Gartner-Prognose

Pragmatismus bestimmt IT-Ausgaben

20.10.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mehr als fünf Billionen Dollar werden 2024 weltweit für IT ausgegeben. Dabei achten die Unternehmen aber genauer darauf, welche Investitionen konkreten Mehrwert bieten.
Der Druck auf die CIOs wächst. Sie schieben deshalb Investitionen und Projekte auf.
Der Druck auf die CIOs wächst. Sie schieben deshalb Investitionen und Projekte auf.
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Die weltweiten IT-Ausgaben werden im kommenden Jahr deutlich zulegen, prognostiziert Gartner. Nach einem Plus von 3,5 Prozent im laufenden Jahr rechnen die Analysten für 2024 mit einem Wachstum von acht Prozent. Damit würden sich die globalen IT-Investitionen im nächsten Jahr auf fast 5,1 Billionen Dollar belaufen, nach knapp 4,7 Billionen Dollar 2023.

Abklingender Hype: Geht Generative AI 2024 baden?

Das aktuelle Hype-Thema Generative AI spielt als Wachstumsfaktor allerdings noch keine große Rolle. "In den Jahren 2023 und 2024 werden nur wenige IT-Ausgaben in direktem Zusammenhang mit GenAI stehen", sagt John-David Lovelock, Distinguished VP Analyst bei Gartner. Grundsätzlich würden jedoch viele Unternehmen in KI und Automatisierung investieren, um die betriebliche Effizienz zu steigern und dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der Hype um generative KI unterstütze diesen Trend, konstatiert Lovelock. "CIOs erkennen, dass die heutigen KI-Projekte entscheidend für die Entwicklung einer KI-Strategie und -Story sein werden, bevor GenAI ab 2025 Teil ihrer IT-Budgets wird."

Betriebe investieren in Software und Services

Derzeit treiben aber andere Faktoren die IT-Investitionen an, vor allem in Software und IT-Services wird investiert. Die globalen Softwaregeschäfte könnten mit einem prognostizierten Plus von 13,8 Prozent im kommenden Jahr erstmals die 1-Billion-Dollar-Marke übertreffen. Auch das Business mit IT-Services soll 2024 zweistellig wachsen - um 10,4 Prozent auf über 1,5 Billionen Dollar. Damit würden die IT-Services die Communications Services als umsatzstärkste Sparte überholen. Letztere sollen im nächsten Jahr um 3,3 Prozent zulegen, auf knapp unter 1,5 Billionen Dollar.

Die Bereiche Software und Services sollen 2024 zweistellig zulegen. Auch die schwer gebeutelten Gerätehersteller können wieder auf ein Plus hoffen.
Die Bereiche Software und Services sollen 2024 zweistellig zulegen. Auch die schwer gebeutelten Gerätehersteller können wieder auf ein Plus hoffen.
Foto: Gartner

Gartner hebt zwei Faktoren als Wachstumstreiber im Software- und Service-Markt hervor. Demzufolge werde das Geschäft mit Public-Cloud-Diensten 2024 um über 20 Prozent expandieren. Das liege nicht nur an einer stärkeren Nutzung, sondern auch an Preiserhöhungen der Provider, stellen die Analysten fest. Darüber hinaus treibe die starke Nachfrage nach Cybersecurity-Lösungen das Wachstum im Software-Business an. Vier von fünf CIOs planen Gartner zufolge, ihre Sicherheitsausgaben im kommenden Jahr zu erhöhen.

Die Gerätehersteller können für 2024 ebenfalls wieder etwas Hoffnung schöpfen. In diesem Jahr soll noch ein Minus von zehn Prozent auf gut 689 Milliarden Dollar ins Haus stehen. Im kommenden Jahr können die Hersteller nach den Einbrüchen 2022 und 2023 wieder mit einem Plus von 4,8 Prozent auf dann rund 722 Milliarden Dollar rechnen. Das Geschäft mit Systemen für Rechenzentren soll im laufenden Jahr um 4,7 Prozent auf fast 238 Milliarden Dollar wachsen. 2024 soll es mit einem Plus von 9,5 Prozent schneller aufwärts gehen (260 Milliarden Dollar).

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Mit ihren Zahlen sind die Gartner-Analysten ein wenig pessimistischer als noch vor wenigen Monaten. Im Sommer 2023 hatten sie noch ein Plus von 4,3 Prozent für die globalen IT-Ausgaben in diesem Jahr prognostiziert. Für 2024 lag die Wachstumsvorhersage im Juli noch bei 8,8 Prozent.

Unter den CIOs mache sich eine gewisse Veränderungsmüdigkeit breit, konstatiert Gartner. Viele IT-Verantwortliche zögerten, in neue Projekte und Initiativen zu investieren. Dies führe dazu, dass ein Teil der IT-Ausgaben des Jahres 2023 in das Jahr 2024 verschoben werde. Dieser Trend werde sich voraussichtlich bis 2025 fortsetzen.

Viele CIOs verschieben IT-Investitionen ins nächste oder sogar übernächste Jahr, sagt Gartner-Analyst John Lovelock.
Viele CIOs verschieben IT-Investitionen ins nächste oder sogar übernächste Jahr, sagt Gartner-Analyst John Lovelock.
Foto: Gartner

In vielen Unternehmen seien die CIOs angehalten, mit weniger Geld auszukommen und mehr auf den Ertrag ihrer Investitionen zu achten, stellt Lovelock fest. "Deshalb verschieben CIOs einige IT-Ausgaben." Die Unternehmen verlagerten den Schwerpunkt ihrer IT-Projekte auf Kostenkontrolle, Effizienz und Automatisierung und schränken die IT-Initiativen ein, bei denen es länger dauern könne, bis sie sich rentieren.