Digitale Instandhaltung bei der Bahn

Pünktlichkeit beginnt im Werk

01.08.2023
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Um bei der geplanten Verkehrswende trotz Fachkräftemangel nicht auf der Strecke zu bleiben, setzt die Deutsche Bahn künftig verstärkt auf Künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung.
Im S-Bahn-Werk München-Steinhausen experimentiert die Deutsche Bahn mit neuen Wartungs-Tools wie dem Unterflur-Roboter.
Im S-Bahn-Werk München-Steinhausen experimentiert die Deutsche Bahn mit neuen Wartungs-Tools wie dem Unterflur-Roboter.
Foto: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Die Deutsche Bahn rüstet auf: Mit KI-gestützten Kameratoren, mobilen Robotern und digitalen Radsatzmessanlagen will der Konzern die Dauer von Boxenstopps verkürzen und dafür sorgen, dass Züge schneller wieder für die Fahrgäste und Transportgüter zur Verfügung stehen.

Außerdem sollen Digitalisierung, Automatisierung, der Einsatz Künstlicher Intelligenz trotz drohenden Fachkräftemangel mehr Kapazitäten für die gezielte Instandhaltung der wachsenden Fahrzeugflotten schaffen. "Pünktlichkeit beginnt im Werk", erklärt Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik. Viele Zugverspätungen oder -ausfälle könnten bereits in den Werken vermieden werden.

Instandhaltung trotz Fachkräftemangel

Pilotwerk für die digitale Instandhaltung bei DB Regio ist das S-Bahn-Werk München-Steinhausen. Dort kommen drei neue digitale Tools zum Einsatz, um die Kapazitäten in der Instandhaltung auch in Zeiten knapper werdender Fachkräfte sicherzustellen:

  • Eine KI untersucht Bilder, die bei Zugfahrten durch ein Kamerator mit bis zu 15 Videokameras aufgenommen werden, auf Schäden und Unregelmäßigkeiten am Zug. Damit erfolgt die Sichtprüfung des gesamten Fahrzeugs in nur wenigen Minuten, während sie mit dem menschlichen Auge oft mehrere Stunden pro Zug dauert.

  • Eine automatisierte Radsatz-Messanlage misst mit einem Laser-Scanner die Profilwerte der Radsätze, eine der am stärksten unter Verschleiß leidenden Komponenten am Fahrzeug.

  • Ein mobiler Unterflur-Roboter, der derzeit noch als Prototyp getestet wird, inspiziert die Züge von unten, und überträgt die Daten an ein KI-gestütztes System, um beispielsweise Schäden oder Rost von Schrauben oder Abdeckklappen zu entdecken. Damit werden den Bahn-Mitarbeitern mühsame Gruben-Inspektionen erspart.

Mithilfe der drei Tools ergibt sich laut Bahn ein detailliertes Gesamtbild des Fahrzeugzustandes und des Instandhaltungsbedarfs. Die Mitarbeitenden im Werk wüssten künftig dank der Auswertungen genau, wo sie Hand anlegen müssen und könnten sich gezielt den notwendigen Arbeiten zuwenden. Zeitfressende Routineaufgaben entfielen, etwa die Inspektion der Zugdächer. Kombiniert, so schätzen die Bahn-Verantwortlichen, machen die drei Tools rechnerisch jeden Tag bis zu 20 Arbeitsstunden an monotoner Routinearbeit im Werk entbehrlich.

Ausbau an weiteren Standorten

Aktuell nutzt der Konzern insgesamt 14 Kameratore an neun Standorten. Bis Ende 2025 werden zusätzlich neun Kameratore in Betrieb genommen. Außerdem nutzt die Bahn derzeit zehn automatische Radsatz-Messanlagen. Bis Mitte 2024 werden insgesamt 14 Radsatz-Messanlagen im Einsatz sein.

Zur Überprüfung der Fahrzeuge setzt die Bahn auf Kameras und KI-Auswertung.
Zur Überprüfung der Fahrzeuge setzt die Bahn auf Kameras und KI-Auswertung.
Foto: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

In den nächsten Jahren setzt DB Regio die digitalen Tools an fünf weiteren ihrer Standorte ein, darunter zunächst die S-Bahn-Werke in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart. Damit greift die Digitalisierung gezielt an Standorten mit den größten einheitlichen Fahrzeugflotten und kann so schnell die größte Wirkung entfalten. Allein in den drei S-Bahn-Werken in München, Stuttgart und Frankfurt warten die Mitarbeitenden rund 400 Fahrzeuge eines Typs.