Release 12c vorgestellt

Oracle trimmt neue Datenbank auf Cloud

03.07.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die neue Datenbankgeneration 12c läutet einen Architekturwechsel ein. Mit einem Multitenant-fähigem Unterbau sollen Anwender ihre Datenbank­landschaften in einem Private-Cloud-Modell konsolidieren und einfacher administrieren können.

Nach fünf Jahren Entwicklungszeit hat Oracle erstaunlich leise mit dem Release 12c die neue Generation seiner Datenbank am Markt vorgestellt. Der Launch ging angesichts der Schlagzeilen rund um Oracles neue Freunde Microsoft und Salesforce.com fast etwas unter. Anwender können die aktuelle Version seit Ende Juni aus dem Oracle Technology Network (OTN) herunterladen. Erste Details zu 12c hatte der Hersteller bereits auf seiner Kundenmesse OpenWorld im Herbst 2012 preisgegeben. Ursprünglich sollte die neue Datenbank bereits früher starten, räumt Günther Stürner, Vice President Sales Consulting und Leiter der Business Unit Server Technologies von Oracle, ein. Allerdings ziehe er es vor, lieber etwas länger zu testen und dafür ein möglichst fehlerfreies System in den Markt zu schicken.

Multitenant vereinfacht Datenbank-Landschaften

Günther Stürner Oracle Vice President Sales Consulting und Leiter der Business Unit Server Technologies.
Günther Stürner Oracle Vice President Sales Consulting und Leiter der Business Unit Server Technologies.
Foto: Oracle

Als wichtigste Neuerung betont Stürner die mandantenfähige Architektur in 12c. Entsprach bis Version 11 eine Instanz jeweils einer Datenbank, lassen sich mit 12c mehrere Datenbanken in einer Instanz zusammenfassen und betreiben, die sich wiederum dediziert bestimmten Anwendungen zuweisen lassen beispielsweise SAP oder Oracles E-Business-Suite. Aktuell nennt Oracle eine Zahl von rund 252 Datenbanken, die Anwender in eine Instanz packen können. Diese Angabe sei jedoch eher theoretischer Natur, lässt Stürner durchblicken. Im Grunde sei die Zahl der Datenbanken einer 12c-Instanz unbegrenzt.

Vor allem Anwendern, die bis dato hunderte einzelne Datenbank-Instanzen im Einsatz hatten, kommt die Multitenant-Funktion zugute, erläutert der Oracle-Manager. Im Rahmen einer 12c-Instanz ließen sich Hardware-Kapazitäten wie CPU-Power, Arbeitsspeicher und Storage besser nutzen. Oracle spricht in diesem Zusammenhang von einem bis zu sechs Mal effizienteren Einsatz dieser Ressourcen. Im Zuge dieser Effizienzsteigerung stellt Stürner den Oracle-Anwendern auch geringere Lizenzkosten in Aussicht. Würde weniger CPU-Leistung benötigt, müssten die Kunden in der Prozessor-basierten Metrik auch weniger Lizenzen ordern. Außerdem vereinfache sich mit Multitenant auch die Administration der Datenbank. Stürner zufolge reduziere sich beispielsweise der Aufwand für das Einspielen von Patches, Datenbank-Upgrades sowie Backup- und Recovery-Funktionen.

Oracle Multitenant unterstützt dem Hersteller zufolge alle weiteren wichtigen Features wie zum Beispiel Real Application Clusters (RAC), Partitioning und Data Guard. Außerdem verhalte sich jede Datenbank in der Multitenant-Architektur den Anwendungen gegenüber wie eine Standard-Datenbank. Damit seien keine Modifikationen auf Applikationsebene erforderlich.

Daten automatisiert komprimieren und ablegen

Als weiteres wichtiges Feature hebt Stürner die neuen Automatic-Data-Optimization-Funktionen hervor. Damit könnten Anwender ihre Daten effizienter verwalten und den zur Verfügung stehenden Speicher besser ausnutzen. In den älteren Versionen der Oracle-Datenbank mussten Administratoren manuell steuern, welche Tabellen beziehungsweise Partitionen auf welchem Medium abgelegt und wie diese komprimiert werden. Dieses Daten-Handling könne dem Hersteller zufolge mit 12c weitgehend automatisiert und damit effizienter abgewickelt werden. Über eine sogenannte "Heat Map" ließen sich Lese-Schreib-Aktivitäten überwachen und somit Nutzungsprofile bilden. Auf dieser Basis könnten Datenbank-Administratoren Regeln festlegen, um Daten je nach Aktivität und Alter automatisch zu komprimieren und/oder auf andere Speichermedien zu verlagern.

Insgesamt wurden Oracle zufolge in 12c über 500 neue Funktionen integriert, beispielsweise um Sicherheit und Hochverfügbarkeit zu verbessern beziehungsweise die Analysemöglichkeiten auszubauen. Zu Beginn steht das neue Datenbank-Release für die Betriebssystem-Plattformen Linux und das Oracle-eigene Solaris zur Verfügung. In den nächsten Wochen sollen die Versionen für Windows, IBMs AIX sowie Hewlett-Packards HP-UX/Itanium folgen. Auch ein Release für die BS2000-Plattform wird es Stürner zufolge wieder geben.

Zusatzfunktionen kosten extra

Foto: Datenbank_mickey-hoo

Für den Umstieg will Oracle seinen Kunden spezielle Migrationswerkzeuge an die Hand geben. Auch von älteren 8er- und 9er-Releases sei der direkte Schritt auf 12c möglich, sagt Stürner, sofern die entsprechende Datenbank den jeweils aktuellen Patch-Status vorweisen kann. Für eine Prozessorlizenz in der Standard-Edition verlangt Oracle 17.500 Dollar. Die Enterprise-Edition kommt auf 47.500 Dollar. Darüber hinaus müssen Anwender spezielle Funktionen extra lizenzieren. Multitenant kostet beispielsweise als Prozessor-Lizenz 17.500 Dollar. Oracle will 12c darüber hinaus auch als Cloud-Dienst mit einem flexiblen Preismodell anbieten.

Stürner geht davon aus, dass viele Anwender zügig auf 12c umsteigen werden. Vor allem die Multitenant-Funktion hätten etliche Kunden schließlich vehement eingefordert. Aktuell hätten etwa 80 Prozent der Oracle-Anwender die unmittelbaren Vorläufer-Releases 10 und 11 im Einsatz, wobei Stürner zufolge der überwiegende Teil bereits mit Version 11 arbeite. Ältere Releases der 8er und 9er Generation seien dagegen deutlich seltener bei den Kunden anzutreffen.

Der Oracle-Manager bezeichnete 12c als "vollständigste Datenbank am Markt" und sieht den Softwarekonzern damit auch angesichts von neuen Herausforderungen in Sachen Big Data gut aufgestellt. Der Datenbankmarkt entwickle sich derzeit mit vielen Newcomern sehr dynamisch. Allerdings brächten neue Systeme meist nur einen eng begrenzten Funktionsumfang mit. Diese Spezial- oder Ein-Funktions-Systeme seien aus Sicht Stürners jedoch nicht überlebensfähig. Es sei für die Anwender aufwändig und teuer, zusätzlich benötigte Funktionen nachzuprogrammieren. Zu diesen Spezialsystemen zählt der Oracle-Manager unter anderem auch SAPs In-Memory-Datenbank HANA. (ba)