Personalbedarf

Online-Branche bevorzugt Hochschulabsolventen

16.07.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Ein abgeschlossenes Studium gepaart mit Praxiserfahrung ist die wichtigste Voraussetzung, um in der digitalen Wirtschaft Fuß zu fassen. Internet-Agenturen, E-Commerce-Dienstleister oder Online-Vermarkter suchen vor allem Mitarbeiter für Projekt-Management, IT oder Marketing und Vertrieb.

Der Personalbedarf in der Online-Branche ist hoch, vor allem Hochschulabsolventen sind verstärkt gefragt, der Bedarf an Auszubildenden mit fertigem Abschluss ist deutlich niedriger. Das geht aus einer Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) in Kooperation mit der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation hervor, für die 240 Arbeitgeber der Internet-Branche befragt wurden. Drei Viertel der Internet-Agenturen, Online-Vermarkter, Performance-Marketing-Anbieter, Portalbetreiber, Mobile- und E-Commerce-Dienstleister klagen über eine schwierige Nachwuchssuche.

Gesucht: Wirtschaftswissenschaflter und Informatiker

Tanja Feller, BVDW: "Qualifizierte Berufseinsteiger sind die Gewinner in der digitalen Wirtschaft."
Tanja Feller, BVDW: "Qualifizierte Berufseinsteiger sind die Gewinner in der digitalen Wirtschaft."
Foto: BVDW

Den beklagten Fachkräftemangel bezeichnet BVDW-Geschäftsführerin Tanja Feller als "Fußfessel der gesamten Branche". Diese müsse durch entsprechende Aus- und Weiterbildungsangebote abgelegt werden. In ihren Augen sind qualifizierte Berufsanfänger darum die geheimen Gewinner auf dem Arbeitsmarkt. Dabei scheint die Art des Hochschulabschlusses keine entscheidende Rolle zu spielen. Bachelor, Master oder Diplom sind gleichermaßen willkommen. Wichtiger ist das Studienfach: Wirtschaftswissenschaftler werden am meisten von den Unternehmen gesucht (82 Prozent), gefolgt von Absolventen aus Informatik- bzw. Technikstudiengängen (74 Prozent). Über die Hälfte der Befragten hat zudem einen mittleren bis hohen Bedarf an Sozialwissenschaftlern. Im direkten Vergleich ist der Bedarf an Grafikern oder Designern mit 38 Prozent der befragten Unternehmen insgesamt geringer.

Philipp Riehm, Macromedia: "Benötigt werden Wirtschaftswissenschaftler, die sich mit den Besonderheiten digitaler Geschäftsmodelle auseinandergsetzt haben."
Philipp Riehm, Macromedia: "Benötigt werden Wirtschaftswissenschaftler, die sich mit den Besonderheiten digitaler Geschäftsmodelle auseinandergsetzt haben."
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Philipp Riehm, der als Professor an der privaten Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg lehrt ist jedoch der Ansicht, dass ein klassisches Wirtschaftsstudium die Einsteiger nicht mehr angemessen für die Branche qualifizieren kann: "Wir erleben immer noch eine rasche Entwicklung der Geschäftsmodelle, die miteinander kombiniert und damit auch immer komplexer werden. Benötigt werden spezifisch ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler, die sich im Studium in der nötigen Tiefe mit den Besonderheiten digitaler Geschäftsmodelle beschäftigt haben."

Wissen um Mobile Marketing und Social Media als Pluspunkt

Neben Fachwissen legen die Arbeitgeber der Internet-Wirtschaft vor allem auf soziale, mentale und Umsetzungskompetenz wert. Hoch im Kurs stehen auch Kenntnisse im Mobile Marketing, Social Media, E-Commerce oder der Online-Vermarktung. 80 Prozent der Befragten wollen aber keine Theoretiker, sondern erwarten schon von Berufsanfängern, dass diese in Praktika oder Studentenjobs Praxiserfahrung gesammelt haben. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) legt auf Fremdsprachen Wert, für 45 Prozent zählt Reisebereitschaft zur Voraussetzung. Auslandserfahrung empfindet nur jede vierte Firma als wichtig.

Der höchste Bedarf an Berufseinsteigern herrscht in den Bereichen Projektmanagement (68 Prozent), Informationstechnologie (66 Prozent) und Marketing/Vertrieb (65 Prozent). Über jedes zweite befragte Unternehmen sucht zudem verstärkt Berufsanfänger für die Bereiche Beratung / CRM (56 Prozent) und Strategie / Business Development (52 Prozent). Der Bedarf in den Bereichen PR / Kommunikation (22 Prozent) und Controlling / Finanzen (19 Prozent) wird im Vergleich als weniger dringend angesehen.