Recruiting für Zeitarbeit und Personaldienstleistung

Online-Jobbörsen überflügeln Arbeitsagenturen

01.08.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die Digitalisierung macht auch vor dem Recruiting im Markt für Zeitarbeit und Personaldienstleistungen nicht halt. Eine Lünendonk-Studie zeigt, dass Online-Jobörsen den Arbeitsagenturen den Rang ablaufen. Ein wichtige Rolle dürfte künftig auch Programmatic Job Advertising spielen.
  • Die führenden Anbieter rekrutieren 28,4 Prozent der Zeitarbeitnehmer über Online-Jobbörsen.
  • Die "Offline-Rekrutierung" per Brief, Print-Anzeigen oder Jobmessen ist rückläufig.
  • Mit Programmatic Job Advertising hält ein Verfahren aus dem Online-Marketing im Bewerbermarkt Einzug.

Der Wettbewerbsfaktor Nummer eins im deutschen Markt für Zeitarbeit und Personaldienstleistungen ist die Rekrutierungsstärke. Waren die Arbeitsagenturen bislang stets der wichtigste Kanal im Recruiting, zeigt sich in der aktuellen Lünendonk-Studie "Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen in Deutschland" folgende Zäsur:

  • Erstmals sind Online-Jobbörsen wichtiger als Arbeitsagenturen.

  • Die führenden Anbieter rekrutieren durchschnittlich 28,4 Prozent der Zeitarbeitnehmer über Online-Jobbörsen.

  • Der Anteil der Arbeitsagenturen liegt nur noch bei 19,6 Prozent. In der Vorjahresuntersuchung hatte der Anteil der über die Arbeitsagenturen eingestellten Zeitarbeitnehmer noch bei 24,3 Prozent gelegen.

In Summe laufen die digitalen Rekrutierungskanäle bereits seit einigen Jahren der "Offline-Rekrutierung" den Rang ab.
In Summe laufen die digitalen Rekrutierungskanäle bereits seit einigen Jahren der "Offline-Rekrutierung" den Rang ab.
Foto: Rawpixel.com - shutterstock.com

"Die Arbeitsagenturen wurden nach einem Anlauf über mehrere Jahre jetzt sehr deutlich von den Online-Jobbörsen überholt", analysiert Hartmut Lüerßen, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder, die Situation. In Summe sind die digitalen Rekrutierungskanäle den Untersuchungen des Research-Unternehmens zufolge bereits seit einigen Jahren wichtiger als die "Offline-Rekrutierung" per Brief, Print-Anzeigen oder Jobmessen. "Diese Zäsur steht symbolisch für die steigende Bedeutung der Digitalisierung im Personaldienstleistungsmarkt", so Lüerßen weiter.

Fragile Balance zwischen Kosten- und Innovationsdruck

Nachdem die Zeitarbeitsunternehmen 2017 viel Zeit und Geld investieren mussten, um die neue Gesetzgebung umzusetzen, Mitarbeiter zu schulen und Kunden auf die neuen Regeln vorzubereiten, geht es jetzt darum, sich für die digitale Zukunft aufzustellen. Diese Balance zwischen Kostendruck, Kandidatenmangel, erwarteten höheren Übernahmequoten und Innovationsdruck sei, so die Studie, schwer auszutarieren.

Dabei wollen die führenden Anbieter an erster Stelle in die Rekrutierung investieren. Hier klopft beispielsweise mit Programmatic Job Advertising ein innovatives Verfahren aus der Online-Marketing-Welt an die Tür des stark umkämpften Bewerbermarkts: Services und Plattformen, die anhand von Analytics die jeweils erfolgversprechendsten Kanäle und Stellenbörsen auswählen und auch an den etablierten Bezahlmodellen rütteln dürften. An zweiter Stelle sind Investitionen in den Vertrieb zu nennen, gefolgt von "mobile-optimierten Web-Auftritten" und "Anbindung externer Service-Portale und Dienste".

Digitalisierung bleibt das dominierende Thema

Aus der Marktperspektive betrachtet sollte die Möglichkeit, innovative Technologien oder externe (Online-)Dienste anzubinden, nicht unterschätzt werden. Für die Personaldienstleister geht es darum, flexible und mobile-fähige Prozessketten abzubilden. Dabei sollen auch externe Services wie Stellenmarkt-Suchmaschinen und automatisches Matching mit vorhandenen Kandidatenprofilen eingebunden werden können.

Hartmut Lüerßen: "Die Digitalisierung wird die Entwicklungen im Markt für Personaldienstleistungen auf Jahre hinaus massiv beeinflussen."
Hartmut Lüerßen: "Die Digitalisierung wird die Entwicklungen im Markt für Personaldienstleistungen auf Jahre hinaus massiv beeinflussen."
Foto: Lünendonk & Hossenfelder

"In wenigen Jahren könnten Kunden daran gewöhnt sein, auch Business-Themen durch die künstliche Intelligenz von Alexa, Google Assistant etc. in den Äther zu sprechen. Wenn dann ‚Google for Jobs‘ in Deutschland verfügbar ist, rufen vielleicht schon die ersten Bewerber an, wenn der Personaler oder Werksleiter noch im Stau auf der Autobahn steht", prophezeit Lüerßen. Voice Commerce, so der Analyst, klinge noch sehr nach Zukunftsmusik. Aber von der Einführung des iPhones im Jahr 2007 und mobile first/mobile only seien es auch nur acht Jahre gewesen. Klar sei: Die Digitalisierung werde die Entwicklungen im Markt für Personaldienstleistungen auf Jahre hinaus massiv beeinflussen.

Die Lünendonk®-Studie "Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen in Deutschland" kann bei Lünendonk ab sofort unter www.luenendonk-shop.de bestellt werden. Die Studie kostet 2000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer.