Neue Produkte auf der NextStep

OutSystems will mehr vom Low-Code-Markt

02.03.2021
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.
Auf seiner NextStep-Konferenz hat der Low-Code-Spezialist OutSystems zahlreiche Neuerungen für seine Lösung vorgestellt. Der Fokus liegt auf Automatisierung, Qualität und Sicherheit.

Der weltweite Markt für Low-Code-Entwicklungstechnologien wird laut Gartner in diesem Jahr auf ein Volumen von 13,8 Milliarden Dollar anwachsen, ein Plus von 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Fabrizio Biscotti, Research Vice President beim Marktforschungsunternehmen, erwartet langfristig steigendes Interesse: "Die Entwicklung von Low-Code-Anwendungen ist zwar nicht neu, aber das Zusammentreffen von digitalen Disruptionen, Hyperautomatisierung und dem Aufstieg des Composable Business hat zu einem größeren Angebot und einer steigenden Nachfrage geführt."

Der Low-Code-Markt wird 2021 stark wachsen, wobei die Anwendungsplattformen das größte Segment darstellen und mit einem Wachstum von 30 Prozent auch besonders schnell zulegen.
Der Low-Code-Markt wird 2021 stark wachsen, wobei die Anwendungsplattformen das größte Segment darstellen und mit einem Wachstum von 30 Prozent auch besonders schnell zulegen.
Foto: Gartner

Ein angemessenes Stück von diesem Kuchen beansprucht OutSystems, ein führender Anbieter mit Wurzeln in Portugal. Das Unternehmen glaubt an Low-Code-Plattformen, weil sie eine schnelle Bereitstellung von Geschäftsanwendungen, mobilen Apps und Web-Applikationen versprechen. Visuelle Editoren, grafische Modellierungs-Tools für Prozesse, Datenbank-Konnektoren sowie App-Stores mit vorgefertigten Bausteinen und Funktionen reduzieren den Entwicklungsaufwand erheblich.

Auch Standardlösungen lassen sich damit anpassen - etwa mit Funktionen wie Abrechnung, Datenbankintegration, Suche und Cloud Storage. Hinzu kommen offene Schnittstellen für die Integration externer Datenquellen und Tools, Werkzeuge für das Management von Entwicklung, Testen oder die sichere Bereitstellung von Anwendungen in der Cloud. Test, Build und Deployment sind dabei weitgehend automatisiert.

OutSystems stellt Neuerungen vor

Zu den größeren Anbietern gehört das 2001 gegründete Unternehmen OutSystems, das mittlerweile 1.400 Mitarbeiter zählt und weltweit 1.200 Unternehmenskunden betreut. Gründer und CEO Paolo Rosado sprach Ende 2020 auf der User-Konferenz NextStep über die Vision des Unternehmens, jedem Unternehmen die Möglichkeit zu geben, durch Software Innovationen zu erzielen.

Als Einsatzgebiete nannte er die Modernisierung von Legacy-Applikationen mit neuen Anforderungen wie Cloud-Anbindung, Mobile oder Collaboration, die Optimierung des digitalen Kundenerlebnisses durch Self Services oder mobile Apps sowie Innovationen für den digitalen Arbeitsplatz. Denkbar sei auch die Optimierung von internen Workflows und Prozessen sowie Dashboards zum Auswerten von Daten.

"Das schnelle Erstellen und Ändern von Applikationen in großem Maßstab ist für die meisten Organisationen nach wie vor ein schmerzhaft komplexer Prozess. Traditionelle Technologie-Stacks werden immer komplexer, fragmentierter und schwieriger zu implementieren. Und die traditionelle Entwicklung ist nach wie vor vorwiegend manuell, isoliert und unflexibel", sagte Rosado. Hier setze OutSystems an.

"Build it Fast - Build it Right - Build for the Future" lautet das Motto von OutSystems. Build it Fast steht für die schnelle Entwicklung von Anwendungen, Build it Right für Themen wie Sicherheit, Skalierbarkeit, Qualität und positive User Experience und Build for the Future für zukunftsträchtige Software, mit der Firmen schnell auf Krisen und veränderte Anforderungen reagieren können. Auf seiner Konferenz stellte OutSystems Tools und Funktionen vor, die all das ermöglichen sollen.

Build it Fast: Experience Builder und andere Tools

Wie OutSystems verspricht, sind mit Low Code geschriebene Anwendungen im Durchschnitt um etwa 30 bis 50 Prozent schneller fertig als Applikationen mit manueller Codierung. Mit einer entsprechenden Plattform lasse sich etwa eine einfache mobile App in zwei Stunden erstellen, ein Web-Portal in ein paar Wochen und ein Backend-System könne innerhalb eines Jahres modernisiert werden statt in anderthalb Jahren oder länger.

Dafür kommen in "Service Studio", der Entwicklungsumgebung für die OutSystems-Plattform, sogenannte OutSystems Builders zum Einsatz. Diese visuellen Toolsets sind für bestimmte Aspekte des Entwicklungszyklus sowie für die Zusammenarbeit im Team optimiert. Sie unterstützen mehrere Teams, gemeinsam an Applikationen zu arbeiten. Auf der NextStep hat das Unternehmen folgende Tools vorgestellt, mit denen seine Kunden Anwendungen schneller entwickeln können sollen.

  • Workflow Builder: Damit soll es möglich sein, komplexe Geschäftsprozesse visuell abzubilden und Workflow-basierte Anwendungen automatisiert zu erstellen.

  • Experience Builder: Entwickler können mit Hilfe von Templates, Layout-Mustern und Flow-Vorlagen funktionale Prototypen mobiler Anwendungen bauen, testen und produktionsreifen Code erzeugen. Dank eingebauter Best Practices für UX/UI, Architektur und Skalierbarkeit sparen sie sich unnötige Designarbeit und das Schreiben von Entwicklungs-Spezifikationen. User-Feedback wird kontextuell direkt in der App gesammelt.

  • Integration Builder: Dieses Tool vereinfacht die Erweiterung bestehender Systeme wie SAP und Salesforce sowie den Transfer von Daten aus unterschiedlichsten Quellen.

  • AI Assist: Um die Arbeit von Applikations-Entwicklern erheblich zu beschleunigen, hat OutSystems Artificial Intelligence (AI) in seine Plattform integriert. Dadurch lässt sich die Entwicklung während des gesamten Lebenszyklus der Anwendung automatisieren, steuern und validieren.

Build it Right: Architecture Dashboard und AppShield

Die schnelle Entwicklung von Anwendungen ist nur sinnvoll, wenn sie mit hoher Qualität, Sicherheit und Skalierbarkeit verbunden ist. Goncalo Gaiolas, Vice President of Product stellte mit dem Architecture Dashboard und AppShield zwei neue Tools vor, die helfen sollen, Applikationen "von Anfang an richtig zu erstellen.

  • Architecture Dashboard: Mit dem AI-getriebenen Architecture Dashboard sollen IT-Teams komplexe Architekturen visualisieren, Probleme identifizieren und priorisieren sowie die Code-Qualität analysieren und verbessern können. Gleichzeitig helfe es Entwicklern, Best Practices zu befolgen, häufige Fehler und Doppelarbeit zu vermeiden. Das Architecture Dashboard informiere, wenn gegen Best-Practices verstoßen wird und welche Auswirkungen das hat. Zudem gibt die KI Tipps, wie Entwickler die Probleme beheben können.

  • AppShield: Das kostenpflichtige Add-on AppShield schützt mobile Anwendungen gegen Angriffe, Manipulation und Reverse Engineering, indem es während der Bereitstellung von Apps, die mit OutSystems erstellt wurden, automatisch zusätzliche Sicherheitsebenen hinzufügt. OutSystems hat AppShield dazu in seinen Mobile Application Build Service (MABS) integriert. Nach einer schnellen Einrichtung enthalten iOS- und Android-Anwendungen, die mit MABS verpackt und freigegeben werden, automatisch die erweiterten Schutzfunktionen von AppShield. Für Entwickler sinkt damit der manuelle Programmieraufwand beim Erstellen sicherer mobiler Apps.

Build for the Future: Machine Learning Builder

In Zeiten von Digitalisierung und Krisen wie der Corona-Pandemie wird Agilität zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor. Folgende Produkte sollen Unternehmen schneller und agiler werden lassen:

  • TrueChange prüft Software mit Hilfe von KI auf Bugs und Architekturfehler, analysiert die Auswirkungen von Änderungen auf Komponenten- und Applikationsabhängigkeiten, bietet Team- und Architektur-Governance sowie Performance-Überwachung in Echtzeit. Ziel ist es, für Entwickler die Komplexität zu reduzieren, die durch sich ständig ändernde Softwareanforderungen entsteht.

  • Mit dem Machine Learning Builder können Entwickler ohne Data-Science-Erfahrung Modelle für maschinelles Lernen erstellen, trainieren und in ihre Applikationen integrieren. Auf diese Weise lassen sich laut OutSystems KI-Anwendungen für die Automatisierung von Prozessen oder Predictive Analytics implementieren, die die Daten des Unternehmens nutzen. So sei es beispielsweise möglich, mit Hilfe von maschinellem Lernen das Verhalten von Kunden zu analysieren, um ein Chatbot-Erlebnis zu verbessern - etwa durch das Abschalten unbeliebter Optionen oder indem Fragen automatisch an die richtige Abteilung weitergeleitet werden. Weitere Einsatzgebiete sind die Priorisierung von Support-Anfragen oder die Vorhersage von Produkt-Nachfrage oder von verfügbaren Beständen.

  • AI Document Processor: Mit dieser KI-Funktion ist es möglich, Text aus physischen Dokumenten zu erkennen, Informationen zu extrahieren und automatisiert in ein digitales Formular oder Dokument zu übernehmen.