CeBit-Preview

Profi-Drohnen im Höhenflug

24.02.2017
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Das Thema Drohnen, wie Unmanned Areal Vehicles (UAV) allgemein genannt werden, verbinden viele nur mit den kleinen, oft nervigen Fluggeräten für Privatnutzer. Dabei wird häufig vergessen, welche Vorteile die Geräte im professionellen Einsatz bieten können.

Die kleinen Flugroboter entwickeln sich zum Überflieger: Nach Schätzungen von Gartner werden 2017 fast drei Millionen Drohnen weltweit produziert (und vermutlich auch verkauft), das sind 39 Prozent mehr als im Vorjahr. Den Großteil davon machen Drohnen für Privatnutzer aus, sie werden als relativ kostengünstige Erweiterung von Smartphones zum Schießen von Luftaufnahmen und Selfies sowie für andere Unterhaltungszwecke verwendet, wiegen unter zwei Kilogramm und können nur eine begrenzte Zeit in der Luft verbringen.

Precision Farming: In der Landwirtschaft ist der Einsatz von Drohnen bereits weit verbreitet.
Precision Farming: In der Landwirtschaft ist der Einsatz von Drohnen bereits weit verbreitet.
Foto: Microdrones GmbH

Der Anteil der kommerziellen Fluggeräte ist dagegen mit geschätzten 174.100 Stück (knapp 60 Prozent mehr als 2016) deutlich kleiner. Drohnen für den professionellen Gebrauch haben normalerweise eine höhere Nutzlast, absolvieren auch längere Flugzeiten und verfügen über redundante Sensoren und Flugsteuerungen, um sie sicherer zu machen. Sie sind außerdem meist auf eine Funktion spezialisiert, so dass die Preise je nach diesen Anforderungen variieren.

Anwendungsbeispiele für Drohnen im B2B-Bereich gibt es inzwischen mehr als genug. Häufig kommen sie zum Einsatz, wenn die Verwendung eines bemannten Fluggeräts zu langwierig, kostspielig, aufwändig oder gefährlich wäre, also etwa für Such- und Rettungsaktionen, die Erstellung von Luftbildern eines Felds oder die Inspektion von Staudämmen, Kraftwerken, Rohrleitungen etc.

Relativ weit ist die Entwicklung in der Landwirtschaft: Im Rahmen des Precision Farming fliegen Drohnen bereits eigenständig Felder ab, erstellen topografische Karten der Bodenbeschaffenheit oder spüren Rehkitze auf, bevor der Mähdrescher naht. In die Drohnen integrierte Sensoren liefern dem Landwirt ein aussagekräftiges Bild über den Zustand der Pflanzen und Böden: Reife und beste Erntezeit lassen sich dadurch besser bestimmen, aber auch Ernteausfälle durch Hagel oder Schädlinge erkunden oder der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln besser regulieren.

In der letzten Zeit sorgten auch Firmen wie Amazon oder DHL mit ihrem (Pilot-)Einsatz von Lieferdrohnen für Schlagzeilen. In Neuseeland stellte im vergangenen August die Schnellrestaurant-Kette Domino's sogar als erster Lieferservice der Welt eine Pizza per Drohne zu. Diese Unternehmungen dienen laut Gartner-Einschätzung aber primär dazu, die Aufmerksamkeit der Medien zu erzeugen, ansonsten werden sie in den nächsten Jahren keine große Rolle spielen.

Der einfache Grund, so die Marktforscher: Es konnte bislang nicht nachgewiesen werden, dass sich die Investition in Hinblick auf die Kosten der Drohne, die Betriebskosten oder den Preis für eine einzelne Lieferung an den Kunden rentiert. "Das Problem von Lieferdrohnen liegt in logistischen Fragen wie der Zeit, die es braucht, eine Drohne nach der Auslieferung an seinen Ursprungsort zurückzufliegen, so Gerald Van Hoy, Senior Analyst bei Gartner. Er geht jedoch davon aus, dass sich auch dafür eine Nische in B-to-B-Anwendungen finden wird, speziell für interne Services innerhalb eines Unternehmens, wo die Logistik keine so große Rolle spielt. Ein bereits genutztes Szenario ist etwa das Holen von Waren aus Hochregallagern, um damit die Automatisierung von Lagerhallen voranzutreiben.

Drohnen auf der CeBit

Die Deutsche Messe hat nach dem guten Start im Vorjahr den Bereich Unmanned Systems & Solutions in Halle 17 ausgebaut. Zu Bestaunen gibt es neben den spektakulären Drohnen-Rennen auch verschiedene UAVs aus dem Profi-Bereich: So zeigt das ETH-Spin-Off Fotokite ein Fluggerät mit einem 30 Meter langen Kabel, das sich ähnlich einfach und sicher steuern lässt wie ein Flugdrachen. Dank der Leine wurde das Gerät als erster Flugroboter von der Federal Aviation Administration (FAA) in den USA für Flüge über größeren Menschenmengen zugelassen. Zum Einsatz kommt die Drohne bei Sportübertragungen, Industrieinspektionen und Nachrichtensendungen, unter anderem von den TV-Sendern BBC und CNN. Verity Studios, ein weiteres Spin-Off der ETH Zürich, präsentiert ein Drohnen-System für Live-Events und Bühnenproduktionen, mit dem sich synthetische Schwärme und andere Luftchoreografien einstudieren lassen.

Das Fluggerät von Fotokite lässt sich einfach und sicher steuern wie ein Drachen.
Das Fluggerät von Fotokite lässt sich einfach und sicher steuern wie ein Drachen.
Foto: CeBIT

Ebenfalls in der Halle 17 (Stand E26) zeigt die Globe UAV GmbH Drohnen, die via LTE vernetzt sind. Befinden sie sich in einem LTE-Netz, können sie somit auch aus größerer Entfernung über das Internet gesteuert werden und hochauflösende (Full HD) Livevideos übertragen. Dies ermöglicht eine deutlich größere Reichweite von bis zu 30 Kilometer und erleichtert die Nutzung in Städten, wo Gebäude, Bäume und ähnliches häufig das übliche Funksignal im 2,4- und 5,8Ghz-Bereich stören.

Drohnen im Business-Einsatz gibt es auch im Intel CeBIT Drone Park zu bestaunen. Auf dem Freigelände vor der Halle 2 werden verschiedene Nutzungsszenarien dargestellt und gezeigt, wie die von den Multicoptern bei Flugeinsätzen über eine verkleinerte Ölplattform oder Solarkollektoren erfassten Daten in der Kontrollstation analysiert, visualisiert sowie in verwertbare Ergebnisse umgewandelt werden.