IaaS-Anbieter im Vergleich

Performance ist nicht alles

05.06.2015
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.
Während der Planung einer IT-Infrastruktur gilt es für CIOs und CTOs ständig das richtige Mittelmaß an Ressourcen zu finden. Gleichzeitig besteht die Herausforderung darin, die Infrastruktur nicht zu überdimensionieren. Werden zu wenige Ressourcen eingeplant, besteht die Gefahr von Performance-Einschränkungen oder Ausfällen.

Der goldene Weg zum richtigen Sizing der Infrastruktur besteht daher im Management der Kapazitäten und der Performance. Was in den vergangenen Jahren bei der Planung der eigenen On-Premise Infrastruktur beachtet werden musste, gilt es nun auch bei der Nutzung von Public Cloud-Infrastrukturen uneingeschränkt zu berücksichtigen. Um die Customer Experience moderner digitaler Angebote sicherzustellen, ist eine leistungsfähige IT-Infrastruktur unerlässlich. Hierbei sollten sich CIOs und CTOs nicht alleine auf die Aussagen der Public Cloud-Anbieter verlassen, sondern über ein Performance Management und weitere Kontrollmechanismen den Anbieter ständig hinterfragen.

Auf der Suche nach dem geeigneten IaaS-Anbieter stehen viele CIOs vor der Qual der Wahl.
Auf der Suche nach dem geeigneten IaaS-Anbieter stehen viele CIOs vor der Qual der Wahl.
Foto: Mathias Rosenthal/Shutterstock.com

Ein Killerkriterium für IT-Entscheider ist in diesem Zusammenhang das Preis-/Leistungs-Verhältnis. Sowohl die Kosten als auch die Performance von Infrastrukturressourcen aus der Public Cloud lassen sich nur schwer einschätzen. Insbesondere dann, wenn man versucht diese mit mehreren Anbietern zu vergleichen. Um eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen, welche Ressourcen innerhalb einer Public Cloud benötigt werden und welche Kosten während der Nutzung entstehen, ist eine Anforderungsanalyse in Bezug auf die Kapazitätsplanung und die erwartete Performance notwendig, um für einen stabilen Betrieb der Anwendungen und Systeme zu sorgen.

Performance

Das Verhalten der Performance variiert je nach Art und Architektur der Anwendung und deren Nutzung. Diese Faktoren machen es schwierig, die Performance im Verhältnis zum Preis der Cloud-Infrastruktur zu bestimmen.

Jede Public Cloud basiert auf einer individuellen physikalischen Infrastruktur, die sich aus unterschiedlichen Komponenten in Bezug auf die eingesetzten Prozessoren, der Netzwerkinfrastruktur, der Art des Speichers sowie verschiedener Virtualisierungs-Stacks zusammensetzt. Hinzu kommt, dass jede Public Cloud-Infrastruktur einem sehr dynamischen Umgebungsverhalten mit signifikanten Unterschieden hinsichtlich der Auslastung ausgesetzt ist.
Dabei sollte auch nicht das Virtualisierungsmanagement vernachlässigt werden, das je nach Public Cloud Abweichungen in der Performance mit sich bringen kann, abhängig davon wie und wo eine VM bereitgestellt wird. Diese Performanceunterschiede können sich nicht nur zwischen verschiedenen Public Clouds sondern auch im Laufe der Zeit innerhalb einer Public Cloud ergeben.

Preis

Neben den Variationen der technischen Infrastruktur unterscheiden sich Public IaaS-Angebote insbesondere durch verschiedene Pakete und Preismodelle für virtuelle Maschinen und weitere Ressourcen. Das sorgt für eine geringe Transparenz auf Seiten der Nutzer und führt zu Irritationen beim Vergleich. So lässt sich ein Instanz-Typ mit der Bezeichnung "large" bei einem Public Cloud-Anbieter schwierig bis gar nicht mit demselben "large"-Typ bei einem anderen Anbieter vergleichen, da nicht sicher ist, ob die virtuelle CPU bei beiden dieselbe Performance liefert.

Weiterhin fällt auf, dass die meisten Anbieter ihre VMs fest dimensionieren, wodurch die nächsthöhere Maschine um ein Vielfaches teurer, für den eigentlichen Zweck aber eigentlich überdimensioniert ist. Hinzu kommt, dass sich viele Anbieter in der Taktung ihrer Abrechnung unterscheiden, von pro Stunde bis pro Minute.

Eine weitere Komplexitätsebene öffnet sich, wenn neben virtuellen Servern, Speicher und Netzwerkressourcen zusätzlich infrastrukturnahe Services genutzt werden. Zwar helfen diese dabei, die Anwendung schneller und mit weniger Aufwand auf der Public Cloud-Infrastruktur zu entwickeln. Allerdings verursachen diese ebenfalls weitere, zum Teil nicht vorhersagbare Kosten, da sie von der Anwendung mal mehr und mal weniger genutzt werden.

Der Public IaaS-Markt hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Viele Public IaaS-Anbieter mit unterschiedlichen, festen oder flexiblen Infrastrukturkonfigurationen und Preismodellen sorgen für intransparente Kosten, die nur schwer bis gar nicht miteinander zu vergleichen sind. Damit verfügen CIOs und CTOs über keine belastbare Entscheidungsgrundlage, die eine konkrete Aussage über die Preis-Performance eines Public IaaS-Angebots trifft. Vor diesem Hintergrund hat Crisp Research einen standardisierten Benchmark durchgeführt, mit denen IT-Entscheider eine Orientierungshilfe erhalten, bei welchen Public Cloud-Anbietern sie das beste Preis-Performance-Verhältnis bekommen.

Benchmarktest - Methodik und Vorgehensweise

Der Preis-Performance-Test vergleicht insgesamt vier Public Cloud-Infrastrukturen.

Während der Tests stand ein realer Workload im Vordergrund. Nur damit erhalten CIOs und CTOs eine aussagekräftige Entscheidungsgrundlage für oder gegen eine bestimmte Public Cloud-Infrastruktur. Der Test berücksichtigt nicht den Aufwand und die Konfigurationskosten für das Setup und Deployment der Infrastrukturen. Ebenso wurde die Komplexität vernachlässigt, die beim Aufbau und Betrieb einer Public Cloud-Applikation zwangsläufig entsteht.

Eine gemeinsame Basis ist die Grundvoraussetzung bei dem Test unterschiedlicher Public Cloud-Infrastrukturen. Um eine bestmögliche Vergleichbarkeit der Angebote zu gewährleisten, wurde die Ausgangskonfiguration einer virtuellen Maschine (VM) normiert, die über alle Anbieter den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt. Für diesen Test stellt die Basiskonfiguration eines Magento Webshops die normierte Ausgangskonfiguration dar.

Berechnung der Testkonfiguration.
Berechnung der Testkonfiguration.
Foto: Crisp Research AG

Ausgehend von einer 24 stündigen Auslastung an 30 Tagen pro Monat, wurde für eine VM mit der definierten Ausgangskonfiguration der Preis pro Stunde errechnet. Für alle Anbieter wurden die Preise für die Region Europa gewählt. Weiterhin wurden die Preise im Falle der Amazon Web Services und der Google Cloud Platform von US Dollar in EUR umgerechnet.

Bewertungsgrundlage

Während der Preis-Performance-Evaluierung werden die Preise und die Performance der jeweiligen Anbieter bestimmt und in ein Verhältnis zueinander gesetzt (PPV). Im Anschluss werden die PPV der Anbieter unter Berücksichtigung eines Referenzwertes miteinander verglichen.

Die Preise werden in 1 Cent-Schritten auf ein Punktesystem von 1 bis 10 Punkten eingeteilt. Ein geringer Preis pro Stunde führt zu einer höheren Punktzahl. Die Performance wird in Millisekunden auf einem Punktesystem von 1 bis 10 Punkten abgetragen. Ein niedriger Millisekunden-Bereich zeigt eine höhere Performance und ergibt damit eine höhere Punktzahl.