Gute Geschäfte für Lenovo, HP, Dell und Co.

PC-Markt erlebt stärkstes Wachstum seit 10 Jahren

13.01.2021
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
In Zeiten eingeschränkter Bewegungsfreiheit schaffen PCs die nötigen Verbindungen: Online-Unterricht, Homeoffice und Internet-Shopping haben die Geschäfte von Lenovo, Dell, HP & Co. im Jahr 2020 beflügelt.
Das Homeoffice hat im vergangenen Corona-Jahr die Nachfrage nach PCs angetrieben.
Das Homeoffice hat im vergangenen Corona-Jahr die Nachfrage nach PCs angetrieben.
Foto: Sharomka - shutterstock.com

Das weltweite PC-Geschäft boomt. Gartner zufolge wurden 2020 gut 275 Millionen Rechner verkauft. Das sind 4,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit verzeichnete der Markt das stärkste Wachstum seit zehn Jahren. Allein im vierten Quartal setzten die Hersteller 79,4 Millionen Systeme ab, 10,7 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Vor allem der US-Markt legte in den letzten drei Monaten 2020 zu - um mehr als 20 Prozent wuchs der Absatz gegenüber dem Vorjahr auf über 19 Millionen verkaufte Rechner. Damit entpuppte sich das US-Geschäft trotz aller politischen und wirtschaftlichen Unruhen als stärkster Wachstumstreiber. Der asiatische Markt expandierte um 8,3 Prozent auf etwa 25 Millionen verkaufte PCs, die Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) wuchs um 6,3 Prozent auf etwa 23 Millionen verkaufte Rechner.

Insbesondere dort, wo die Bevölkerung aufgrund der COVID-19-Pandemie zu Hause bleiben musste, habe sich die PC-Nachfrage vor allem im Consumer-Segment robust entwickelt, sagte Mikako Kitagawa, Research Director bei Gartner. Vor 2020 hätten sich die Verbraucher auf das Smartphone als zentrales persönliches Device konzentriert. Doch die Pandemie habe diesen Trend umgekehrt. "PCs sind wieder zu einem unverzichtbaren Gerät geworden, da die Menschen sie benötigen, um von zu Hause aus zu arbeiten, dem Schulunterricht zu folgen, soziale Kontakte zu pflegen und sich unterhalten zu lassen", konstatierte die Analystin.

Nachfrage nach Chromebooks explodiert

Eine Sonderkonjunktur haben Chromebooks erlebt. Gartner rechnet diese Geräteklasse, bei der es sich um weniger leistungsstarke, auf den Internet-Zugriff ausgelegte Mobilrechner handelt, nicht in seine PC-Marktzahlen hinein. 30 Millionen dieser Systeme seien im vergangenen Jahr verkauft worden, so die Marktforscher, rund 80 Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr. Allein im vierten Quartal habe sich das Chromebook-Wachstum um 200 Prozent auf 11,7 Millionen verkaufte Geräte beschleunigt. Vor allem die starke Nachfrage von Schülern im nordamerikanischen Bildungsmarkt habe das Geschäft angetrieben.

Dagegen hätten Unternehmen im vierten Quartal 2020 etwas weniger in PCs investiert, konstatierte Gartner-Analystin Kitagawa. Die dringendsten Anschaffungen für die Arbeit im Homeoffice hätten ihren Höhepunkt bereits früher im Jahr erreicht. "In bestimmten Regionen wie China, wo die wirtschaftliche Erholung von der Pandemie bereits begonnen hat, ist das Interesse an Business-PCs jedoch wieder gestiegen."

Lenovo behält PC-Krone

Als Marktführer im weltweiten PC-Geschäft behauptete sich 2020 Lenovo. Der chinesische Anbieter setzte 68,5 Millionen Rechner ab, ein Plus von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das reichte für einen Marktanteil von fast 25 Prozent. Die beiden US-Anbieter HP und Dell auf den folgenden Plätzen profitierten weniger von der Sonderkonjunktur. HP auf Rang 2 verkaufte mit 58,4 Millionen Rechnern 0,7 Prozent mehr PCs als im Vorjahreszeitraum. Dell als Drittplatzierter schaffte ein Wachstum von 2,1 Prozent auf gut 45 Millionen abgesetzte Rechner. Insgesamt verteiltendie drei Topanbieter auf Jahressicht 62,5 Prozent des weltweiten PC-Marktes unter sich.

Vor allem die asiatischen Anbieter Lenovo, Acer und Asus profitierten von der höheren Nachfrage. Bis auf Apple konnten US-Hersteller wie HP und Dell mit dem Wachstum nicht mithalten.
Vor allem die asiatischen Anbieter Lenovo, Acer und Asus profitierten von der höheren Nachfrage. Bis auf Apple konnten US-Hersteller wie HP und Dell mit dem Wachstum nicht mithalten.
Foto: Gartner

Mit deutlichem Abstand folgt Apple, das 2020 fast 22,5 Millionen Rechner weltweit verkaufen konnte. Dabei legte der Mac-Hersteller mit einem Plus von 22,5 Prozent am stärksten unter den führenden sechs Anbietern zu. Auf den weiteren Plätzen folgen etwa gleichauf mit etwas über 16 Millionen verkauften PCs Acer (plus 10,3 Prozent) und Asus (plus 13,7 Prozent).

Microsoft in den USA unter den Top 5

Im US-Markt lässt sich derzeit beobachten, dass die Konzentration auf wenige PC-Anbieter zunimmt. Die Top drei HP (28 Prozent Marktanteil), Dell (25,2 Prozent) und Lenovo (18,2 Prozent) kamen im vierten Quartal 2020 zusammengenommen auf einen Marktanteil von über 71 Prozent. Die Top five erreichten über 90 Prozent. Hier findet sich hinter Apple auf Platz fünf Microsoft, das den Absatz seiner Surface-Geräte in den Monaten Oktober bis Dezember 2020 um fast 21 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf über eine Million Geräte steigern konnte.

Im US-amerikanischen PC-Markt platzierte sich im vierten Quartal 2020 Microsoft unter den Top five der erfolgreichsten PC-Hersteller.
Im US-amerikanischen PC-Markt platzierte sich im vierten Quartal 2020 Microsoft unter den Top five der erfolgreichsten PC-Hersteller.
Foto: Gartner

"Trotz einiger Probleme in der Lieferkette zu Beginn des Jahres hat die Corona-Pandemie 2020 in Verbindung mit einer konstant guten Verbrauchernachfrage das ganze Jahr über für eine enorme Dynamik im PC-Geschäft gesorgt", lautet das Fazit von Kitagawa. Die Gartner-Analystin geht davon aus, dass der Aufwärtstrend mindestens bis zur Jahresmitte 2021 anhalten wird.

Unklar sei noch, wie es danach weitergehen wird. Zum Beispiel könnte der Trend zum Online-Lernen auch bei einem regulären Schulbetrieb andauern. Verbraucher könnten ihre Lebensmittel auch in Zukunft online kaufen und die Unternehmen könnten ihre Mitarbeiter auch nach Corona teilweise oder ganz im Home-Office arbeiten lassen. "Wenn diese Szenarien Bestand haben, dann wird der PC als unverzichtbares Gerät in den Alltag der Verbraucher zurückkehren."