Microsoft in der Kritik

Office-Abos belasten Krankenhäuser

13.11.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Wenn künftig alle, die Microsofts Office-Programme nutzen, ein Abo brauchen, gehen die Lizenzkosten durch die Decke, warnen Vertreter des deutschen Gesundheitssektors.
Microsofts Lizenzrechnungen könnten künftig den Puls der Klinikbetreiber ziemlich in die Höhe treiben.
Microsofts Lizenzrechnungen könnten künftig den Puls der Klinikbetreiber ziemlich in die Höhe treiben.
Foto: RazoomGame - shutterstock.com

Microsofts Pläne, seine Lizenzmodelle in den kommenden Jahren umzustellen, sorgen in Reihen der Kunden aus dem Gesundheitswesen für Beunruhigung. Die Gesellschaft Digital Health Transformation (dht), ein Zusammenschluss von Krankenhäusern und Krankenhausgruppen rund um die Digitalisierung, spricht ab 2025/2026 von drastischeN Herausforderungen bezüglich der Lizenzkosten für den hiesigen Gesundheitssektor.

Ursache seien in erster Linie Änderungen in Microsofts Lizenzstrategie für Office-Produkte. Stelle der Softwarekonzern den Support für seine herkömmlicheN Lizenzmodelle wie geplant ein, würden Office-Abonnements für jeden Nutzenden obligatorisch. Das werde zu einer Kostenexplosion führen, da perspektivisch alle Office-User in Gesundheitseinrichtungen ein Abo benötigen würden. "Die finanziellen Auswirkungen dieser Änderungen für Einrichtungen des Gesundheitswesens mit tausenden Mitarbeitenden sind erheblich", heißt es in einer Mitteilung der Organisation.

Kostenexplosion - aus 130.000 werden 2.100.000 Euro

Die dht-Verantwortlichen machen am Beispiel eines Krankenhausträgers mit insgesamt 10.000 Beschäftigten eine Modellrechnung auf: Bisher habe dieser eine Microsoft-Office-Lizenz pro Arbeitsplatz erwerben müssen, die in der Regel bis zu zehn Jahre lief. Die Lizenz war an den Arbeitsplatz geknüpft, mehrere Beschäftigte konnten damit arbeiten. Die daraus resultierenden Lizenzkosten des Trägers beliefen sich in diesem Beispiel auf etwa 130.000 Euro je Nutzungsjahr. Ab 2025/2026 müsste dieser Krankenhausträger jedoch bei einer gleichbleibenden Office-Nutzung jährlich etwa 2,1 Millionen Euro Lizenzkosten an Microsoft überweisen.

Wie die großen Softwarekonzerne abkassieren:

Müssten in Zukunft große Teile der IT-Budgets für Microsoft-Lizenzen aufgewendet werden, fehle das Geld an anderer Stelle. Notwendige Investitionen in Sicherheit und Innovation seien nicht mehr möglich. "Diese Situation gefährdet klar die aktuellen Digitalisierungsbemühungen deutscher Krankenhäuser", warnt die dht. Der gesamte Gesundheitssektor mit seinen rund sechs Millionen Beschäftigten werde darunter zu leiden haben.

Gesundheitssektor hofft auf politische Unterstützung

Es brauche eine zeitnahe Lösung für diese Problem, hieß es. Als eine Möglichkeit bringt die dht das "Microsoft Non-profit-Programm" ins Spiel, das gemeinnützigen Organisationen attraktive Lizenzkonditionen bietet. Leider seien Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen von diesem Programm bislang explizit ausgeschlossen. Eine weitere Option wäre der Abschluss von spezifischen Rahmenvereinbarungen, um finanzierbare Lizenzbedingungen für Krankenhäuser zu schaffen.

Die dht-Verantwortlichen setzen hier auf politische Unterstützung. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens sei letztendlich von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Es gelte, eine Balance zwischen dem öffentlichen Interesse und den berechtigten wirtschaftlichen Anliegen Microsofts zu finden, um die Digitalisierung vorantreiben und gleichzeitig die Sicherheit in einer systemrelevanten Branche gewährleisten zu können.