CW: Die Mediennutzung hat sich in den vergangenen Jahren stark in Richtung Online entwickelt. Wirkt sich dieser Trend auch auf Bewerbungen aus?
SVERDEL: Eine Stepstone-Befragung unter mehr als 1000 Universitätsabsolventen hat zwar ergeben, dass sich nach wie vor 52 Prozent der Befragten über den traditionellen Postweg mit Papierbewerbungen bei Unternehmen vorstellen. Umgekehrt haben wir festgestellt, dass sich die Unternehmen etwas ganz anderes wünschen. So bevorzugen 60 Prozent von ihnen Online-Bewerbungen. Darüber hinaus bieten 80 Prozent der wichtigsten Arbeitgeber in Deutschland Online-Bewerbungsformulare an.
CW: Gibt es Unternehmen, die postalische Bewerbungen erst gar nicht mehr bearbeiten?
SVERDEL: Ja, die gibt es. Vor allem die Top-Arbeitgeber in Deutschland akzeptieren mittlerweile nur noch Online-Bewerbungen. Dazu gehören Konzerne wie Lufthansa, BMW, IBM oder Siemens. Eine wichtige Empfehlung in diesem Kontext: Bewerber sollten immer genau auf die entsprechenden Hinweise im Text einer Stellenanzeige achten und sich daran orientieren. Arbeitgeber berichten immer wieder, dass Jobsucher auch dann Papierunterlagen schicken, wenn in der Ausschreibung ausdrücklich eine Bewerbung per Online-Formular oder E-Mail verlangt wurde.
CW: Sie sprachen davon, dass immer mehr Unternehmen auf standardisierte Online-Bewerbungsformulare setzen. Was ist deren Vorteil?
SVERDEL: Die Bewerbungen werden für die Personalverantwortlichen vergleichbarer. Das beschleunigt das Verfahren, die richtigen Kandidaten lassen sich schneller ermitteln und einstellen. Zudem ermöglichen es diese Systeme, das Ganze nach den Maßgaben des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) auszurichten.
CW: Was müssen Jobsuchende beachten, wenn sie sich über ein Online-Formular bewerben?
SVERDEL: Zunächst gilt das, was bei jeder Bewerbung selbstverständlich sein sollte: höchste Sorgfalt bei der Erstellung und Angabe der Daten. Wichtige Dokumente wie Lebenslauf und Arbeitszeugnisse sind in einer einzigen pdf-Datei hochzuladen. Ebenso wichtig ist es, die gewünschte Position, der Standort sowie eventuell die Kennziffer der Ausschreibung anzugeben. Grundsätzlicher Tipp: Man sollte sich nicht vor solchen Datenbanken fürchten.
CW: Eine etwas andere Form der Online-Bewerbung ist die E-Mail-Bewerbung. Was ist hier zu beachten?
SVERDEL: E-Mail-Bewerbungen werden direkt an einen Personalverantwortlichen geschickt. Das sind so genannte Kurzbewerbungen, die meist Anschreiben und Lebenslauf beinhalten. Diese Dokumente werden per pdf-Datei an die E-Mail angehängt. Zeugnisse und Arbeitsproben sind nur dann Bestandteil der Bewerbung, wenn das Unternehmen sie ausdrücklich fordert. Das Foto ist in die Lebenslaufdatei zu integrieren, das Anschreiben sowohl als Anhang als auch in der Mail möglich.
CW: Welche Standards gilt es dabei einzuhalten?
SVERDEL: Wichtig ist ein eindeutiger Betreff. Schon hier sind Position, Standort und gegebenenfalls die Kennziffer der Stellenausschreibung zu nennen. Auch der Adressat sollte eindeutig sein. Bewerbungen an Sammeladressen wie info@ kommen oft nicht an oder werden viel zu spät gelesen. Wichtig auch: eine seriöse Absenderadresse. Die Anhänge einer E-Mail-Bewerbung sollten maximal zwei Megabyte umfassen und möglichst aus nur einem Dokument bestehen. Was schon seit Jahrzehnten für Bewerbungen gilt, sollte auch in den neuen Medien beherzigt werden: keine Tippfehler, Groß- und Kleinschreibung beachten, keine umgangssprachlichen Wendungen oder Abkürzungen sowie eine korrekte Anrede. Klare und präzise Sätze sind von Vorteil.
CW: Wie stehen die Unternehmen zu E-Mail- Bewerbungen?
SVERDEL: Viele Unternehmen, die über ein Online-Bewerbungsformular verfügen, möchten nicht noch zusätzliche E-Mails auswerten. E-Mail- Bewerbungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie der Arbeitgeber auch wünscht.