deutschland und nur 14 Prozent in Großbritannien diese Meinung teilen.

Für die europäischen Fachleute ist es weitaus wichtiger, dass die Computer von befreundeten Handelspartnern hergestellt werden: 60 Prozent der britischen Befragten stimmten dem zu, ebenso wie die Studienteilnehmer in Deutschland (54 Prozent) und Frankreich (49 Prozent). In den USA teilen dagegen nur 40 Prozent diese Ansicht. Aber schließlich sieht man sich dort ja auch in der Pole-Position.