Digitalisierungsplan

Nutzen vor Technologie

23.05.2019
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Christian Olausson ist Management Berater bei der Transfourm GmbH. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Geschäftsbereiche S/4HANA und Digitale Transformation. Im Vordergrund steht dabei mittelständische Unternehmen bei der Migration zu S/4HANA zu begleiten und Prozessautomatisierungen mittels RPA und KI voranzutreiben. Im Fokus dabei steht immer, das Beste aus der bestehenden IT-Infrastruktur herauszuholen und um sinnvolle Erweiterungen zu ergänzen.

Scheitern der Technologieorientierung

Das erste Problem der Technologieorientierung ist, dass Unternehmen die Wirtschaftlichkeit und den Business Case des Digitalisierungsprojektes aus den Augen verlieren. Der Einsatz innovativer Technologien führt häufig zu hohen Kosten, sodass die Rentabilität des Projektes sinken oder nicht in geplantem Maße erreicht werden kann.

Die zweite Problematik besteht darin, dass Digitalisierungsprojekte vielfach ohne eine geeignete Systematik umgesetzt und zu starkes Vertrauen in die Kompetenz eines Anbieters gesetzt werden. Dies schränkt die Umsetzung jedoch frühzeitig sehr stark ein.

Digitale Projekte zeichnen sich häufig dadurch aus, dass mehr als eine Technologie zum Einsatz kommt und viele andere Kompetenzen, wie zum Beispiel Change Management und Prozessmanagement, gefordert sind. Unternehmen sollten sich bei derart komplexen Vorhaben auf eine praxiserprobte und anbieterunabhängige Vorgehensweise stützen. die von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung alle relevanten Einflussgrößen berücksichtigt.

Business Case als Entscheidungsgrundlage

Die Blaupause für diese Beurteilung bildet ein Business Case. Dieser Business Case sollte sowohl qualitative, quantitative als auch zeitliche Komponenten beinhalten. Die qualitativen Merkmale werden durch eine Beschreibung der Innovation und des Innovationsumfeldes festgelegt. Die quantitative Komponente bildet eine Wirtschaftlichkeitsanalyse. Im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsanalyse werden zuerst die Projektziele definiert, dann Potenziale und Kostengrößen festgelegt, quantifiziert und zuletzt in einer Gesamtbewertung zusammengefasst. Daraus können die zentralen Kennzahlen des Projektes abgeleitet und unterschiedliche Projektszenarien erstellt werden (z.B. best case,-realistic case,-worst case).

Die zeitliche Komponente spiegelt sich in einer Roadmap wieder, welche die wesentlichen Aufgabenpakete und Meilensteine zur Umsetzung des Projektes beschreibt. Mit diesem Business Case werden zwei Zielsetzungen verfolgt:

  1. Zum einen werden die geplanten Digitalprojekte anhand quantitativer und qualitativer Beurteilungsgrößen in eine Struktur überführt und analysiert.

  2. Zum anderen kann werden mit dem Business Case Digitalisierungsprojekte vergleichbar, so dass diese anschließend priorisiert und ausgewählt werden können.

Im Zuge der Digitalisierung werden die Karten neu gemischt - in allen Unternehmen und Branchen. Vielfach gehen Unternehmen dabei den zweiten Schritt vor dem ersten und verzetteln sich in der Umsetzung. Um Digitalisierungsprojekte erfolgreich umzusetzen gilt es daher folgende Faktoren zu berücksichtigen:

Gemeinsames Verständnis als Grundlage gemeinsamen Handelns: Digitalisierung kann nur gemeinsam gelingen. Erst ein gemeinsames Verständnis der Kerngedanken und dem Mehrwert der Digitalisierung motiviert zur Umsetzung.

Erst der Nutzen, dann die Technologie: Dieser Mehrwert kann mit Hilfe von Nutzendimensionen auf den Punkt gebracht werden. Damit lassen sich Ideen für neue Geschäftsmodelle und Unternehmensprozesse entwickeln, die anschließend mit Hilfe von Technologiebündeln umgesetzt werden.

Wirtschaftlichkeit steht im Mittelpunkt: Die Umsetzung eines Digitalisierungsprojektes sollte auf Basis wirtschaftlicher Kriterien erfolgen. Ein Business Case fasst die wesentlichen qualitativen und quantitativen Einflussgrößen zusammen und bildet die Grundlage einer unternehmerischen Entscheidung.