Viele Ideen werden ausprobiert, wenn es um die Suche nach neuen Mitarbeitern geht - von den ganz realen, klassischen Hochschulkontaktmessen bis hin zu Social-Media-Aktivitäten. Auch Personaldienstleister sind aktiv, um Arbeitgebern gute Kandidaten zu präsentieren. Zwei davon sind Brusch mit Sitz in Hermannstadt, Rumänien, und Ciklum in Kiew, Ukraine. Beide setzen auf eine Zusammenarbeit mit osteuropäischen Profis.
Gute Ausbildung
Gustav Bruckner und Axel Schwarz, Gründer von Brusch, haben viele Jahre in Deutschland als Berater in unterschiedlich großen Unternehmen gearbeitet --von internationalen Consulting-Firmen wie CSC und Alldata bis hin zu kleineren wie CAF oder BAS. Dabei haben sie auch das Outsourcing- und Nearshoring-Geschäft kennengelernt. Und vor allem gut qualifizierte osteuropäische IT-Fachleute. Deren mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung gilt in vieler Hinsicht als vorbildlich, Englisch als Fremdsprache ist selbstverständlich, in Rumänien sprechen zusätzlich - vor allem in Siebenbürgen - junge Leute deutsch.
Die deutschen Gymnasien in Hermannstadt (Sibiu), Kronstadt (Brasov) und Temesvar sind sehr begehrt. Und selbst in der tiefsten Moldau, in Jassy, kann man Informatik in deutscher und englischer Sprache studieren. Die beiden Berater "beliefern" in erster Linie mittelständische Softwarehäuser mit Testern und Programmierern, haben aber auch SAP-Profis oder solche mit IT-Nischen-Know-how aus Siebenbürgen unter Vertrag. Wenn gewünscht, kann Brusch auch mit deutschsprachigen Spezialisten dienen.
Rundum-Sorglos-Paket
Vor fünf Jahren begannen sie das Geschäft, mittlerweile haben sie rund 50 IT-Experten auf ihrer Gehaltslis-te. Als ihr Unterscheidungsmerkmal geben sie an, dass der hiesige Arbeitgeber die von ihm gewünschten qualifizierten Mitarbeiter bekomme und sich um nichts zu kümmern brauche. Alle finanztechnischen und rechtlichen Aspekte und selbst die Wohnungssuche erledigt Brusch. Und wenn der Arbeitgeber zufrieden ist, kann er die Experten auch langfristig unter Vertrag nehmen. Man liege auf jeden Fall um etwa ein Viertel und mehr unter den Preisen im deutschen Markt, versichert Bruckner.
900 Entwickler in Kiew
Ein anderes Modell verfolgt der wesentlich größere dänische IT-Dienstleister Ciklum mit seinen rund 900 Beschäftigten. Die meisten von ihnen, gut ausgebildete ukrainische IT-Profis, sitzen in einem Büroturm in Kiew und arbeiten in erster Linie für skandinavische und zunehmend auch für westeuropäische Unternehmen. Die Auftraggeber formulieren ihre Anforderungen, und in der Ukraine wird dazu ein Team zusammengestellt. Dieses arbeitet sogar - wenn gewünscht - in Büros, die an die Corporate Identity des Auftraggebers angepasst sind.
Für Deutschland-Chef Andreas Ganswindt ist die transparente Abrechnung ein wichtiges Erfolgskriterium. Jeder Mitarbeiter in der Ukraine kostet den Kunden in Westeuropa um die 1500 Euro im Monat. Mittlerweile arbeiten über 100 Teams für Kunden, ein Schwerpunkt ist die agile Softwareentwicklung: "Wir wollen uns als Anbieter für agile Methoden positionieren", so Ganswindt.
- Zittern um den nächsten Auftrag
Rund 1200 IT-Freiberufler wurden im Sommer dieses Jahres von der COMPUTERWOCHE in einer Online-Befragung zu Themen rund um ihre Arbeit befragt. Die größte Herausforderung für sie ist, einen Folgeautrag zu bekommen. Bildquelle: Fotolia, T. Trojanowski - Hartmut Lürßen, Lünendonk
"Für IT-Freiberufler gibt es zwei entscheidende Stellschrauben - die Auslastung und den Tagessatz." Laut Lüerßen besteht die Schwierigkeit darin, sich bereits während eines laufenden Projekts nach einem neuen umschauen zu müssen. Die Situation spitze sich in Krisenzeiten zu, weil dann Projekte zeitlich und inhaltlich beschnitten und sogar aufgegeben würden. - Kelly Elsasser, Reutax
"Wir haben es hier mit einem klassischen Krisentrend zu tun. Kürzere Projektlaufzeiten verhindern eine längere Budgetbindung." - Albert Lidl, top itservices
"Freiberufler müssen damit rechnen, dass die Unternehmensrealität oft anders aussieht, als dies zunächst angekündigt wird." - Michael Moser, Gulp
"Nachdem es im vergangenen Jahr in Bayern 252 Arbeitstage gegeben hat, von denen noch die Zeiten für Urlaub, Krankheit und Weiterbildung abgezogen werden müssen und das Jahr noch dazu als Krisenjahr bezeichnet wurde, ist eine Auslastung von 200 Tagen im Jahr durchaus positiv." - Ansgar Nagel, Solcom
"Freiberufler vergessen oft ihre Erfahrungen und Stärken in der Profilbeschreibung hervorzuheben. Da Kunden oft viele Angebote auf nur eine Ausschreibung erhalten, ist es entscheidend, sich angemessen zu präsentieren." - Thomas Götzfried, Goetzfried
"Freelancer sollten nicht über viele Jahre in einem Legacy-Projekt bleiben. Das kann dazu führen, wissensmäßig den Anschluss zu verpassen." Wenn es die Chance gebe, sich in neue Themen einzuarbeiten, sollten Freiberufler auch kompromissbereit sein. - Frank Schabel, Hays
"Ausländische Freiberufler spielen im deutschen Markt nach wie vor keine große Rolle."