Neue EU-Region

Oracle baut Cloud-Infrastruktur in Deutschland

08.05.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einer eigenen Infrastruktur in Deutschland will Oracle seine Cloud-Geschäfte hierzulande weiter ankurbeln. In der zweiten Jahreshälfte sollen drei sogenannten Availability Domains (Ads) in der Region rund um Frankfurt am Main an den Start gehen.

Oracle hat angekündigt in den Ausbau seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland investieren zu wollen. Demzufolge soll die EU-Region um eine zusätzliche Infrastructure-as-a-Service (IaaS) Architektur in Deutschland mit neuen IaaS- und PaaS- (Platform-as-a-Service) Cloud-Services erweitert werden. Dafür sollen in Deutschland drei mit hoher Bandbreite und niedriger Latenz verbundene Standorte, sogenannte Availability Domains (ADs), eingerichtet werden.

Diese ADs befinden sich Oracle-Angaben zufolge in der Metropolregion Frankfurt und arbeiten vollständig unabhängig voneinander. Diese Architektur soll für Ausfallsicherheit und eine hohe Verfügbarkeit für die Cloud-basierten Anwendungen der Kunden sorgen. Die Oracle Cloud EU Region in Deutschland baut auf der bereits im Januar dieses Jahres angekündigten Oracle Cloud UK Region auf und wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte dieses Kalenderjahres in Betrieb gehen.

Oracle Cloud
Oracle Cloud
Foto: Stephen Lawson / IDGNS

Komplettes Cloud-Portfolio

Mit der erweiterten Cloud-Infrastruktur für die EU-Region trage man der wachsenden Nachfrage der eigenen Kunden nach integrierten Cloud-Lösungen Rechnung, verlautete von Seiten Oracles. Durch die angekündigten Neuerungen sei der US-Konzern eigenen Angaben zufolge nun in der Lage, seinen Kunden in der EU künftig ein umfassendes Portfolio an Cloud-Services inklusive SaaS sowie den neuen PaaS- und IaaS-Kapazitäten bereitzustellen. Außerdem profitierten Oracle Cloud Nutzer zudem von einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu existierenden On-Premise-Infrastrukturen oder zu Cloud-Angeboten von Mitbewerbern, trommeln die Oracle-Verantwortlichen für ihr Cloud-Angebot.

"Seit vielen Jahren vertrauen unsere Kunden und Partner in der EU und in Deutschland ihr Business und ihre geschäftskritischen Workloads der Oracle Cloud an", sagte Thomas Kurian, President of Product Development bei Oracle. Mit der Erweiterung der Cloud EU Region in Deutschland biete Oracle seinen Cloud-Kunden in der EU die notwendige Leistung, Verfügbarkeit sowie die volle Kontrolle über ihre Workloads.

"Die Oracle Cloud-Technologie ermöglicht es Unternehmen neue Services zu entwickeln, neue digitale Kundenerfahrungen zu schaffen und sich neue Märkte zu erschließen", ergänzte Frank Obermeier, Vice President und Country Leader bei Oracle Deutschland. Mit dieser Investition in Deutschland stelle Oracle die Infrastruktur bereit, die die Kunden bräuchten - "und zwar genau dort, wo und genau dann, wann sie sie brauchen". Dies sei Obermeier besonders wichtig, denn Kunden wollten sicherstellen, dass ihre Migration in die Cloud mit der kommenden EU-Datenschutzgrundverordnung konform sei.

Oracles Deutschland-Chef Frank Obermeier verweist darauf, dass es besonders für die deutschen Kunden darauf ankommt, Regularien wie die EU-Datenschutzgrundverordnung zu erfüllen.
Oracles Deutschland-Chef Frank Obermeier verweist darauf, dass es besonders für die deutschen Kunden darauf ankommt, Regularien wie die EU-Datenschutzgrundverordnung zu erfüllen.
Foto: Oracle

Wahlfreiheit zwischen der Cloud und On-Premise

Oracle will seinen Kunden bei der Implementierung ihrer Cloud Services Wahlfreiheit und Flexibilität bieten. Organisationen könnten über die Oracle Cloud auf ihre Oracle Cloud-Dienste zugreifen, diese in ihrem eigenen Rechenzentrum mit dem Oracle Cloud at Customer Portfolio betreiben oder über eine Reihe von Partnern in verschiedenen Regionen weltweit, verspricht der Anbieter. Bei jeder dieser drei Varianten würden die Oracle Cloud Dienste von Oracle Cloud-Experten gemanaged.

Mark Hurd, CEO von Oracle, glaubt, dass hybride Infrastrukturen auch in den nächsten zehn Jahren Bestand haben werden.
Mark Hurd, CEO von Oracle, glaubt, dass hybride Infrastrukturen auch in den nächsten zehn Jahren Bestand haben werden.

Das Oracle-Management fokussiert sich in seiner Cloud-Strategie auf einen hybriden Ansatz aus Cloud-Anteilen sowie einer nach wie vor bestehenden On-Premise-Infrastruktur. Derartig aufgebaute Infrastrukturen würden auch noch in den nächsten zehn Jahren Bestand haben, sagte Oracles Co-CEO Mark Hurd. Die meisten Wettbewerber konzentrierten sich auf On-Premise oder Cloud, so der Manager. "Die Tatsache, dass wir beides können und unsere Kunden reibungslos von der einen Seite auf die andere hin- und herwechseln könnten sowie alles einheitlich managen können, ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für uns."

Oracle bleibt nur Verfolgerrolle

Oracle bemüht sich, seine Cloud-Ambitionen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ins Rampenlicht zu rücken. Doch es bleibt mühsam für den Datenbankspezialisten, im Cloud-Business Fuß zu fassen. Im Software-as-a-Service (SaaS)Segment schafft es Oracle nach Zahlen der Synergy Research Group zwar in die Top Ten. Doch Auf ganz oben stehen mit Salesforce, Microsoft, Adobe und SAP andere Namen. Oracle platziert sich in der Verfolgergruppe gemeinsam mit ADP, Google, IBM, Intuit und Workday. Dieses Sechser-Grüppchen kommt den Synergy-Analysten zufolge auf einen Marktanteil von knapp 25 Prozent.

Auch im Markt für Infrastructure as a Service hat Oracle derzeit noch klar das Nachsehen. In diesem Segment dominieren Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und die Google Cloud Platform das Geschäft. Die drei Anbieter kommen Experten zufolge zusammen genommen auf einen Marktanteil von über 80 Prozent.