Nachdem Oracle Anfang 2023 sein Modell für die Java-Lizenzierung geändert hatte, zieht der US-amerikanische Softwarekonzern nun die Zügel an. Forderte Oracle bis dato vor allem kleinere und mittelgroße Betriebe dazu auf, ihre Java-Lizenzierung zu erklären, nimmt der Softwareanbieter nun anscheinend auch die Konzerne ins Visier. Das berichtet das britische Nachrichtenportal "The Register".
Oracle hatte Ende Januar 2023 die "Java SE Universal Subscription" eingeführt, die die bisherigen Lizenzmodelle "Java SE Subscription" und "Java SE Desktop Subscription" ablösen sollte. Neu am überarbeiteten Java-Modell ist, dass Anwenderunternehmen nicht mehr nur die eigentlichen Java-User beziehungsweise Prozessoren lizenzieren müssen. Vielmehr wird die Mitarbeiterzahl der Gesamtbelegschaft als Bemessungsgröße herangezogen, um die Nutzungsgebühren zu berechnen. Als Mitarbeitende zählen laut Oracle alle Voll- und Teilzeitkräfte sowie befristet Beschäftigte. Hinzu kommen Angestellte von anderen Unternehmen wie Beratungsfirmen, Outsourcern oder Partnern, sofern diese das Geschäft des jeweiligen Betriebs unterstützen.
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Zwar könnten Kunden der älteren Modelle ihr Abo noch zu den bestehenden Bedingungen verlängern, ließ Oracle durchblicken. Gleichzeitig drängt der Konzern seine Klientel aber in Richtung des neuen Mitarbeiter-basierten Lizenzmodells. Dieses sei transparenter und biete mehr Rechtssicherheit, locken die Oracle-Verantwortlichen. Damit sei es möglich, Java über das gesamte Unternehmen hinweg universell zu nutzen - von PCs über Server bis in die Clouds von Drittanbietern. Die Lizenzverwaltung werde einfacher, Unternehmen müssten nicht mehr explizit die Systeme identifizieren, die Java verwenden.
Java-Nutzung kann richtig teuer werden
Diese Vereinfachung hat allerdings ihren Preis. Für viele Anwender wird es deutlich teurer, Java zu nutzen. Gartner rechnete Mitte vergangenen Jahres mit bis zu fünffach höheren Lizenzkosten für einzelne Unternehmen. Außerdem müssten sich Betriebe weltweit darauf vorbereiten, dass Oracle die Einhaltung einer regelkonformen Java-Lizenzierung mit mehr Audits prüfen werde, warnten die Analysten.
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Das scheint sich nun zu bewahrheiten. Bereits im vergangenen Jahr war wiederholt darüber berichtet worden, dass Oracle E-Mails an Unternehmen versende, um ihnen "Gespräche über Java-Abonnements anzubieten". Adressaten waren zumeist kleinere Unternehmen. Doch das scheint sich nun zu ändern.
Audits auch bei den ganz großen Unternehmen
"Noch vor einem Monat hätte ich gesagt, dass Oracle die Fortune-100- oder Fortune-200-Unternehmen nicht auditiert", zitiert The Register Craig Guarente, Gründer und CEO von Palisade Compliance, einem Beratungsspezialisten für Softwarelizenzierung. Die Schwelle am oberen Ende sei jetzt weg. Guarante behauptet, in den zurückliegenden Wochen etliche offizielle Audit-Briefe von Oracle an Fortune-100-Unternehmen gesehen zu haben.
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Oracle-Kunden sollten sich jetzt schleunigst daran machen, ihre Position zu bewerten, und nur dann für Java zu bezahlen, wenn es wirklich notwendig ist, rät der Lizenzspezialist. Langfristige Verträge zu unterzeichnen, sei aus Guarantes Sicht keine gute Idee. Das sorge für einen Vendor-Lock-in, der die Anwenderunternehmen teuer zu stehen kommen könnte.
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"Wenn Sie Oracle eine Million Dollar pro Jahr zahlen und ein dreijähriges Abonnement abgeschlossen haben, was glauben Sie, was dann bei der Erneuerung passieren wird?" Es werde nicht eine Million Dollar sein, sondern so viel, wie Oracle herausholen kann, prognostiziert der Lizenzexperte. Wer an Oracle gebunden sei und sich nicht lösen könne, dürfte dann deutlich mehr bezahlen müssen.